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07.05.2013

Altenbach: Sportschützen vertrieben die Regenwolken

Altenbach: Sportschützen vertrieben die Regenwolken

Kerwepfarrer Stefan Wilhelm ist sichtlich begeistert vom Tanz mit der Kerweschlumpl.

Von Nicoline Pilz

Schriesheim-Altenbach. Die Sportschützen kamen, böllerten dreimal und siegten souverän gegen die dunklen Regenwolken, die bis dato die Altenbacher Kerwe beherrscht hatten. "Wir hätten sie früher schießen lassen sollen", sinnierte nachdenklich Ortsvorsteher Alfred Burkhardt am frühen Nachmittag, als historische Traktoren, schön geschmückt mit ebenso historischen Aufbauten, Blumenbukett, Birken und blau-weißen Girlanden, Kochlöffelkönigin, Prinzessin, Kerwepfarrer, seine Borschte und alles Volk am Buswendeplatz Aufstellung zum Zug durch den Ort nahm.

Der erste Stopp war am Café Ups, wo durch die offene Tür Getränke gereicht wurden und unklar war, ob nun getanzt werden sollte, oder nicht. "Zu rutschig", befand Bürgermeister Hansjörg Höfer angesichts des feuchten Asphaltbelags der Straße.

Also ging's noch ein Stückchen weiter den Berg hinunter zum Kerweplatz, wo es eine Uraufführung zu bestaunen gab. Zum ersten Mal spielte dort das Ensemble "Quetschedrücker", und zum ersten Mal trat dort die Volkstanzgruppe des MGV Schriesheim bei der Kerwe auf. Jürgen Gustke kündigte unter anderem den Tanz an "Beim Kronewirt ist Tanz und Musik". Passte doch.

Mit "Pariser Schuh aber Ourewäller Fiaß", walzte zudem Kerweschlumpl Paula I. mit Kerwepfarrer Stefan Wilhelm nach dessen Predigt über die neu gestaltete Ortsmitte. Die hellhaarige Holde mit den roten Lippen erwählte dann Bürgermeister Hansjörg Höfer. Temperamentvoll schob der Rathauschef die kurzlebige Paula durchs Rund. Ob er sie eher abschleppen oder einfach nur loswerden wollte, war nicht ersichtlich. Schließlich schob er sie Stadtrat Karl Reidinger in die Arme; er war der einzige Tänzer, der sich zugleich bewegen und singen konnte.

Burkhardt und Höfer grüßten die Gäste und luden zum Bleiben. Derweil eroberten sich die ersten Kunden den kleinen Rummel und Budenzauber auf dem Platz. Apropos: Während anderswo klassische Kerwegaben wie "Weck, Worschd und Woi" im Fokus stehen, wird in Altenbach um einen kleinen hölzernen Kochlöffel Wirbel gemacht. Warum? Früher, so erklärte Karl Reidinger, hätten die Altenbacher über den Winter Kochlöffel geschnitzt und sie dann im Frühjahr an der Bergstraße verkauft. Ein Wunder eigentlich, meinte er, dass man den ungeliebten Uznamen heute stolz vor sich hertrage. Sein Amtsvorgänger Emil Jörder habe sich hier verdient gemacht, meinte Burkhardt zuvor. Er habe seinerzeit der Kerwe neues Leben eingehaucht.

Und überhaupt: Am Kochlöffel ist mehr dran, als man glaubt, das wussten Kochlöffelkönigin Elena und ihre Prinzessin Hannah. Die Kunkel-Mädels versicherten: "Seht euch dieses Prachtstück an, wie elegant man ihn doch halten kann ... Wenn dein Mann zur Kerwe geht, und nach Hause kommt sehr spät, und das ärgert dich gar sehr, dann hol doch diesen Löffel her." Und: "Der Kochlöffel hier, das wär' die richtige Wahl, dann fuhren wir längst schon durchs Tunnel ins Tal." Dass da keiner früher draufgekommen ist: Den Branichtunnel mit einem Kochlöffel zu graben. Einfach genial.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung