Schriesheim im Bild 2023

16.04.2013

Alles musste raus

Von Silvia Rothenburger

Schriesheim-Altenbach. Sie würden lieber heute als morgen mit dem Umbau der Kirche beginnen, die rund 15 Helfer um Diakon Klaus Nagel und dessen Frau Monika. Am Samstag packten sie an, räumten den Vorbau der Kirche samt Obergeschoss und Turm aus. Auch der Speicher im Gemeindehaus wurde "baugerecht" gestalten. Zwar hat sich der ursprüngliche Baubeginn in den Juli verschoben, "wir haben dadurch mit dem Ausräumen aber etwas Zeit gewonnen", hieß es von Seiten des Bauausschusses der Gemeinde.

"Nein, nicht da hin"

Den zum Abriss stehenden Turm über die steile Treppe zu erklimmen, war eine Sache für sich. Aber alles sollte raus. Das Altenbacher Bauunternehmen Bernd hatte kostenlos einen Lkw vor die Tür gestellt und übernahm die Entsorgung. Die Helfer langten hin. Nach einer Stunde war das Obergeschoss des Vorbaus schon ziemlich geleert. Was keiner mehr brauchte, landete auf dem Lastwagen.

Im Gemeindehaus herrschte ebenfalls rege Geschäftigkeit. Zu sehen war auch das historische Innenleben der alten Turmuhr, das mitten im Gang vor der Garderobe stand. Da musste Nagel etwas dirigieren: "Nein, nicht da hin". Die ehemalige Turmuhr ist vor Jahren stillgelegt worden, als sie nicht mehr so genau ging. Sie wich einer Funkuhr. Doch das alte Uhrwerk lasse sich noch reparieren, so Renate Schmitt, deren Mann Uhrmacher ist. "Die Uhr soll am Ort bleiben", wünschte sie sich. Entschieden ist nichts. Fest steht bloß, dass nach dem Kirchenumbau eine neue Uhr an der Giebelwand installiert wird.

Im Kirchen-Vorbau und ehemaligen Gemeinderaum steht jetzt nur noch die Orgel. Das in seiner Höhe beeindruckende Instrument ist in gutem Zustand, funktioniert noch prima, soll aber wegen des Umbaus verkauft und durch eine neue Orgel ersetzt werden (wir berichteten). Vor allem die Höhe ist es, warum die jetzige Orgel nicht mehr in die neue Architektur hineinpassen will. "Es geht nicht anders, sie muss raus", sagte Klaus. Nach gut drei Stunden war die Arbeit getan, und die Schaffer konnten zusammen Mittag essen. Derweil konnte man sich noch mal der Orgel widmen. Das funktionierende Instrument auszubauen und zu verkaufen, ist ein sicher ungewöhnlicher Weg. Denn welche Kirchengemeinde in der Region kann sich auf Anhieb eine neue Orgel leisten? Zwar möchten Altenbachs Protestanten für ihr Instrument rund 15 000 Euro erlösen. Aber für die Neuanschaffung danach wird das vorne und hinten nicht reichen.

"Alt gegen Neu"

Nagel räumte ein, das schmerze auch ihn, aber umbauen gehe eben nicht. Das architektonische Konzept "rückt die neue Orgel von rechts in die Mitte. Und dort passt die alte Orgel selbst bei bestem Willen nicht hin", so der Gemeindediakon. Zumal das alte Instrument ziemlich hoch sei. Die Platzfrage alleine sei der Grund für den Tausch "Alt gegen Neu".

In den sauren Apfel müsse man beißen, wenn man es so machen wolle, wie es der Beschluss zum Architektenwettbewerb vorsieht, und da sei lange ausgelotet worden, was bautechnisch möglich sei. Auch danach sei es noch eng da oben, meinte Nagel. Es sei am Orgelbauer, sich an den Platzverhältnissen zu orientieren bei der Orgelkonstruktion. Bleibt als Fazit: Die bisherige Orgel ist alt, sehr hoch und passt nicht ins neue Kirchenkonzept. Wer will so ein Instrument überhaupt? Nagel zeigte sich jedoch zuversichtlich: "Den Markt für Orgeln gibt es schon, und inzwischen führt der Weg auch nach Italien."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung