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22.12.2008

Das Ende des „Regenbogens" scheint erreicht

Das Ende des „Regenbogens" scheint erreicht

Jacqueline Krämer und Petra Röger (v.l.) gehören zum Team der "Regenbogen"-Buchhandlung. Sie schließt am 24. Dezember. Foto: Dorn

Von Stephanie Kuntermann.

Schriesheim. "Wir schließen zum 24.12." steht in großen Buchstaben auf einem Plakat im Schaufenster. Es gehört zum christlichen Buchladen "Regenbogen" in der Kirchstraße, Ecke Friedrichstraße. Diese Schließung bedeutet nicht nur eine Lücke im Geschäftsleben der Altstadt, sondern auch das Ende einer 27-jährigen Geschichte.

Nachdem die früheren Inhaber aufhörten, wurde in den achtziger Jahren beschlossen, das Geschäft weiterzuführen, allerdings mit einem Trägerverein. Das Besondere am "Regenbogen" ist damit nicht nur sein Nischensortiment christliche Literatur, sondern auch die Organisation. Nicht der Gewinn steht im Vordergrund: Der Laden wird mit der Maßgabe betrieben, möglichst kostendeckend zu arbeiten. "Wenn wir trotzdem Gewinn machen, geht der als Spende an die Christusträgerschwestern in Bensheim", so Jacqueline Krämer.

Eine andere Besonderheit ist, dass kein Mitglied des Verkaufsteams vom Fach ist. Petra Röger, Karin Rosenberger, Marita Granz, Kathy O’Leary und Jacqueline Krämer sind das Team, das seit fünf beziehungsweise zehn Jahren zusammenarbeitet, und das, obwohl Geschäftspartner nie so recht an den Erfolg des Geschäfts glaubten. "Wir haben oft von den Verlagen gehört: ,Gibt es Sie immer noch?’ Das konnten die einfach nicht glauben", erinnert sich Krämer schmunzelnd. Das könnte am Charme des Geschäfts liegen. Holz und warme Farben dominieren, man kann es sich zum Schmökern bequem machen.

Ein Pluspunkt war schon immer die Beratung. "Wer zum ersten Mal ,christlicher Buchladen’ hört, denkt vielleicht nur an Bibeln und Gesangbücher", so Krämer. Das stimmt nicht ganz. In den letzten 20 Jahren kam ein breites Sortiment christlicher Literatur heraus. Das Spektrum reicht vom Krimi über Jugendbücher bis zu Romanen. Verkaufsschlager sind "Schluss mit lustig" von Peter Hahne oder "Leben mit Vision" von Rick Warren. Außerdem werden jedes Jahr die neuen Losungsbücher und der "Neukirchner Kalender" verkauft, so auch dieses Jahr. Sogar auf "Wenigleser" ist der Buchladen eingestellt. "Das Buch ,Flucht im Morgengrauen’ besteht aus lauter kurzen Geschichten mit Querverweisen", so Röger. Gerade verzweifelte Eltern von Lesemuffeln sind dankbare Kunden. Das Team berät beim Kauf von Trauerkarten oder vermittelt Bibelkreise. Trotzdem ging in den letzten fünf Jahren der Umsatz kontinuierlich zurück. "Immer mehr Leute bestellen übers Internet", erklärt Röger. "Wir haben zwar unsere Stammkunden, es ist aber schwer, neue Kunden dazuzugewinnen, gerade jüngere." Auch das Computersystem erwies sich als nicht leistungsfähig genug. So fiel die Entscheidung, den Laden zu schließen, "um Null auf Null herauszukommen", wie Röger sagt. Derzeit können die Kunden das eine oder andere Schnäppchen machen. "Man kann auch bis zum Schluss bei uns bestellen", so Krämer.

Für 2009 kann sich der Verein aber auch einen Neustart vorstellen: "Wir haben auch schon früher einmal händeringend nach einem Nachfolger gesucht, und unerwartet hat sich jemand gemeldet", so Röger. Ein Kreis um Thomas Rufer sucht derzeit nach einem Nachfolger. Schön wären Fachkenntnisse. "Es sollte aber vor allem eine Person sein, der die christliche Literatur ein Herzensanliegen ist", so Röger. "Sie könnte auch ein ganz neues Konzept einbringen."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung