Schriesheim im Bild 2023

12.03.2013

"Ich will das Fest bewahren"

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Im RNZ-Gespräch resümiert Bürgermeister Hansjörg Höfer den diesjährigen Mathaisemarkt. Dabei äußert er sich auch zum neuen Festzeltwirt und zu seinem persönlichen "schwarzen Montag".

Herr Höfer, wie fällt Ihre Gesamtbilanz des 434. Mathaisemarkts aus?

Es war ein schöner und runder Mathaisemarkt. Die Stimmung war wie das Wetter. Die Besucher waren gut drauf und haben Spaß gehabt. Ich danke auch allen Ehrenamtlichen, die das Fest ermöglicht haben. Das ist ein Riesenstab von mindestens 50 bis 100 Personen.

Wie zufrieden waren Sie mit dem neuen Festzeltwirt, Hans-Peter Küffner?

Ich habe immer wieder gehört, er habe einen guten Job gemacht. Er war immer präsent. Das ist wichtig. Die Gäste wollen den Chef sehen.

Wir haben aber auch anderes gehört. So fehlte Küffner bei der "Kesselprobe" und beim Gemeinderatsrundgang. Zudem vermissten viele die Gemütlichkeit im Zelt, und über das gastronomische Angebot gab es auch geteilte Meinungen.

Sicher muss das Zelt noch heimeliger werden, aber die Helligkeit war schon positiv. Die alten Nischen vermisse ich jedenfalls nicht. Außerdem muss man bedenken, dass es Zelte wie das vom "Göckelesmaier" heute gar nicht mehr gibt. Karl Maier selbst hat gesagt, dass er diese Art von Zelt nur noch in Schriesheim aufbaut, und nur so lange, wie nichts kaputt geht.

Wie gefiel Ihnen das Musikprogramm im neuen Festzelt?

Ich habe mich umgehört. Junge Leute sagten, am zweiten Wochenende sei es besser gewesen als am ersten.

Im Vorfeld hatte Hans-Peter Küffner immer wieder dafür geworben, die Bühne in der Mitte des Zelts zu platzieren...

...dann können wir aber die Krönung nicht mehr machen. Die Bühne an der hinteren Schmalseite hat sich etabliert. Darüber hinaus kann man sicher über vieles nachdenken, was die Gestaltung des Festzelts angeht.

Werden Sie auch nächstes Jahr mit Küffner zusammenarbeiten?

Ja, denn ich war mit seiner Arbeit zufrieden. Und er hat einen Zweijahresvertrag.

Man hat den Eindruck, manchem der alt gedienten Mathaisemarkt-Macher wäre es am liebsten, man würde über Gewalt und Alkohol beim Volksfest gar nicht berichten. Muss man aber nicht gerade darüber nachdenken, den Festplatzbereich als Brennpunkt künftig so zu gestalten, dass er auch in den Abendstunden wieder sicherer ist und nicht von "vorgeglühten", jungen Chaoten dominiert wird, die wohl zumeist von auswärts kommen?

Ich will das Fest bewahren, da sind wir uns sicher alle einig. Aber der Rummelplatz ist eben auch eine gewachsene Struktur und hat Tradition seit 1964.

Aber trotzdem: Warum darf man nicht mal darüber nachdenken, den Mathaisemarkt wieder mehr in die Altstadt zu holen, wo er mal herkam? Warum ist ein Hinterfragen des Festes und vor allem seiner Größe ein Tabu?

Für mich gibt es in dieser Frage keine Tabus. Aber ich sehe die Notwendigkeit nicht, den Mathaisemarkt zu verkleinern. Alle vergleichbaren Feste werden größer oder gehen kaputt. Der Mathaisemarkt ist in seinen Ausmaßen seit knapp 50 Jahren gleich geblieben. Er bedeutet für die Bürger mehr als etwa ein Straßenfest. Die Kunst ist, die Tradition des Mathaisemarkts zu bewahren und dennoch mit der Zeit zu gehen. Das muss man sicher diskutieren.

Ist der Marktausschuss dafür das richtige Gremium? Es gab ja früher mal eine "Mathaisemarktkommission".

Ich bin nicht abgeneigt, für die grundsätzlichen Fragen, die mit dem Mathaisemarkt zusammenhängen, eine Arbeitsgruppe zu bilden. Es muss ja nicht gleich wieder die "Kommission" sein. Bei allem muss man aber auch bedenken, dass der Mathaisemarkt eine große Werbung für die Stadt und für den Handel in Schriesheim ist - was man auch an der Modenschau sieht. Das Fest ist unser Werbeträger über die Grenzen der Stadt hinaus. Dass es ein so großes Fest mitten in einem Ort gibt, ist doch die große Ausnahme.

Welchen Eindruck haben die Weinhoheiten bei Ihnen hinterlassen?

Sie haben mir sehr gut gefallen. Sie waren spontan und unaufgeregt. Weinkönigin Alexandra ist in ihr Amt hineingewachsen. Man merkte das besonders, wenn sie frei sprach.

Teil des Krönungsabends war auch der Auftritt ehemaliger Weinhoheiten anlässlich des 60-jährigen Bestehens ihres Amtes. War das der angemessene Rahmen, das Jubiläum zu begehen?

Ja. Es lag mir am Herzen, das in den Krönungsabend einzubetten. Das Zelt war voller Menschen, und für die ehemaligen Hoheiten war es ein Riesenerlebnis, noch mal auf die Bühne zu kommen. Viele erinnerten sich an damals und fragten sich: "Wie war es bei mir?". Außerdem wird die Winzergenossenschaft das Jubiläum in diesem Jahr noch anderweitig aufgreifen.

Der Mathaisemarktmontag war nicht Ihr Tag. Erst kamen Sie zu spät zur Pressekonferenz mit Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer, und abends verärgerten Sie die Vereinsvertreter beim "Abend der Vereine" im Festzelt. Dabei wollen Sie am 1. Dezember wiedergewählt werden. Warum konnten Sie beim Mathaisemarkt nicht mehr punkten?

Sicher muss ich aus dem Verlauf des Montags meine Lehren für die Zukunft ziehen und mir Gedanken machen über meine zeitliche Organisation an diesem Tag. Von 10 Uhr bis Mitternacht ging es rund bei mir.

Die Vereinsvertreter hätten erwartet, dass Sie sich am Vereinsabend zu ihnen gesellen und sie nicht einfach nur kurz begrüßen. Stattdessen erzählen Sie vom schönen Essen mit dem BDS nach der Mittelstandskundgebung. Das verblüfft.

Sicher muss ich versuchen, den Vereinsabend und meine Pflichten als höflicher Gastgeber des BDS zusammenzubringen. Denn es ist ja so: Die Mittelstandskundgebung ist die größte BDS-Veranstaltung in Baden-Württemberg. Umliegende Städte und Gemeinden würden so etwas gerne bei sich etablieren. Es gelingt ihnen aber nicht. Wir sollten schätzen, was wir haben. Daher gehört es sich auch, dass ich mich um die Verantwortlichen während ihres Besuchs in Schriesheim kümmere.

Auch so hatte man den Eindruck, als habe es Klaus Urban schwerer gehabt, am Vereinsabend ein Programm auf die Bühne zu bekommen. Wie wollen Sie ihn unterstützen?

Zunächst gilt Klaus Urban mein Dank. Er war Organisator und Moderator. Ohne ihn hätten wir nichts auf die Bühne bekommen. Und er macht das alles ehrenamtlich. Sicher muss man mit den Vereinsvertretern über den Montagabend reden.

Die Grüne Liste, aus der Sie kommen, hat Ihnen das Leben dieses Jahr nicht gerade leicht gemacht, was den Mathaisemarkt angeht. Erst im Vorfeld die Diskussion im Marktausschuss und Gemeinderat um die Präsentation von Festzeltwirt Küffner und dessen Musikprogramm, dann die Sicherheitsdebatte während des Mathaisemarkts. Stand das Fest für Sie persönlich dieses Jahr unter einem schlechten Stern?

Nein, sicher nicht. Aber dennoch bin ich nicht erpicht auf solche Diskussionen. Schon gar nicht, wenn sie auf den Mathaisemarkt selbst abstrahlen.

Kommen wir zum Festzug. Peter Grüber hatte angeregt, künftig kleinere Schlepper zu benutzen. Landjugend und Push-Verein waren aber wieder mit ganz großem Gerät unterwegs. Muss das sein?

Nein, und ich habe der Landjugend auch gesagt: Wenn was passiert, seid ihr haftbar. Zum Festzug dieses Jahr muss man grundsätzlich sagen, dass er so kompakt wie selten war. Alles hat hundertprozentig gepasst.

Der Festzug im kommenden Jahr wird sich bestimmt um das Stadtjubiläum drehen, oder?

Sicher. Aber das genaue Motto steht noch nicht fest.

Sind Sie zuversichtlich, auch nächstes Jahr noch als Bürgermeister auf der Bühne des Mathaisemarkts zu stehen.

Ja, das bin ich.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung