Schriesheim im Bild 2023

02.06.2009

Ein großer Künstler wäre heute 100 Jahre alt

Ein großer Künstler wäre heute 100 Jahre alt

(sk) Heute wäre der Künstler Théo Kerg 100 Jahre alt geworden. Mit Schriesheim eng verbunden sind die Werke des international bekannten Malers, Grafikers, Bildhauers und Glasgestalters durch die Ausstellung seiner Werke im hiesigen Museum, das nach ihm benannt ist. Geboren wurde er im Luxemburgischen Niederkorn als Sohn von Marguerite Tresch und dem Grundschullehrer, Musiker und Erfinder Jean Kerg. Nur eine seiner drei Schwestern, Nathalie-Margaretha, überlebte ihn, eine weitere starb als Baby, die andere mit 36 Jahren.

Nach seinem Abitur 1929 studierte er von 1929 bis 1932 Malerei und Bildhauerei in Paris, unter anderem an der Ecole Nationale Supérieure des Beaux Arts und an der Sorbonne am Institut d’Art et d’Archeologie. In Paris hatte er zahlreiche Kontakte zu Künstlerkollegen, lernte Igor Strawinsky kennen und wurde vom Werk der Käthe Kollwitz beeinflusst. Zwischen 1933 und 1936 gehörte er der von dem belgischen Maler Georges van Tongerloo gegründeten Künstlergruppe "Abstraction-Création" an und veröffentlichte in deren Jahresheften. Ab 1937 war er Mitglied der Gruppe "Art Mural". An der Akademie Düsseldorf war er Schüler von Oskar Moll und Paul Klee, bis er 1933 nach Luxemburg zurückkehrte und in Esch-sur-Alzette als Lehrer arbeitete.

Im Jahr 1940 heiratete er Cathérine Vaccaroli, 1941 und 1943 wurden seine Kinder Vanna und Carlo geboren. Kergs Ehe wurde nach 45-jähriger Trennung geschieden. 1970 lernte er seine Künstlerkollegin Anni Krist kennen. Aus dem gemeinsamen Arbeiten wurde später eine Lebensgemeinschaft. Ab 1946 lebte Théo Kerg in Paris, wo er in der Rue St. Honoré 203 ein Atelier ausbaute. Ab dem Folgejahr hatte er hier zahlreiche Ausstellungen bei namhaften Galerien, etwa der Galerie Bellechasse. Bis zum Beginn der fünfziger Jahre lehnte sich Kergs Malerei an das Gegenständliche an. Licht- und Farbräume waren bestimmend. 1957 erfolgte seine Berufung an die Werkkunstschule in Kassel. Ab dem Jahr 1954 gestaltete er erste Wandteppiche, während er sich ab 1958 intensiv mit Glasgestaltung und Plastiken beschäftigte, mit Kunstharz arbeitete und verschiedene Techniken entwickelte. Im selben Jahr nahm er im neuen Zeltbau von Le Corbusier an der Weltausstellung in Brüssel teil. 1959 stellte er erstmals Werke des Taktilismus in der Schau "Tactilisme Lunaire et Terrestre" in der Galerie Bellechasse aus.

Ausstellungen in Nordamerika, Südamerika und Asien, in Genua, Cincinnati, Ljubljana oder Warschau folgten. Werke von Théo Kerg befinden sich in Privatsammlungen und zahlreichen Museen in Deutschland, Frankreich, der Schweiz, den USA oder in Luxemburg. In Paris, Köln, Luxemburg, Edingen-Neckarhausen oder Ludwigshafen übernahm er die Glasgestaltung in Hallen, Kirchen oder Kapellen.

Im April 1989 wurde das Museum Théo Kerg in Schriesheim eröffnet, das eine permanente Ausstellung seiner Werke zeigt. 1990 musste Théo Kerg sein Atelier und Appartement in Paris aufgeben. Er begann in Chissey en Morvan ein Atelier aufzubauen. Trotz schwerer Krankheit arbeitete er bis zuletzt. Seine letzte Ausstellung, "Chemin d’Artiste" (Der Weg des Künstlers) im Musée Rolin im burgundischen Autun gab davon Zeugnis. Am 4. März 1993 starb Théo Kerg in Chissey en Morvan, nahe Autun. Er wurde neben seiner Mutter in Luxemburg begraben (siehe weiteren Bericht).

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung