Schriesheim im Bild 2023

19.02.2013

"Mathaisemarkt nicht im Streit beginnen"

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Zum Schluss klatschten alle in der Marktausschusssitzung am Montag und stießen mit einem Glas Wein auf den Mathaisemarkt an, der Freitag nächster Woche beginnt. Doch das konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Vorbereitung auf das erste große Volksfest in der Region von unschönen Nebengeräuschen begleitet wird. Bürgermeister Hansjörg Höfer war es, der den Unmut des Gremiums auf sich zog, weil er den neuen Festzeltwirt Hans-Peter Küffner vor zehn Tagen einem ausgesuchten Kreis der Mathaisemarkt-Macher präsentiert hatte - samt Vorstellung des Musikoprogramms im Festzelt und Probeessen. Der Ausschuss war dabei außen vor geblieben. Zum Missfallen aller Fraktionsvertreter.

Höfer hatte es eingangs der Sitzung als gutes Zeichen gesehen, dass der kleine Sitzungssaal proppenvoll war. Sein Bemühen um gute Stimmung im Raum wurde gleich von Dr. Barbara Schenk-Zitsch (GL) ausgebremst. Im Beisein des neuen Wirts und dessen Sohn Marcel sagte sie: "Wir haben nichts gegen das Programm. Uns geht es um das Prozedere." Die Entscheidungen über den Terminkalender der Veranstaltungen des Festes obliege dem Marktausschuss, und die Verwaltung dürfe kein Programm "ohne unseren Beschluss" als abgesegnet vorstellen. Jetzt nicke das Gremium nur noch ab, obwohl die Vorberatung zuvor versprochen worden sei. Das zeuge von geringer Wertschätzung des Marktausschusses.

Höfer wiederholte seine Argumentation. Wäre Küffner in der letzten Sitzung wie verabredet da gewesen, hätte man sich diese Diskussion erspart. Doch Küffner sei seinerzeit krank gewesen. "Außerdem bin ich in das Fest so stark eingebunden, wie es sonst in der Region nicht üblich ist. Ich trage die Verantwortung für das Fest, auch dem Marktausschuss gegenüber", so Höfer. Man könne ja das Programm beschließen, "aber wir als Stadt machen alleine nur wenig. Ohne KSV kein Boxen, ohne BDS keine Mittelstandskundgebung, ohne die Geschäftsfrauen keine Modenschau." Er jedenfalls, sagte Höfer, habe niemanden kränken wollen. Davon zeigten sich die anderen Fraktionen unbeeindruckt und schlossen sich der GL-Kritik an. Anselm Löweneck (CDU) sprach von "massiven Irritationen" in der Union und einem Vorgehen Höfers, das in seiner Art und Weise nicht gut sei. Jutta Becker (FW) stieß in die gleiche Kerbe. Man vertraue Küffner und Marktmeister Fritz Haas, "denn das sind Profis." Aber, so Becker, Höfer habe eben nicht eingehalten, was er zugesagt habe. Nämlich dass der Marktausschuss Küffner vor der Abstimmung über das Programm kennenlerne.

Höfer versuchte es erneut: "Meine Absprache mit Herrn Küffner war, dass wir dieses Jahr machen, was wir schon die vergangenen 20 Jahre machen." Änderungen gebe es dann vielleicht nächstes Jahr. Das Vorgehen sei heuer eine Ausnahme. Karl-Heinz Schulz (SPD) trug die Kritik mit: "Aber der Bürgermeister hat ja gesagt, dass er sich bessern wird." Also könne die SPD das Programm anders als Grüne und Freie Wähler (sie hatten Enthaltung signalisiert) mittragen, zumal Küffner dem Mathaisemarkt gut tun werde und wisse, was er wolle. Über die Musikgruppen habe man sowieso nicht zu entscheiden.

Doch beschlossen wurde das Programm auch am Montagabend nicht. Eine weitere Irritation. "Müssen wir nun abstimmen oder nicht", fragte Becker etwas ratlos. Höfer beließ es bei einem klaren Nein. "Warum sind wir dann da", wunderte sich die Freie Wählerin. Löweneck wurde schließlich zornig, da nicht alle Gremiumsmitglieder eine Kopie des Plans für den Rummelplatz hatten, den Haas vorstellte: "Da muss uns doch was vorliegen", erzürnte sich der CDU-Stadtrat. Höfer besänftigte: "Eine Frage genügt, und die Kopien sind gemacht. Wir wollen den Mathaisemarkt doch nicht im Streit beginnen."

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung