Schriesheim im Bild 2023

29.03.2011

„Das muss man erstmal verarbeiten"

Schriesheim. (cab) Am Tag danach äußerten sich die Parteien nicht nur zum Ausgang der Landtagswahl, sondern auch zu den Auswirkungen auf Schriesheim.

"Zum Glück bleibt uns Georg Wacker erhalten. Er wird sich weiterhin ins Zeug legen und hat ja immer noch gute Kontakte in Stuttgart", sagte CDU-Stadtverbandsvorsitzender Adrian Ahlers. Insofern hätten Schriesheim und die CDU zwar keinen direkten Ansprechpartner mehr in der Landesregierung, der aus der Stadt stammt: "Aber wir müssen und werden mit der Situation klarkommen. Zumal auch keine Großprojekte anstehen." Ahlers räumte aber ein, dass es in Zukunft nicht mehr ganz so sein werde wie vor der Wahl.

Deren Ergebnis sei für ihn "ein Schock" gewesen: "Das muss man erstmal verarbeiten." Ahlers sprach von einem "emotionalen Wahlkampf" und sah einen Grund für die Niederlage in der Person Stefan Mappus: "Seine Art hat nicht dazu beigetragen, unsere Wähler zu mobilisieren. Er ist kein Sympathieträger", sagte der CDU-Stadtrat über den bald nicht mehr amtierenden Ministerpräsidenten.

Mit dem künftigen Regierungschef Winfried Kretschmann sei Uli Sckerl sehr vertraut, sagte Gisela Reinhard, Schriesheims Vorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen. Sie hält es für wünschenswert und möglich, dass Sckerl in der Landesregierung eine Aufgabe übernimmt: "Das würde sich anbieten. Aber man muss auch abwarten, was die SPD will."

Auswirkungen auf die Kommunalpolitik wollte Reinhard im Sieg von Grün-Rot nur bedingt erkennen: "Wenn wir selbst Initiativen ergreifen, haben wir vielleicht etwas mehr Rückenwind."

Aber eigentlich, gab die Stadträtin der Grünen Liste zu, müsse man das alles "erstmal im Kopf ankommen lassen. Wir müssen die eigenen Positionen neu abstecken." Viele hätten sie gestern im Ort angesprochen und sich mitgefreut: "Bei einigen hätte ich das gar nicht erwartet." Den Grünen traute Reinhard das Regieren durchaus zu: "Warum nicht? Warum sollten Grüne schlechter regieren, als die bisherige Regierung in Baden-Württemberg? Wenn wir uns daran messen, dann können wir das auf jeden Fall besser."

SPD-Zweitkandidat und Schriesheims Ortsvereinsvorsitzender, Sebastian Cuny, sagte, dass die Genossen ihre beiden Hauptziele erreicht hätten: Den Wechsel in Stuttgart und den Erhalt des Mandats im Wahlkreis Weinheim. Dass die SPD in Schriesheim in der absoluten Stimmenzahl dazugewonnen und ihr Ergebnis prozentual entgegen dem Landestrend gehalten habe, sei auch ein Verdienst guter Kommunalpolitik. Schriesheim werde jetzt nicht abgehängt, nur weil die Landtagsabgeordneten der Regierungsparteien nicht mehr aus der Stadt kommen, so Cuny: "Denn unsere Abgeordneten sind für ihren ganzen Wahlkreis gewählt." Zudem sei Gerhard Kleinböck als Ladenburger Stadtrat und SPD-Ortsvereinschef noch immer Kommunalpolitiker: "Da sehe ich also keine Gefahren."

Auch Ingo Kuntermann glaubte nicht, dass das Wahlergebnis auf das kommunalpolitische Handeln durchschlage: "Kommunalpolitik ist ein anderes Feld. Sie wird durch den Wahlausgang nicht tangiert." Der FDP-Ortsvereinschef kündigte an, dass die "Liberalen Runden" fortgesetzt würden. Und in fünf Jahren sehe die Lage auch wieder ganz anders aus: "Dann sind andere Themen relevant", so Kuntermann. Dr. Birgit Arnold wird dann nicht mehr dabei sein. Nach dem Verlust ihres Landtagsmandats sagte sie gestern: "Alles hat seine Zeit. Und die Zeit der Politik ist für mich vorbei."

Im Vorstand des Ortsvereins der Schriesheimer FDP werde sie aber weiter mitarbeiten: "Das liegt mir am Herzen." Und auch im Wahlkreis werde sie präsent bleiben bei liberalen Veranstaltungen. Ansonsten beginne für sie ein neuer Lebensabschnitt nach der "dramatischen Wende" vom Sonntag. Sie werde jetzt ein Jahr lang tun, worauf sie gerade Lust habe. Danach sehe sie weiter, so Arnold.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung