Schriesheim im Bild 2023

10.07.2013

In Schriesheim bringt eine "Biene" das Eis

In Schriesheim bringt eine "Biene" das Eis

Von Stephanie Kuntermann

Schriesheim. "Ape" heißt auf Italienisch Biene. Beim Hersteller Piaggio ist der Kleinlaster die große Schwester der Vespa (zu Deutsch Wespe). Charakteristisch für die fahrende Biene sind ihre drei Räder, zwei hinten, eins vorn. Konzipiert wurde das Gefährt für die schmalen Gässchen im ländlichen Italien, wo breite Fahrzeuge oft keine Chance haben. 1956 kam die erste Ape mit Kabine auf den Markt. Eine besondere "Biene" ist derzeit wieder in Schriesheim unterwegs. Glänzend rosa lackiert, zieht sie überall die Blicke auf sich - auch wenn das Innenleben ihres Motors nicht all zu viel hermacht mit einem Zylinder, acht PS und 250 Kubikzentimetern Hubraum.

"Bergab mit Rückenwind fährt sie schon mal 50 Stundenkilometer", sagt ihr Besitzer Christian Duchesne. Für lange Fahrten hat er das Lasterchen aber auch nicht angeschafft - vielmehr ist es eine Art fahrende Eisdiele.

Bestellt hat sie der Inhaber der Schriesheimer Cafés "Gelato e sole" vor vier Jahren, als er die Auswirkungen einer Straßensperrung zu spüren bekam. Pfosten und Umleitungen erschwerten die Fahrt ins Gewerbegebiet, in der Folge verzeichneten er und seine Frau Fariba 30 Prozent weniger Umsatz. "Wir haben uns gedacht, wenn die Kunden nicht mehr zu uns kommen, dann kommen wir zu ihnen", erzählt er.

Beim Hersteller orderte er eine Ape, die es als Basismodell für 5500 Euro gibt. Teurer war da schon der Aufbau mit Waschbecken, Eisbehältern und Kühlschrank. Allein die Sahnemaschine kostete fast so viel wie das ganze Auto. Nach drei Monaten Bauzeit war die "Eis- Biene" fertig, jetzt kommt sie auf Bestellung, Voraussetzung ist ein Mindestumsatz von 50 Euro. Kindergärten und Schulen laden Duchesne ein, er kommt zu Hochzeiten und Abibällen, stand schon bei der Ladenburger "Gartenlust" und bei der Schriesheimer Weinwanderung.

Dort wäre die Biene einmal fast entfleucht. Am steilen Weinbergspfad machte sich das Fahrzeug plötzlich selbstständig. Hätte Winzerwirt Wilhelm Müller nicht beherzt eingegriffen, hätte es einen bösen Blechschaden gegeben.

Das Eissortiment im Wagen kann Duchesne auf die Wünsche der Kunden abstimmen. Stammkunden fragen gern nach ausgefallenen Sorten wie "Schokolade- Chili", den Ergebnissen seiner kreativen Experimente. 1971 lernte er von seinen italienischen Schwiegereltern das Eismachen, die zuvor selbst die Rezepte der Altvorderen übernahmen. Schon 1901 verkaufte einer von ihnen in Straßburg Eis, damals wie heute kamen Klassiker wie Vanille oder Erdbeere gut an, und auch Eis aus selbst gerösteten Nüssen verkaufte sich gut.

Gab es zu Zeiten des Heidelberger "Eis- Palastes" bei ihm über 100 Sorten, so sind es heute im Schriesheimer Geschäft immer um die 20. Zimt, Waldmeister oder Mango bekommt man derzeit. Egal, was er im Auto hat, für ihn sind die Fahrten mit der "Biene" etwas Besonderes: "Weil die Kinder immer schon springen, wenn sie sie sehen." Und weil er schnell mit den Menschen ins Gespräch kommt, sei es über Autos, sei es über Eis: "Ich würde die Ape jederzeit wieder kaufen."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung