Schriesheim im Bild 2023

16.12.2011

Viel Wind, wenig Ergebnis

Schriesheim. (sk) Ein Gutachten soll klären, an welchen Stellen auf Schriesheimer Gemarkung Windräder aufgestellt werden können. Fachleute sollen diese Standorte unter Naturschutz-Gesichtspunkten beurteilen. Das waren die beiden Punkte des Grünen-Antrags zum Thema Windenergie, über die der Gemeinderat in seiner letzten Sitzung des Jahres zu entscheiden hatte.

In seiner Antragsbegründung ruderte Grünen-Fraktionschef Christian Wolf dann allerdings zurück: Eine Begutachtung sei erst der zweite Schritt. Der erste müsse das Gespräch mit den Nachbargemeinden sein. Liegen doch die für Windkraft geeigneten "Vorranggebiete" an den Gemarkungsgrenzen zu Hirschberg und Dossenheim. Windgeschwindigkeiten ab 5,5 Meter pro Sekunde seien für Windräder interessant, bemerkte Stadtbaumeisterin Astrid Fath, und solche Geschwindigkeiten gebe es im Bereich Hohe Waid an der Hirschberger Gemarkungsgrenze und Weißer Stein bei Dossenheim.

Wolf erklärte, die Begutachtungs-Anträge zurückstellen zu wollen. Von den ursprünglichen Anträgen blieb damit nichts übrig. Und mit dem Verbleibenden konnten auch die anderen Fraktionen leben, die sich aufgeschlossen gegenüber dem Thema Windenergie zeigten. "Es freut mich, dass wir da alle einer Meinung sind", konstatierte denn auch SPD-Stadtrat Sebastian Cuny, der diese Einmütigkeit in der letzten Sitzung des Jahres begrüßte. In Baden-Württemberg müssten noch etwa 800 Windräder gebaut werden, um eine Quote von zehn Prozent der Stromproduktion zu erreichen. Und auch das bringe noch keine "Verspargelung" der Landschaft, war Cuny überzeugt. Ein sensibles Vorgehen und die Abstimmung mit den Nachbarn seien notwendig, wenn die landschaftliche Schönheit der "Blühenden Bergstraße" erhalten bleiben solle.

Gerade im Schwarzwald gebe es mittlerweile Gebiete mit derart vielen Windrädern, dass es schon "in den Augen weh" tue, wenn man daran vorbei fahre, stimmte auch Alfred Burkhardt (FW) zu.

CDU-Stadtrat Michael Mittelstädt wunderte sich ein wenig über den Zeitpunkt, zu dem der Grünen-Antrag komme: "Denn die Stadt beschäftigt sich doch schon ein halbes Jahr lang mit dem Thema." Die Vorlage für einen Antrag hätte eine abgeschlossene Regionalplanung sein müssen: "Und die haben wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht." Damit spielte er auf das Gesetzgebungsverfahren zum Regionalplan Rhein-Neckar an, das derzeit noch läuft.

Wichtigster Punkt darin ist - neben Vorrang- und Ausschlussgebieten für Windkraft - die Schaffung von "verbleibenden Gebieten", über die die Gemeinden selbst ihr Planungsrecht legen und entscheiden können. Mittelstädt monierte auch, dass derzeit noch gar nicht feststeht, wer eigentlich die Kosten der Erschließung trägt, wenn etwa ein Windrad im abgelegenen Bereich Hohe Waid aufgestellt wird. Enorm hohe Kosten könnten hier die Vorteile durch Pachteinnahmen, die Fath auf 20 000 bis 25 000 Euro pro Anlage bezifferte, aufwiegen. Das Ziel, den Windkraftanteil im Land auf zehn Prozent zu steigern, begrüßte FDP-Stadtrat Wolfgang Renkenberger. Er erinnerte daran, dass es einen landesweiten Windatlas gebe: "Er wurde damals initiiert von einem Liberalen, dem damaligen Wirtschaftsminister Ernst Pfister." Zweck sei gewesen, die Windenergie und damit die Wirtschaft zu fördern und damit besonders lohnende Standorte für Windenergie auszuweisen.

Inwieweit Windatlas und Regionalplan in Zusammenhang stehen, wurde nicht erörtert. Ohnehin, so merkte Wolf weiter an, gebe es zur Windenergie noch eine Menge Klärungsbedarf: "Wir wissen im Moment einfach noch zu wenig darüber und können nicht abschätzen, was Windkraftanlagen auf Schriesheimer Gemarkung bedeuten würden. Wir wissen selbst noch nicht, ob wir sie gut finden oder nicht."

Weshalb der Gemeinderat sich auf einen "kleinsten gemeinsamen Nenner" einigte und einstimmig für Gespräche und ein gemeinsames Vorgehen mit den Nachbargemeinden votierte.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung