Schriesheim im Bild 2023

12.02.2013

Ein Weltmeister an der Bergstraße

Von Claus Weber

Schriesheim. Unverhofft kommt oft. Eigentlich waren die Ringer des KSV Schriesheim an Junioren-Vizeweltmeister Peter Öhler interessiert. Doch der Halbschwergewichtler aus Mühlenbach gab dem Bundesliga-Aufsteiger einen Korb und wechselte lieber nach Nendingen. Immerhin half Öhler den Bergsträßern mit dem Kontakt zum WM-Dritten Marthin Hamlet Nielson aus. Als auch der Norweger abgesagt hatte, dachte sich KSV-Vorstandsmitglied Wolf-Dieter Gehrig, wenn wir den Zweiten und Dritten nicht bekommen, dann versuchen wir es doch gleich beim Junioren-Weltmeister in Litauen. Und der sagte prompt zu. Am Samstagabend stellten die Schriesheimer Vilius Laurinaitis vor. Der 20-Jährige aus der Hauptstadt Vilnius nutzte eine kurze Pause zwischen zwei Trainingslagern, um an der Bergstraße einen Lizenzantrag zu unterschrieben. Gehrig hatte über Facebook Kontakt zu dem Litauer aufgenommen. "Ich hatte noch zwei andere Angebote, doch das aus Schriesheim schien mir das seriöseste zu sein", erklärte Laurinaitis, der ganz gut Englisch kann und deshalb kaum Verständigungsprobleme haben sollte.

Laurinaitis wiegt rund 100 Kilo, kann also im Halbschwer- und im Schwergewicht des griechisch-römischen Stils eingesetzt werden. Er wird in Schriesheim nicht alle Saisonkämpfe bestreiten, sondern sich mit Kai Dittrich abwechseln. "Er wird auf jeden Fall im ersten Kampf ringen, dann vermutlich für sein Land zur WM nach Budapest fahren und anschließend wieder hierher zurückkehren und mehrere Wochen am Stück bei uns bleiben", erklärte KSV-Chef Klaus Grüber. Laurinaitis dürfte für den KSV ein echter Siegringer sein. "Im Schwergewicht wird er es natürlich nicht so einfach haben", schätzt Abteilungsleiter Werner Wolf, "aber bis 96 Kilogramm wüsste ich nicht, wer ihn schlagen soll."

Mit acht Jahren hat Laurinaitis mit dem Ringen begonnen, seit 2005 trainiert und lebt er im Litauischen Olympic Sport-Center (LOSC) in der Hauptstadt Vilnius. "Die Ringer sind dort wie kaserniert", hat sich KSV-Vorstandsmitglied Wolf-Dieter Gehrig schlau gemacht. Morgens wird im Kraftraum trainiert, mittags auf der Matte, der Ernährungsplan ist fest vorgeschrieben, pro Jahr stehen rund 15 große Turniere auf dem Programm.

Neben den Junioren-Weltmeisterschaften im thailändischen Pattaya, dessen Finale der Litauer mit 2:1 Runden gegen Peter Öhler gewann, feierte er zuletzt Turniererfolge beim Dave Schultz Memorial in Colorada Springs/USA sowie beim Ole Karavaev Memorial im weißrussischen Minsk. Nächstes großes Ziel sind die Europameisterschaften in sechs Wochen in Tbilisi/Georgien.

Laurinaitis sei ein Ringer, der ständig marschiere, erklärt Wolf-Dieter Gehrig: "Er wartet nicht ab, will den Kampf gestalten, macht ständig Tempo." Der litauische Landesmeister ist der zweite Neuzugang, den die Schriesheimer für ihr Premierenjahr in der Bundesliga geholt haben. Vor einer Woche war bereits der deutsche Juniorenmeister Ibrahim Fallacara (22) aus dem hessischen Niedernberg verpflichtet worden.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung