Schriesheim im Bild 2023

18.02.2013

Legt zu viel Wasser den Kandelbach trocken?

Von Axel Sturm

Ladenburg/Schriesheim. Der Kandelbach führt auf Ladenburger Seite in letzter Zeit häufiger kein Wasser, was Pflanzen und Tiere bedroht. Zwar beschäftigte das Thema "Wasser" schon im Mittelalter die Schriesheimer und die Ladenburger - aber damals hatte der Wassernotstand des Kandelbachs einen anderen Grund. Wenn die Ladenburger für die Schriesheimer wieder einmal das Pflastergeld erhöhten, drehten die Weinstädter im Gegenzug den Hahn zu: Sie leiteten die Wasserzufuhr zum Kandelbach um und legten damit das Ladenburger Bachbett trocken. Die Rautenthaler-Mühle und die Stadtmühle mussten ihren Betrieb einstellen, und die Färber waren arbeitslos. Damit die Wasserzufuhr garantiert war, verkauften die Ladenburger im Mittelalter den Schriesheimern das Waldstück Hundszagel (heutiger Name Hundsrück). Damit sicherten sich die Römerstädter das Wasserrecht, und die Schriesheimer konnten ihren Waldbesitz ausweiten.

Heute werden diese Angelegenheiten der Kommunen im Wassergewinnungsverband und im Abwasserzeckverband vertraglich geregelt. Wenn es Probleme gibt, finden die Sachbearbeiter der Rathäuser in der Regel schnelle Lösungen.

Weil die Trockenlegung des Kandelbaches zum Problem wird, reagierte nun der GLL-Stadtrat Alexander Spangenberg mit einer Anfrage in der jüngsten Ratssitzung. Um die Weihnachtszeit war der Bach zeitweise sogar ganz ohne Wasser, was für die Tier- und Pflanzenwelt eine große Gefahr darstelle, erläuterte Spangenberg.

Die Beschwerden bei Spangenberg, der auch der örtliche BUND-Vorsitzende ist, ließen nicht lange auf sich warten. "Wir müssen den Wasserzulauf sicherstellen, denn die Folgen können fatal sein". Der stellvertretenden Stadtbaumeister, Gregor Völker, nahm sich nun dem Thema an. Der Grund der Trockenlegung sei allerdings nicht das fehlende Wasser, was in der Sommerzeit schon mal passieren könnte. Im Gegenteil, derzeit führe der Bach sogar zu viel Wasser. Und wenn zu viel davon von der Quelle im Odenwald in Richtung Neckar fließt, werden auch mehr Treibgut und Sand in die Ebene gespült. Am Verteilerbauwerk an der Autobahn auf der Schriesheimer Gemarkung gebe es dann Probleme, informierte Völker.

Hier sind zwei Abzweige eingebaut, die die Wasserzufuhr des Losgrabens und des Kandelbachs regeln. Weil der Abzweig für den Kandelbach recht eng ist, verstopft oft das Schmutzgitter. "Die Schriesheimer Kollegen vom Bauhof säubern zwar diese Stelle regelmäßig, um den Durchfluss zu sichern - aber dies ist keine Dauerlösung", berichtete Völker. Man müsse bei Hochwasser diese Stelle mehrmals am Tag reinigen. An Sonn- und Feiertagen, wenn die Verteilerstelle nicht besetzt ist, kann es daher zu Problemen kommen - und dies sei um die Jahreswende wieder einmal geschehen. Den beiden Gemeinden ist das Problem bekannt, es soll umgebaut werden. Die Planungen hierfür wurden schon 2009 auf den Weg gebracht. Doch die Wasserrechtsbehörde hat ein Mitspracherecht und schlug vor, eine Fischtreppe einzubauen, was die Baumaßnahme jedoch erheblich verteuert. Die Ladenburger und die Schriesheimer gingen ursprünglich davon aus, dass der Umbau mit 50 Prozent gefördert wird.

Über die Verteilung der Restkosten wäre man sich einig geworden, war man optimistisch. Nun scheint es so, dass das Bauwerk aber so teuer wird, dass eine detaillierte Kostenermittlung erforderlich wird. "Man muss klipp und klar sagen, wir stehen nicht vor einer schnellen Realisierung", informierte Völker die Ratsmitglieder. Das befriedigt den BUND-Vorsitzenden nicht. Er befürchtet im Sommer einen "Gau", wenn nicht schnell gehandelt wird. "Wir dürfen nicht riskieren, dass es zu einem Fischsterben kommen könnte", sagte Spangenberg. Er habe dem Ladenburger Bürgermeister gebeten, sich mit seinem Schriesheimer Amtskollegen in Verbindung zu setzen. Es soll eine Dienstanweisung geschrieben werden, damit sichergestellt sei, dass der Durchlauf zum Kandelbach täglich gereinigt wird, schlug Spangenberg vor.

Schriesheims Bauhofleiter, Lothar Koch, ist sich nicht sicher, dass das Problem mit der Säuberung des Schmutzrechens behoben ist. Er vermutet, dass das Wasserrohr, das unter der Autobahn verläuft, zugesandet ist. Er empfiehlt, das zu berücksichtigen. Denn er ist sicher, dass die Schriesheimer keine Schuld daran haben, dass der Kandelbach zu wenig Wasser führt.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung