Schriesheim im Bild 2023

08.08.2013

Das Unwetter hat in einigen Weinbergen die ganze Ernte zerstört

Von Carsten Blaue

Wiesloch/Schriesheim. Hagel und Sturm haben am Dienstag in den Wingerten der Weinbauern des Winzerkellers Wiesloch gewütet. Der Vorstandsvorsitzende der Genossenschaft, Jürgen Bender, sagte gestern auf RNZ-Anfrage: "30 Prozent unseres Ertrages sind zerstört." Ein Millionenschaden. "Wir sind gerade dabei, uns einen Überblick über die Schäden zu verschaffen. Sicher ist aber, dass diese in einigen Weinberge bei 100 Prozent liegen."

Für den Winzerkeller sei das Ausmaß verheerend, so Bender: "Unsere Keller sind leer, wir hätten dringend einen großen Ertrag gebraucht." Das Unwetter schmiss die Planungen für den Herbst komplett über den Haufen. Sechs bis acht Millionen Liter hatte die Genossenschaft prognostiziert, um die Kunden bedienen zu können. Zwei Millionen Liter Wein würden jetzt fehlen, schätzte Bender. Die Folge: Es werde einen "Verteilungskampf" bei der Kundschaft geben: "Diese erwartet von uns zwölf Monate Lieferfähigkeit. Das werden wir schlecht halten können." In einer Sitzung der Gremien soll am Montag eine Schadensbilanz vorgelegt werden, nachdem auch für gestern weitere Unwetter angesagt waren: "Auch wenn wir mit Wein zu tun haben: Am Montag wird es bei uns nüchtern zugehen", übte sich Bender in Galgenhumor.

Der etwa 20 Kilometer breite Hagelstreifen zog von Wiesloch bis Bruchsal. Im Rauenberger Gebiet "Wachent" wurden auch viele hochwertige Selektionsflächen verwüstet. Sturmböen knickten zudem ganze Rebzeilen einfach um. Viele Weinstöcke wurden so sehr beschädigt, dass die Ruten beim nächsten Schnitt brechen.

Zum Einzugsgebiet des Winzerkellers gehören ferner Langenbrücken, Zeutern und Odenheim. Auch hier wütete der Hagel. Zudem droht bei der Feuchtigkeit Fäulnis. Auch mit Zukäufen wird der Winzerkeller Wiesloch die Ertragsausfälle nicht abfangen können. Dazu Bender: "Das wird nur sehr eingeschränkt möglich sein, da die Mengen in ganz Baden schon nach unten korrigiert werden. Das heißt, dass andere Genossenschaften ihre Trauben nur ungern abgeben werden, weil sie selbst alles brauchen."

Dass der Herbst von der Menge her nicht gerade üppig ausfallen dürfte, glaubt auch Harald Weiss, Geschäftsführer der Schriesheimer Winzergenossenschaft. Etwa zehn Prozent weniger gebe es im Durchschnitt, bei den Burgundersorten sogar bis 30 Prozent. Schon die Verrieselung zur Blütezeit sorgte dafür. Überhaupt war das Jahr an der Bergstraße für die Winzer bislang nicht optimal: "Ja, es war nicht einfach. Ständig muss man auf der Hut sein", so Weiss in Bezug auf den Pflanzenschutz. Zudem war der Winter zu trocken. Im Mai war es zwar feucht, aber der Boden zu kalt, als dass das Wachstum richtig in Gang kam. Und auch die große Hitze der letzten Wochen war dafür nicht förderlich.

Trotz aller Verzögerungen rechnet Weiss mit dem Lesestart im September.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung