Schriesheim im Bild 2023

11.04.2011

Kamele können Vorbilder sein

Schriesheim. (sk) Die Werbekampagne heißt "Energiekarawane". Ihren Namen hat die Aktion, die auf das Viernheimer Beratungsbüro Grundtland zurückgeht, von den Kamelen, die damals werbewirksam durch die Stadt im Südhessischen getrieben wurden und vor jeder Haustür halt machten. Das Wüstenschiff diente als Symbol für wirtschaftlichen Umgang mit Ressourcen, und Sinn der Sache war eine Beratung der Bürger, wie sie ihr Haus energiesparender umbauen können. Der Name blieb, die Kamele kamen dagegen nur einmal. In ihrem Gefolge suchen seit damals immer wieder Energieberater Häuser in und um Viernheim auf, deren Adressen sie von den jeweiligen Gemeinden erhalten. Etwa in Heddesheim.

Auch nach Schriesheim soll die Karawane ziehen und vor 400 sanierungsbedürftigen Häusern Halt machen. Die Adressen erhalten die Energieberater dabei von der Stadt. Auf das Thema Datenschutz angesprochen, wirkt Energieberater Peter Paulat, der in Heddesheim dabei war, etwas ratlos: "Damit hatte bislang kaum jemand ein Problem", sagt er. Denn zuvor würde bei den Bewohnern telefonisch angefragt, ob sie Interesse an einer Beratung hätten. Bezahlt wird die "Energiekarawane", wie Paulat erklärt, "zu 99 Prozent" von der Metropolregion Rhein-Neckar. Die Stadt Schriesheim hätte dabei lediglich Verwaltungskosten zu tragen. Anders war das damals noch beim Viernheimer Pilotprojekt. In mehreren Durchgängen wurden da die Eigentümer angesprochen. An den Kosten der dritten Werbe-Runde bei den Bürgern war zur Hälfte die "CO2NTRA" beteiligt, eine Klimaschutzinitiative des Dämmstoffe-Herstellers Saint-Gobain Isover.

Für Schriesheim ist die "Energiekarawane" noch lange nicht beschlossene Sache: "Dieses Projekt ist bislang nur angedacht und müsste vorher erst einmal im Gemeinderat beraten werden", wiegelt Bürgermeister Hansjörg Höfer ab. Er geht von der Behandlung der Sache "noch vor der Sommerpause" aus.

Vorerst begnügt sich das Stadtoberhaupt beim gestrigen Termin damit, Paulat und seinen Kollegen Jens Boehnisch als neue Gewerbetreibende in Schriesheim zu begrüßen. Auch das, wie Höfer erklärte, mit einiger Verspätung, gibt es deren "Energiebüro" in der Talstraße doch bereits seit vergangenem Herbst. Diplom-Geologe Paulat, Biologe Boehnisch, ein freier Mitarbeiter und ein "stiller Teilhaber" haben die Räume neben dem "Bachschlössl" angemietet und führen darin oder direkt beim Kunden Beratungen zu den Themen Wärmedämmung und Photovoltaik durch. Dazu gehören auch Informationen über Fördermöglichkeiten, die in der Hauptsache von KfW, BAFA und der Landesbank angeboten werden. Im Gegensatz zur KliBA, der Klimaschutz- und Energie-Beratungsagentur Heidelberg-Nachbargemeinden, die zweimal pro Woche kostenlose Bürgersprechstunden im Rathaus anbietet, erarbeitet das "Energiebüro" gegen Rechnung eine Analyse des jeweiligen Gebäudes, errechnet den Energiebedarf und zeigt die Sanierungsmöglichkeiten auf. "Man kann bis zu 95 Prozent der Energie einsparen", sagt Paulat. Die Kosten für diese Energieberatung betragen 650 Euro für ein durchschnittliches Gebäude. "300 Euro davon übernimmt auf Antrag die BAFA", so Boehnisch. Er sieht das Büro als sinnvolle Ergänzung zur KliBA.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung