Schriesheim im Bild 2023

11.06.2013

Schriesheim: Container hing am Haken des gelben Riesen

Schriesheim: Container hing am Haken des gelben Riesen

Mit diesem Kran wurde das Geröll aus dem Garten gehoben. Foto: Dorn

Von Stephanie Kuntermann

Schriesheim. Ein letztes Auto schlüpft noch durch die Absperrung, dann wird kurz nach sieben Uhr die Talstraße in beide Richtungen dicht gemacht. Ein paar Minuten lang ist es am gestrigen Abend still auf der viel befahrenen Straße, dann nähert sich der große Faltkran, der die Nacht über Geröll aus dem Garten der Familie Savumlu abtransportieren soll. Seit an Pfingsten ein großer Stein direkt neben den Gartenstuhl von Ferit Savumlu fiel, trauen sich die Anwohner kaum noch in ihren Garten (die RNZ berichtete).

Im Auftrag der Stadt entfernte die Tiroler Firma HTB Gestrüpp und trug gewaltige Mengen Gestein ab. "Das sind sechs Kubikmeter", sagt Bauvorarbeiter und Sprengmeister Hias Kogler in einem Ton, der keinen Widerspruch duldet. In dem einstmals liebevoll gepflegten Gärtchen sieht es jetzt aus wie in einem Steinbruch, überall liegen Steine von Kiesel- bis Findlingsgröße, zuletzt schlug einer noch eine große Ecke vom neuen Gartengrill ab. Rosen, Feigen- und Granatapfelbäumchen wurden zerstört. Iris Savumlu sieht den Arbeiten mit gemischten Gefühlen entgegen. "Ich hoffe, dass alles gut geht und dass danach die Hangsicherung gemacht wird ", sagt sie. Andy Niehage von der Firma Gräser- Eschbach stellt derweil den riesigen, 140 Tonnen schweren Faltkran unterhalb des Hauses auf.

Er fährt die vier Stützen aus, eine Hydraulik hebt das ganze Gefährt etwa 50 Zentimeter vom Boden ab. 7,66 Meter ist der Kran jetzt breit, an der Hausseite ist kein Durchkommen mehr, am Bach ist eben noch Platz für die beiden Container, die das Geröll aus dem Garten der Savumlus aufnehmen sollen. Der Kran wird auf 30 Meter Höhe ausgefahren, der Ausleger, der an der Spitze im rechten Winkel ausfährt, misst 50 Meter. Nachbar Enrique Diaz hat seinen dreijährigen Sohn Luis auf dem Arm, der das Geschehen mit weit aufgerissenen Augen verfolgt. Wie die Savumlus leidet auch Familie Diaz unter dem immer wieder herabstürzenden Geröll, berichtet der Vater: "Im Dezember kam ein Riesenbrocken herunter." Auf die idyllische Terrasse dürfen die Kinder seither nur noch selten. "Seit 2004 ist das so, jedes Jahr kommt etwas runter, wir haben das gemeldet, aber die Stadt hat nicht reagiert", klagt Diaz. Auch Elli Grüber hat Ähnliches erlebt. Bei der Begutachtung der Felsen, die die Stadt kürzlich durchführte, wurde einer über ihrem Garten als gefährdet eingestuft.

Bei den Savumlus werfen Koglers Leute jetzt das Gestein in die kleinen Container. Wenn sie voll sind, werden sie an die Haken gehängt, hoch gezogen und vom Kran über die Straße geschwenkt. Nach Einbruch der Dunkelheit sorgen große, in den Bäumen aufgehängte Strahler für Licht. "Bis zwei Uhr Nachts sind wir fertig", sagt Kogler. Iris Savumlu glaubt ihm gern. Bleibt die Frage, wann sie wieder ohne Angst ihren Garten betreten kann.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung