Schriesheim im Bild 2023

17.03.2011

„Ich habe die Bilder nicht ertragen"

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Gestern zeigte sich der Mathaisemarkt von seiner schönsten Seite beim Empfang der Ehrengäste. Die Sonne lachte zum sogenannten "Behördentag", der wieder Vertreter von Institutionen, Behörden und Verbänden aus der ganzen Region auf das Volksfest lockte. Auch fast alle Bürgermeister aus der Nachbarschaft. Dazu kamen die Weinhoheiten aus Schriesheim, Hemsbach und Lützelsachsen sowie Schriesheims weitere Prominenz – etwa aus Rathaus, Gemeinde- und Ortschaftsräten sowie Schulen. Sie alle begrüßte Bürgermeister Hansjörg Höfer zunächst in der Mathaisemarkt-Kunstausstellung des Kulturkreises im Haus der Feuerwehr: "Wir hatten schon am ersten Wochenende so viele Besucher wie beim gesamten Mathaisemarkt im vergangenen Jahr."

Diesen, gestand Höfer, hätte er nicht feiern können, wenn er am vergangenen Freitag – dem Tag der Krönung – die TV-Bilder aus Japan im Kopf gehabt hätte. Also habe er den Fernseher kurzerhand ausgemacht: "Ich habe die Bilder der Katastrophe nicht ertragen". Während sich in Schriesheim die Behördenvertreter trafen, waren die hiesigen Landtagsmitglieder auf dem Weg zur Plenarsitzung über die Natur- und Atomkatastrophe.

Für Höfer ein Zeichen, dass sich etwas tue nach der Tragödie. Die Hilfe laufe an. Inzwischen habe er nachgedacht über das, was passiert sei. So kam Höfer wohl auch zu dem Schluss, dass er den Mathaisemarkt nicht abbrechen sollte. Jedenfalls verglich er Japan mit den Terroranschlägen auf das World Trade Center vor zehn Jahren: "Weil es auch dieses Mal politische Veränderungen geben wird." Auch was Schriesheim bewegt, skizzierte der Bürgermeister. Nach der Finanzkrise seien die Kommunen verlässliche Partner von Land, Bund und Wirtschaft gewesen.

Sie hätten wesentlich dazu beigetragen, dass die Konjunktur wieder "angelaufen" sei. Dennoch: Größere Projekte hätte man auch in Schriesheim nicht ohne Zuschüsse und Fördergelder verwirklichen können. Bezüglich des OEG-Areals in Schriesheim ließ Höfer zumindest Entwicklungen erkennen. Für das gesamte Gelände, dass der Mannheimer MVV gehöre, habe man "solvente Käufer" gefunden. In den nächsten Wochen sollen, so Höfer, die Verträge unterschrieben werden. Ende des Jahres sei mit ersten Baumaßnahmen zu rechnen. Details nannte Höfer nicht, der später die "Novizen" des Rundgangs im Zehntkeller zu Wort kommen ließ – und einen, der zum letzten Mal in Amt und Würden dabei war: Hemsbachs Bürgermeister Volker Pauli. Er geht zum Jahresende in den Ruhestand: "Mein Bauch sagt: ’Mach’ weiter’, mein Kopf sagt: ’Hör’ bloß auf", so der letzte Bürgermeister vom alten Schlag.

Irgendwie bringt der "Behördentag" auch immer neue Erkenntnisse. So gestand der Rheinländer Jochen Krüger von der WVE-Anteilsfirma AWS, dass es in Gelsenkirchen nicht so schöne Weinhoheiten gebe: "Wir haben ja auch weniger Weinberge." Weinheims Stadtwerke-Geschäftsführer Peter Krämer freute sich, seine Kölner Karnevalszeit in Schriesheim etwas verlängern zu können, was Höfer schon fast zu einem jecken Kalauer trieb: "Lützelsachsen, wo schöne Mädchen auf den Bäumen wachsen."

Auch Peter Hartmann griff im Zehntkeller zum Mikrofon und dankte CDU-Stadträtin Isolde Nelles, die den 96-jährigen Ehrenbürger meist zu allen Terminen chauffiert: "Ich freue mich immer über eine so nette Fahrerin". Diese begleitete Hartmann auch hinaus, als die Gäste auf den Rummelplatz weiterzogen. Hier warteten die Fahrgeschäfte, in der Weinscheuer Majer später das Mittagessen und schließlich ein kühles Bier bei der Welde im BDS-Zelt, wo drei Handballer der "Rhein-Neckar-Löwen" am RNZ-Stand Autogramme und ein Interview gaben.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung