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20.05.2013

Das Ende eines "Schandflecks"

Das Ende eines "Schandflecks"

Image 1 / 2 Das Ende des 'Schandflecks' im Burgweg 8 ist nah. In Kürze soll der Abriss des alten Bestandes weichen. Danach entsteht ein Neubau für sieben Parteien. Foto: Dorn

Schriesheim. (sk) Bürgerproteste zu Bauvorhaben in der Nachbarschaft sind nicht eben selten. Wohl aber Infoabende mit 60 Besuchern, die, wie am Donnerstag geschehen, sogar im Großen Ratssaal stattfinden. Bauherr Matthias Weigel informierte die Anwohner, was in den kommenden Monaten bis zum voraussichtlichen Abschluss der Bauarbeiten im nächsten April auf sie zukommt. Im Burgweg 8 plant er den Abriss der dortigen Bauruine und den Bau eines Sieben-Parteien-Hauses, das auf einer ebenerdigen "Tiefgarage" stehen soll. Wie viele Menschen direkt oder indirekt von der Maßnahme betroffen seien, wisse er nicht, sagte Bürgermeister Hansjörg Höfer auf Nachfrage.

Jedenfalls wird der Huberweg durch Parkverbote betroffen sein: Täglich zwischen sieben und 18 Uhr darf nicht geparkt werden, jeweils von Montag bis Samstag. Das sei eine Maßgabe des Straßenverkehrsamts, um den Baustellen- und Lieferverkehr zu gewährleisten. Vier Tage lang soll zudem eine Vollsperrung erfolgen, "da geht gar nichts", sagte Weigel. Besondere Transporte müssten bergab rückwärts fahren, weshalb es vom Ordnungsamt Ausnahmegenehmigungen für die Einbahnstraße gebe, ergänzte Ordnungsamtsleiter Willy Philipp.

Jeder dieser Transporte werde von Bauarbeitern vor und hinter dem Fahrzeug begleitet, um andere Verkehrsteilnehmer zu warnen, so Weigel. Immer wieder werde die Straße auch wegen Materiallieferungen blockiert, wenn möglich wolle man die Anwohner vorwarnen.

Unvorbereitet wurden einige Kinder der Strahlenberger Grundschule mit der Baustelle konfrontiert. Der schmale Fußweg zur Schule sei auf einmal versperrt gewesen, berichtete Stefanie Zschätzsch. "Ich wünsche mir da eine bessere Information der Schule", sagte die Konrektorin und kommissarische Schulleiterin. Eltern beklagten, dass ihre Kinder jetzt den gefährlichen Weg über die Talstraße nehmen müssten. Eine Mutter berichtete, dass der Ranzen ihres Sohnes bereits von einem Lkw gestreift wurde, obwohl das Kind vorschriftsmäßig auf dem Gehweg lief, eine andere forderte von der Stadt Sicherungsmaßnahmen. Nun drohte die Diskussion zu eskalieren, denn zahlreiche Zuhörer mischten sich teils lautstark in die Debatte ein. Der Einsatz von Lotsen wurde erörtert, Höfer verwies auf das Straßenverkehrsamt, das das Aufstellen von Schranken verbiete.

"Jetzt sitzen wir hier eine Woche vor Baubeginn und diskutieren über Sicherungsmaßnahmen, das ist schon ein schwaches Bild", wetterte eine Mutter. Dem Bürgermeister fiel schließlich ein Ausweg ein: Er werde mit AWO und GV Liederkranz beraten, ob der Zugang beim Vereinsheim geöffnet werden könne. Nötig wird das während der sechs bis acht Wochen dauernden Abbrucharbeiten ab der kommenden Woche sein, während der die Bauruinen zum Hang geschoben und abgetragen werden sollen. Nach dem Bau der Tiefgarage soll ein provisorischer Weg zur Schule entstehen, versicherte Weigel. Er habe zudem mit der Stadt eine Grunddienstbarkeit vereinbart, die das Wegerecht über sein Grundstück garantiere. Am Ende soll der fertige Weg 1,5 Meter breit werden.

Nicht alle standen dem Bauvorhaben mit Skepsis gegenüber. Ein direkter Nachbar warb engagiert für den Bau auf dem 719-Quadratmeter-Grundstück. "Ich warte schon seit 20 Jahren darauf, dass sich hier mal was tut", verwies der Mann auf das Areal, das ein anderer einen "Schandfleck" nannte. Was auch Höfer nur bestätigen konnte. Seit Jahren gebe es Beschwerden wegen ungebetener Besucher: Obdachlose, die ihr Nachtlager aufschlagen und Jugendliche, die lautstark Partys feiern. Nicht zuletzt die ständigen Bewohner des Geländes sind bei der Nachbarschaft unbeliebt: die dort hausenden Ratten.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung