Schriesheim im Bild 2023

28.12.2008

Der „Rockexpress" steht still

Der „Rockexpress" steht still

In den frühen Morgenstunden des 24. Dezembers ist Ralf Gabe nach kurzer schwerer Krankheit gestorben.

Von Carsten Blaue.

Schriesheim. Noch im September stand er mit seinem "Rockexpress" auf der Bühne vor dem Stadtbrunnen. Es war eigentlich ein Straßenfest-Sonntag wie immer. Die Stimmung war prima. Doch ein Umbruch kündigte sich an. Ralf Gabe verabschiedete an diesem Abend die Sängerin Christine Waldschmidt. Eine Zäsur, nachdem die Band erst kurz zuvor mit einem unvergesslichen Konzert beim KSV-Sommernachtsfest ihr 20-jähriges Bestehen gefeiert hatte. Man wusste, dass es nun erst mal ruhiger werden würde um die Band. Keiner ahnte, dass beim Straßenfest ihr letzter Auftritt sein sollte.

Man sah Ralf Gabe sein Alter auf den ersten Blick auch dieses Mal nicht an. Ausgewaschene Jeans, schwarzes AC/DC-T-Shirt unter dem offenen Jeans-Hemd, Turnschuhe und schwarze AC/DC-Kappe. Dazu die harten Riffs, die er auf seiner E-Gitarre spielte. Das sollte ein 56-Jähriger sein, der da rockte?

Seine Auftritte standen oft im Kontrast zu seiner ruhigen, zurückhaltenden Art. "Der Lange" drängte sich nie auf und war wegen seiner Größe doch stets unübersehbar. Gabe lächelte verschmitzt, die Zigarette im Mundwinkel. Sein markantes Gesicht mit dem grauen Bart, das irgendwie immer etwas gebräunt wirkte, verriet auf den zweiten Blick, dass hinter dem Eindruck der ewigen Jugendlichkeit viel mehr stecken muss. Doch ganz ließ er sich wahrscheinlich nie in die Karten schauen.

Die Gitarre war für Ralf Gabe immer nur Hobby, ein Instrument nebenbei, wie er sagte. Unglaublich, wenn man ihn so auf der Bühne sah und sein Faible für Hardrock kannte.

Seine ernsthafte musikalische Leidenschaft galt aber dem Klavier. Gabe wuchs ohne Vater auf. Seine Mutter war Klavierlehrerin und führte ihn früh an das Instrument heran. Sie gab ihm die Musikalität mit auf den Weg und bildete ihn klassisch aus. Nach dem Abitur am Carl-Benz-Gymnasium in Ladenburg folgte ein Hochschulstudium der Musik.

Anschließend war Ralf Gabe ab der ersten Stunde als Lehrer an der Musikschule tätig. Die Wendung "Beruf und Berufung" war bei ihm keine Floskel, sondern galt wirklich. Dass er einen Sinn für die ruhigeren Auftritte hatte, zeigte Gabe zuletzt im Duo "Accustica", gemeinsam mit seinem langjährigen Weggefährten Klaus Schenk.

Neben der Musik waren Gabes Zuneigungen zur Toskana und zum 1. FC Nürnberg feste Größen in seinem Leben. Die Fahne des "Clubs" hing stolz auf dem Balkon seiner Wohnung über der Weinstube seines Cousins Wilhelm Müller, der am 28. Mai 1952 gerade mal zwei Stunden später als Ralf Gabe geboren wurde.

Gabe war fest mit Schriesheim verwurzelt, auch wenn Heidelberg seine Geburtsstadt war. Er war Sportler im TV und im SV Schriesheim. Seine Größe prädestinierte ihn für das Tor. Den Vereinen blieb er in seinem Herzen auch nach der aktiven Zeit immer zugewandt, und auch seine soziale Ader hat er nie verloren. Ebenso wenig wie seine Zuversicht bis zuletzt.

In den frühen Morgenstunden des 24. Dezember starb Ralf Gabe nach kurzer, schwerer Krankheit in einer Heidelberger Klinik.

Die Trauerfeier ist am Montag, 29. Dezember, um 14 Uhr, in der evangelischen Stadtkirche. Anstatt Blumen wird um Spenden für die Kirchliche Sozialstation Schriesheim gebeten, Konto: 670 020 24, bei der Sparkasse Rhein-Neckar-Nord, BLZ 670 505 05, Stichwort: Beerdigung von Ralf Gabe.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung