Untreue-Verdacht bei Orthos: Es geht offenbar um sehr viel Geld

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Der Verdacht wiegt schwer: Nach RNZ-Informationen soll der Vorsitzende des gemeinnützigen Vereins für Jugendhilfe Orthos Gelder des Vereins veruntreut haben. Die laufenden Ermittlungen wurden von der Pressesprecherin der Staatsanwaltschaft Heidelberg, Dorothée Acker-Skodinis, gestern auf RNZ-Anfrage bestätigt.

Dass der Vereinsvorsitzende verdächtigt wird, wollte sie allerdings weder bejahen noch dementieren: "Ich möchte hier keine Vorverurteilung." Wie die RNZ erfuhr, sollen Unregelmäßigkeiten in der Kontenführung bei Betriebsprüfungen durch das Heidelberger Finanzamt aufgefallen sein. Offenbar fehlten Vereinsgelder, die auf andere Konten überwiesen wurden. Es soll um die Jahre 2007 und 2008 gehen.

Die Finanzbehörde hat daraufhin wohl die Polizei eingeschaltet. Auch die Staatsanwaltschaft wurde informiert. Dass es Durchsuchungen in Privatwohnungen und Räumlichkeiten von Orthos gegeben hat, konnte Acker-Skodinis so stehen lassen: "Es wurde umfangreiches Material sichergestellt, das wir jetzt erst mal auswerten müssen. Wir werden in aller Ruhe ermitteln."

Daher wollte sich die Sprecherin der Staatsanwaltschaft auch nicht auf die Summen festlegen lassen, um die es geht. Nach RNZ-Informationen handelt es sich mutmaßlich um mehrere 100 000 Euro. Acker-Skodinis gab sich an dieser Stelle bedeckt: "Auch das müssen die Auswertungen ergeben. Wir stehen hier ganz am Anfang eines laufenden Verfahrens."

Der Verein Orthos wurde nach eigenen Angaben im Jahr 1991 in Heidelberg-Handschuhsheim gegründet. Die Verwaltung sitzt in Schriesheims Ortsteil Altenbach. Seit 2003 gilt er als vollstationäre Jugendhilfeeinrichtung und betreibt unter anderem stationäre Wohngruppen für junge Eltern und Kinder in Handschuhsheim, in der "Alten Mühle" in Schriesheim und im "Schriesheimer Hof" in Wilhelmsfeld. Hier gibt es beispielsweise eine Mutter-Kind-Gruppe für zwölf Personen. Erziehungs- und Ausbildungshilfen gehören ebenfalls zum Angebot es Vereins für die jungen Eltern. Deren Kinder können in einer Kinderkrippe des Vereins in Schriesheim betreut werden.

Vergangene Woche hat der Schriesheimer Gemeinderat einer Förderung der Orthos-Kinderkrippe ab dem kommenden Jahr zugestimmt. Eine Aufnahme in die örtliche Bedarfsplanung wurde jedoch abgelehnt, da die Krippe des Vereins nicht allen Kindern offen steht. Von dem Verdacht gegen den Orthos-Vorstand und von den Durchsuchungen wusste der Schriesheimer Hauptamtsleiter Edwin Schmitt bis gestern nichts: "Das höre ich zum ersten Mal."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung