06.06.2013

Vernissage im Kurpfalz-Gymnasium

Die jungen Nachwuchskünstlerinnen und -künstler gestern bei der Ausstellungseröffnung im Rathaus. Foto: Dorn

Von Stephanie Kuntermann

Schriesheim. Das Maul des Raubtiers ist weit aufgerissen, die zur Seite gezogenen Lefzen entblößen gelbliche Fangzähne, scharf umrissen und fast surreal präzise gemalt. "Dass das neben meiner Tür hängt...", scherzt Bürgermeister Hansjörg Höfer, dessen Bürotür im Rathaus neben dem auffälligen Bild in den Hintergrund tritt. Darunter hängen zart gemalte Saugnäpfe, die zu einem Krakenarm gehören, daneben ist eine vergrößerte Frucht abgebildet und ein faszinierend bunt schillernder Schmetterlingsflügel. Schüler des Kurpfalzgymnasiums (KGS) haben die Bilder gemalt und auch die auf Holzstücke montierten Skulpturen geschaffen, die davor platziert sind.

"Es dürften um die 70, 80 Werke sein", schätzt Nisani Bührlein. Sie und ihre Kollegin Bele Rommel unterrichten die beiden Kunst-Neigungskurse der oberen Jahrgangsstufen und präsentieren stolz, was bei der Auseinandersetzung mit den Werken von Louise Bourgeois und Max Ernst heraus kam. Etwa die großformatigen Werke in den Treppenhäusern, die das Produkt von Zufallstechniken sind. Auf vorbereiteten Hintergründen oder versehen mit Mustern und abstrakten Motiven entstehen geheimnisvolle, durch ihre vagen Aussagen interessante Bilder.

"Ich glaube, es ist das erste Mal, dass eine Schule bei uns im Rathaus abstrakte Kunst ausstellt", sagt Höfer beim gestrigen Empfang im Rathaus. Begeistert ist er von dem Schülerquartett, das die Schau mit einem Violinquartett von Jakob Dont eröffnet: "So eine spektakuläre Vernissage hatten wir hier noch nie." Die Kunst an den Schulen habe ein größeres Publikum verdient, weshalb vor Jahren die Entscheidung fiel, sie im Rathaus auszustellen, erklärt er und dankt Karina Mayer vom Bauamt, die die Organisation übernommen hat.

"Eigentlich hingen die Bilder schon vor den Pfingstferien, aber da hatten wir keine Zeit für die Vernissage", sagt Mayer, die dafür gesorgt hat, dass die Kunstwerke flächendeckend im Rathaus verteilt sind. Neben dem Eingang zum kleinen Sitzungssaal hängen vergrößerte Bildausschnitte mit einer besonderen Geschichte. Sie wurden nämlich während der fachpraktischen Kunst-Prüfung im Abitur gemalt. Fünf Stunden hatten die 14 Prüflinge Zeit, am Ende standen Bilder wie das fast fotorealistische Auge oder das an Monets Seerosenteich erinnernde farbenprächtige Werk. Was genau dargestellt ist, erfährt der Betrachter nicht. "Es kommt auf die Perspektive an", findet KGS-Direktor Matthias Nortmeyer. Ihn fasziniert die Auseinandersetzung mit den beiden Künstlern, die für den Aufbruch in die Moderne stehen: "Und in der Ausstellung wird jeder etwas anderes sehen."


Der Artikel erschien am 06.06.2013, um 00:28

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