Schriesheim im Bild 2023

02.01.2009

Blick in die Sterne immer schwerer

Von Stefan Zeeh.

Schriesheim. "Die Bedingungen für astronomische Beobachtungen von der Erde aus werden immer schlechter", machte gleich zu Beginn seines Vortrages Stefan Brack dieser Tage seinen Zuhörern in der Schriesheimer Christian-Mayer-Volkssternwarte klar.

Kein Wunder, die Nachtbeleuchtung unserer Städte ist schon seit vielen Jahren derart hell, dass lichtschwache Objekte am Nachthimmel nicht mehr wahrgenommen werden können. Nur noch in wenigen entlegenen Gebieten der Erde, wie etwa in Chile, finden sich für große Teleskope geeignete Bedingungen.

Es ist aber nicht nur die sogenannte Lichtverschmutzung, die die Arbeit der Astronomen erschwert. Die Kondensstreifen von Flugzeugen hinterlassen zusätzlich einen Schleier in der Atmosphäre, der ebenfalls nur schlecht das Licht der Sterne durchlässt.

Außerdem hat die Erdatmosphäre ihre Eigenheiten, die das Leben auf der Erde zwar schützen, indem beispielsweise die UV-Strahlung fast vollständig von der Atmosphäre absorbiert wird, die aber für Astronomen ebenfalls Nachteile mit sich bringen. Die Wissenschaftler wollen auch Informationen über Sterne und Galaxien aus anderen Spektralbereichen als dem sichtbaren Licht bekommen. Denn daraus ergeben sich wichtige Informationen über die Zusammensetzung und Entstehung von Himmelskörpern.

Deshalb ist man schon vor vielen Jahren auf die Idee gekommen, Teleskope in das All zu bringen. "Aber auch das hat seine Nachteile", erläuterte Stefan Brack. Da sind vor allem die hohen Startkosten zu nennen. 10000 Euro werden pro Kilogramm veranschlagt, das mit einer Rakete in einen Erdorbit gebracht wird. Geschieht das mit einem Space Shuttle wird es doppelt so teuer.

Die Wartung der Teleskope ist nur schwer möglich und ebenfalls sehr teuer. Hier sind zwischen 400 Millionen und einer Milliarde Euro pro Weltall-Wartungsmission zu veranschlagen. Und dann die große Gefahr des Verlustes des extrem teuren Weltraumteleskops – etwa während des Raketenstarts oder später durch einen Meteoritenschauer.

Als eines der ersten Weltraumteleskope wurde 1990 "Rosat" ins All geschossen, um die Röntgenstrahlung kosmischer Objekte zu untersuchen. Dabei fand dieser Satellit bis zum Jahr 1999 insgesamt 125000 neue Röntgenstrahlungsquellen im Universum, wie Supernova-Explosionen oder besonders junge Sterne. Der Nachfolger von "Rosat", das Röntgenteleskop "Chandra", ist seit 1999 in Betrieb. Mit ihm konnten die Astronomen eine bisher unbekannte Art von Supernova-Explosionen beobachten, die so hell strahlt wie eine ganze Galaxie.

Besonders gut bekannt ist das "Hubble"-Weltraumteleskop. "Dieses Weltraumteleskop war eine schwere Geburt", wusste Brack zu berichten. Geplant hatte man es schon 1970, doch Geldmangel und die Challenger-Katastrophe im Jahr 1986 verhinderten den Start des elf Tonnen schweren Teleskops. 1990 war es dann soweit, doch die Wissenschaftler wurden sofort enttäuscht. Die Qualität der Aufnahmen durch Hubble war katastrophal.

Die Ursache hierfür war schnell gefunden: Der Hauptspiegel des Teleskops war matt. Abhilfe schaffte "Costar", eine Korrekturoptik, die 1993 während einer Wartungsmission mit dem Space Shuttle eingebaut wurde. In der Zwischenzeit haben noch einige weitere Wartungsmissionen stattgefunden, so dass die Gesamtkosten von "Hubble" inklusive der 2,5 Milliarden US-Dollar Baukosten schon sechs Milliarden US-Dollar betragen. Und die nächste Wartungsmission ist für dieses Jahr vorgesehen, damit "Hubble" noch bis 2012 Bilder vom Universum senden kann, bevor das Nachfolge-Teleskop "James Webb" seinen Betrieb aufnimmt.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung