Schriesheim im Bild 2023

30.10.2009

Unterschiedliche Einschätzungen

Schriesheim. (sk) "Die Aktion ist bei uns sehr zögerlich angelaufen", berichtet Dr. Herbert Kraus. Der Altenbacher Allgemeinmediziner hält den Impfstoff gegen die Schweinegrippe zwar bereit, hält aber wenig von seiner Darreichungsform: "Man bekommt den Impfstoff nicht in sterilen Spritzen, sondern in einer Flasche. Der Inhalt muss mit dem Verstärker gemischt werden und ist dann nicht länger als 24 Stunden haltbar." Was in dieser Zeit nicht verabreicht wird, muss entsorgt werden. Also hat Kraus eine Impf-Liste angelegt. Stehen zehn Patienten darauf, wird geimpft, da eine Verpackung genau zehn Dosen enthält. Bislang stehen drei Patienten auf seiner Liste. "Bei dieser Art und Weise ist es unwahrscheinlich, dass sich die Bevölkerung durchimpfen lässt. Ich würde es auch nicht machen, das ist mir persönlich zu unsteril", kritisiert Kraus.

Auch die Patienten des Schriesheimer Allgemeinmediziners Dr. Joachim Dubowy sind keine Freunde des Impfens. "Bislang hat erst ein einziger Patient nach der Impfung gefragt", erklärt Dubowy. Seine Erfahrung: "Zwar sind die Medien voll mit Aufforderungen, sich impfen zu lassen, die Leute lassen sich davon aber nicht panisch machen. Viele haben zu große Angst vor den Nebenwirkungen." Dubowys Kollege Dr. Eduard Fischer rechnet dagegen mit einem großen Interesse der Patienten und hat 300 Einheiten des Impfstoffs bestellt: "Sehr viele Patienten haben schon nachgefragt." Die Diskussion um die Nebenwirkungen hält er für unsinnig: "Der Impfstoff besteht zu 30 Prozent aus Schweinegrippe- und zu zehn Prozent aus Vogelgrippe-Erregern. Der Rest sind Erreger der Grippe des letzten Jahres, so steht es auf allen Packungen." Zudem sei der Verstärker bereits seit vielen Jahren auf dem Markt, und man habe gute Erfahrungen mit ihm gemacht. Fischer, der sich selbst gegen die Grippe impfen will, wägt die Nebenwirkungen gegen die Erkrankung ab: "Was ist das schon gegen die Schweinegrippe? In den USA gibt es 20000 Infizierte, 1000 Menschen sind daran gestorben. In vier bis sechs Wochen kommt das auch zu uns." Ein ganz anderes Problem hat Dr. Robert Tecl: "Der Impfstoff ist bei uns in der Apotheke noch nicht lieferbar." Zwar sei die Impfbereitschaft nicht riesig, einige Patienten hätten sich aber doch in die Warteliste eintragen lassen. Mitte der Woche, spätestens am Montag könne bei ihm geimpft werden. "Dass Viren mutieren, ist etwas Normales. Die Gefahr, die von dem Virus ausgeht, ist nicht von der Hand zu weisen."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung