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06.02.2009

Post-Filiale ist Thema in Berlin

Post-Filiale ist Thema in Berlin

Der Bundestagsabgeordnete Fritz Kuhn (r.) nahm die Unterschriftenlisten der Grünen Liste in Empfang. Foto: Dorn

Schriesheim. (cab) Hiesige Bundespolitiker kämpfen für die Schriesheimer Post-Filiale. Dr. Karl A. Lamers (CDU) hat einen Brief an den Vorstandschef der Post AG, Frank Appel, geschrieben, in dem er das Unternehmen dazu auffordert, von seinen Schließungsplänen Abstand zu nehmen. Zudem kam gestern Grünen-Fraktionschef im Bundestag Fritz Kuhn nach Schriesheim. Die Grüne Liste gab ihm das Ergebnis ihrer Unterschriftenaktion in einem dicken Ordner mit nach Berlin. Knapp 3300 Bürger hatten ihr Autogramm für die Rettung der Post-Filiale abgegeben.

"Das ist die größte Unterschriftenaktion in Schriesheim überhaupt", meinte Christian Wolf. Alle Ladenbesitzer in der Stadt hätten die Listen ausgelegt. Zwar seien die Chancen gering, die Post in der Hübsch’schen Mühle vor einer Zukunft als privat betriebene "Post-Agentur" zu retten: "Aber wir müssen etwas machen und es versuchen", so Wolf. Er sei begeistert, wie die Bürger die Unterschriftenaktion angenommen hätten.

Wolf unterstrich, dass der Service abnehme, wenn die Post zur "Partnerfiliale" werde. Schon heute seien teilweise drei Schalter gleichzeitig auf, und dennoch würden sich Kundenschlangen bilden, "und das nicht nur an Weihnachten." Beim Bau der Hübsch’schen Mühle vor sieben Jahren sei man davon ausgegangen, den Bestand der Post hier auf Dauer zu sichern: "Also haben wir unseren Ohren nicht getraut, als wir von der Schließung hörten." Kuhn zeigte Verständnis. Er werde mit Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) darüber sprechen: "Der ist hier zuständig für das operative Geschäft." In Glos’ Ministerium gibt es ein Referat für Postpolitik und Postwirtschaft. Zudem werde er mit der Bundesnetzagentur in Bonn Kontakt aufnehmen, versprach Kuhn: "Und ich melde mich, sobald ich etwas höre."

Er betonte, die Post dürfe sich aus der Fläche nicht als Universaldienstleister zurückziehen: "Die Post gehört zur Basis des kommunalen Geschäftslebens." Zudem sei damit ihr Mehrwertsteuer-Privileg verknüpft. Die Filialschließungen würden überall passieren und seien "nicht in Ordnung". Da könne man sich schon fragen, ob die Privatisierung der Post richtig gewesen sei. Mit Blick auf die Unterschriften sagte Kuhn: "Eine sehr hohe Zahl. Die Post müsste so etwas eigentlich in ihrer Entscheidung berücksichtigen." Ansonsten müsse man sich schon fragen, ob die Post Interesse an ihren Kunden habe – zumal sich die Beschwerden über die Post häufen würden.

Im Rathaus betonte Bürgermeister Hansjörg Höfer im Gespräch mit Kuhn, dass die Post dabei sei, sich ihren Namen kaputt zu machen. Auch der Stadt habe das Unternehmen vorgeschlagen, "Partner" zu werden, also die Post-Dienstleistungen zu übernehmen. Dazu sagte Höfer: "Man muss diese Entwicklung nicht noch unterstützen. Außerdem ist die Post ein Privatunternehmen, und ich bin als öffentliche Hand nicht dazu verpflichtet, da einzugreifen." Höfer nannte die Mehrwertsteuerbefreiung eine Subventionierung. Deren Wegfall, warnte Wolf, würde aber nur über die Preise auf die Kunden abgewälzt.

An sie dachte Lamers auch in seinem Brief an Appel. Die Schließung der Schriesheimer Filiale sei für die Kunden mit wesentlichen Service-Einschränkungen und dem Verlust von Lebensqualität gerade für ältere Menschen verbunden. Zudem werde Schriesheim als Einzelhandelsstandort erheblich geschwächt, so Lamers. Insbesondere der Einzelhandel sei auf eine Post mit Kurierdiensten und Bankberatung angewiesen. Die heutige Post-Filiale stehe für einen hohen Standard in Sachen Kundenfreundlichkeit, Service und Qualität mit motivierten Mitarbeitern. Lediglich eine "Grundversorgung" sei für eine Stadt der Größe Schriesheims einfach zu wenig, so der CDU-Abgeordnete. Gestern erinnerte die Grüne Liste auch nochmal daran, dass die Post ihre Dienstleistungen weiter anbieten müsste, wenn sie keinen Partner zum Betrieb einer privaten Post-Agentur finden würde.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung