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19.02.2013

Zwei gigantische Konstruktionen

Zwei gigantische Konstruktionen

euland für Küffner: Erstmals baut er ein Festzelt auf dem Mathaisemarkt auf. Fotos: Dorn
Schriesheim. (sk) Vorn stehen schon die ersten Laster der Süßigkeitenbuden, im hinteren Teil des Festplatzes entsteht seit Freitag das Festzelt. Hell soll es sein, von Giebel mit den durchsichtigen Einsätzen über die Decke bis zu dem mit sandfarbenen Holzplatten ausgelegten Boden. "Wenn der Boden dunkel ist, schluckt das gleich eine Menge Licht", sagt Sascha Abele. Er ist Juniorchef der Stuttgarter Zeltbaufirma, die seit Freitag im Auftrag von Festzeltwirt Hans-Peter Küffner ein 60 Meter langes und 30 Meter breites Zelt am westlichen Ende des Festplatzes aufstellt. Mehr als 2000 Menschen sollen darin Platz haben, wenn die aus Aluminiumstreben bestehende Konstruktion fertig ist.

Gerade werden die Seitenwände montiert, eine andere Gruppe des 12 Mann starken Bautrupps verlegt im hinteren Zeltteil Bodenplatten. An der westlichen Seite wird wie in früheren Jahren die Bühne stehen. An der acht Meter hohen Decke hängen Ventilatoren. "Sie drücken die Wärme, die nach oben steigt, wieder nach unten ins Zelt. So können wir bis zu 30 Prozent Heizkosten sparen", erklärt Abele. Außerdem halten Türen mit Schließmechanismus die Wärme im Zelt. Ein Warmluftgebläse mit Raumthermostat sorgt für gleichmäßige Temperaturen, auch wenn im Zelt Hochbetrieb herrscht und sich niemand um die Heizung kümmern kann. Bis zum Abend soll der "Rohbau" stehen, ab nächster Woche sorgt dann schon eine erste Heizung für Wärme. "Wenn es dann aufs Zeltdach schneit, taut der Schnee dann von allein ab", so Abele. In über 50 Jahren, die die Firma bereits Zelte aufstellt, habe es bislang keinen Schaden durch Unwetter oder Schnee gegeben, ist er zuversichtlich. Weiter geht es danach mit dem Innenraum. "Die Farben sind Weiß, Gelb und Grün", sagt Reinhold Walter vom Küffner-Hof, der für den Aufbau verantwortlich ist. Stoffplanen in diesen Farbtönen werden an die Decke gehängt, dazwischen platzieren die Arbeiter Kränze mit Lampen. Wenn dann noch Wasser, Strom und Soundanlage angeschlossen sind, ist es Zeit für eine Nachtwache. "Es ist unglaublich, was alles gestohlen wird", wundert sich Walter und berichtet von einem Stromkasten, den Diebe kürzlich auf einem anderen Volksfest mitgehen ließen.

Wenn die gesamte Inneneinrichtung samt Küche "steht", kommen zuletzt Tische und Bänke ins Zelt. Sie werden nach einem fertigen Plan aufgestellt, der allerdings noch Gestaltungsspielraum lässt. "Wir stellen vielleicht als Abtrennung zwischen die Tische noch Zäune auf", bemerkt Walter. Da Festzeltwirt Küffner mit seiner Mannschaft heuer zum ersten Mal auf dem Mathaisemarkt ist, muss sich noch einiges einspielen und ausprobiert werden.

Diese Phase hat Richard Glos schon seit langer Zeit hinter sich. Seit 21 Jahren ist der Richtmeister der Rodgauer Firma Losberger für die Aufstellung des Gewerbezelts verantwortlich, das gerade neben dem Festzelt errichtet wird. Glos kennt die Tücken des Festplatzes und hat sich mit vielen arrangiert. Etwa damit, dass entlang der Steinachstraße immer dann "tausend Autos" parken, wenn die Giebelwand des Zeltes aufgestellt werden soll. Deshalb hat er gar nicht erst den großen Kran mit der mächtigen Aufstellfläche bestellt. Zwei kleine Kräne übernehmen das Heben des dreieckigen Aluminium-Giebels. 8,8 Meter misst er an seiner höchsten Stelle, an den Seiten jeweils 3,5 Meter.

50 Meter lang und 30,5 Meter breit ist das fertige Zelt. Es besteht aus 22 einzelnen "Giebeln", die am späten Vormittag noch am Boden liegen und einzeln aufgestellt werden müssen. Dann kommen die Plane, die aus Kunststoff-Platten bestehenden Wände und der Boden. Bis dahin schlägt sich seine Truppe noch mit einem ekligen Problem herum: Den "Tretminen", die im Grasstreifen des Festplatzrands lauern. "Fast jeder von uns ist heute schon in einen Hundehaufen hinein getreten", beschwert sich Glos über die unappetitlichen Hinterlassenschaften. Nächster Großeinsatz für die Kräne ist der Transport des fünf Tonnen schweren Bierwagens. Das Ungetüm der Brauerei Welde wird einmal durch das ganze Zelt gezogen, vor dem Gastrobereich auf eine Rampe gehievt und auf den Boden gestellt.

Wenn dann die übrigen Bodenplatten montiert sind, kommen am Samstag die Aussteller unter der Regie von BDS-Vorsitzendem Rolf W. Edelmann zum Ausmessen der Stände. Ganz glücklich ist Glos auch nach Jahren noch nicht mit der Abtrennung zwischen Verkaufs- und Gastrobereich. Zu geschlossen wirke die Front, und auch an der Zelt-Rückseite würde er Glas-Einsätze begrüßen: "Dann kann man rein gucken und sehen, was drin los ist."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung