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08.09.2013

Die Schriesheimer Schulen haben ihre Herausforderungen

Die Schriesheimer Schulen haben ihre Herausforderungen

Von Maren Wagner

Schriesheim. In den Schriesheimer Lehreinrichtungen laufen die Vorbereitungen für das neue Schuljahr, das am nächsten Montag beginnt, seit Wochen auf Hochtouren. Einige Schulen blicken auf einen stabilen Schülertrend, bei anderen sieht die Zukunft weniger rosig aus.

Das Kurpfalz-Gymnasium (KGS) erwartet zu Schulbeginn 100 neue Fünftklässler. Nach der Fünfzügigkeit im vergangenen Schuljahr mit 134 Anmeldungen werden die Startklassen damit wieder vierzügig. Für Schulleiter Matthias Nortmeyer sind diese Zahlen richtungsweisend: "Ich prognostiziere für das Gymnasium in den nächsten fünf Jahren eine stabile Vierzügigkeit". Weniger erfreulich sind dagegen die noch nicht abgeschlossenen Umbaumaßnahmen im KGS. Bereits während der Sommerferien wurde begonnen, den Bodenbelag im Treppenhaus und einen Teil der Toilettenanlagen zu erneuern. "Das ist noch nicht fertig. Diesen Bereich der Schule können wir also nicht nutzen", ärgert sich Nortmeyer. "Im Laufe des Schuljahres werden wir zusätzlich eine komplette Untersuchung des Schulzentrums durchführen. Dann wird sich herausstellen, welche weiteren Investitionen anstehen", so Edwin Schmitt, Hauptamtsleiter der Stadt Schriesheim.

Die Schulleiterin der Kurpfalz-Realschule (KRS), Petra Carse, sieht hier bereits ein "Riesensanierungsprojekt" auf das Bildungszentrum zukommen. In der Realschule selbst werden derzeit keine Umbaumaßnahmen ausgeführt - das wäre auch gar nicht möglich: "Unsere Klassenräume sind voll ausgelastet. Es geht nichts mehr". Der Grund: 92 Anmeldungen gingen für die fünften Klassen ein. Um alle Schüler annehmen zu können, musste eine Sondergenehmigung für eine zusätzliche Klasse erwirkt werden. "Nach einem Grundsatzbeschluss des Gemeinderates sollte die Realschule nämlich höchstens dreizügig sein", erklärt Hauptamtsleiter Schmitt. Ein weiteres Problem, das die KRS lösen musste: In welchen Räumen sollten die zusätzlichen Schüler eigentlich unterrichtet werden? Laut Rektorin musste eigens ein Kunst-Fachraum in ein Klassenzimmer umgewandelt werden. Schmitt kann das "so nicht bestätigen". In der Realschule seien mehr Schulräume als notwendig vorhanden, weswegen der Gemeinderat auch eine vierzügige Klassenstufe genehmigt habe. Die enorme Nachfrage ist für Carse übrigens eine direkte Konsequenz aus G 8: "Es handelt sich hier um eine bewusste Entscheidung für die Realschule. Viele Eltern haben von dem Stress, den das verkürzte Gymnasium mit sich bringt, die Nase voll".

Auch die Kurpfalz-Grundschule verzeichnet einen leichten Anstieg bei den Anmeldungen: 80 Erstklässer werden erwartet (im vergangenen Schuljahr waren es 73). Damit bleibt die Einrichtung bei der Dreizügigkeit in der ersten Klasse. "Wir befinden uns hier eigentlich immer ganz knapp vor der Vierzügigkeit", so Rektorin Beate Hirth-Pferdekämper. Die Grundschule steht also auf sehr stabilen Füßen. "Ein großes Problem", so Schmitt, gebe es dagegen bei der Eingangsklasse in der Kurpfalz-Werkrealschule. Lediglich neun Anmeldungen gibt es in diesem Jahr für die fünfte Klasse. Bereits 2012/13 begannen hier nur elf Schüler. Die Konsequenz: Die fünfte und sechste Klasse müssen zusammen unterrichtet werden. Für Hirth-Pferdekämper allerdings kein Nachteil: "Die Klassen werden in den Hauptfächern geteilt. Durch die niedrigen Schülerzahlen ist eine individuelle Förderung möglich. In den Nebenfächern können zudem die Maßnahmen des Bildungsplanes durch Projekt- und Gruppenarbeit extrem gut umgesetzt werden". Die Kombiklassen wirkten sich also durchaus positiv auf die Entwicklung der Schüler aus, so Hirth-Pferdekämper weiter. Das sei letztlich auch an den konstanten Übergängen in die Realschule zu sehen.

Dennoch: Das Problem der geringen Anmeldezahlen bleibt bestehen. Seit diesem Schuljahr wird es durch rechtliche Voraussetzungen weiter verstärkt: Ab sofort gelten laut Hauptamtsleiter Schmitt die Eckpunkte der regionalen Schulentwicklung. Das Kultusministerium schreibe für alle weiterführenden Schulen mindestens 16 Anmeldungen in den fünften Klassen vor. "Wird diese Anmeldezahl in zwei aufeinanderfolgenden Jahren, also in diesem Schuljahr und im kommenden, nicht erreicht, wäre die Schule rechtlich gesehen abzuwickeln", sagt Schmitt. "Das stimmt so nicht ganz", wirft Hirth-Pferdekämper ein. "Diese Vorgaben beziehen sich meines Erachtens nicht auf die Werkrealschulen". Denn bei dieser Schulform sei es möglich, regelmäßig Kombiklassen, also zusammengefügte Klassenstufen, zu bilden. Kämen dadurch 16 Schüler zusammen, wäre alles in Ordnung. "Letztlich entscheidet aber der Schulträger, wie es weitergeht." Also die Stadt.

Für die Altenbacher Grundschule gelten die gesetzlichen Voraussetzungen generell nicht. Für Grundschüler setzt das Land noch immer auf den Grundsatz "kurze Beine, kurze Wege". Dennoch sind die Anmeldezahlen nicht gerade rosig: Lediglich elf Schüler werden hier in die erste Klasse gehen. Damit ist ein deutlicher Rückgang zu den 19 Erstklässlern im vergangenen Schuljahr zu beobachten. Steht die Zukunft der Schule damit auf dem Spiel? "Nein", sagt Schmitt. "Die Altenbacher Grundschule hat absoluten Bestandsschutz. Sie muss unbedingt in Betrieb bleiben."

Auf anderem Wege aber könnten auf Schulleiterin Renate Menke Probleme zukommen: Nach RNZ-Informationen hat das gesamte Lehrerkollegium einen Versetzungsantrag gestellt. "Offiziell", so Hauptamtsleier Schmitt, wisse er nichts von diesen Bewerbungen. "Ich weiß nicht, wie Sie zu so etwas kommen", reagiert Menke weniger diplomatisch auf Nachfrage. Und weiter: "Wir sind der alte Stamm und starten gemeinsam ins neue Schuljahr. Eine andere Berichterstattung wäre eine Unterstellung".

Die Strahlenberger Grundschule bleibt mit 44 Anmeldungen für die erste Klasse auf einem stabilen Weg (2012/13 gab es 45 neue Schüler). Große Änderungen hat es hier allerdings bei der Schulleitung gegeben: Die ehemalige Rektorin, Barbara Ost-Sollors, wechselte bereits im Mai ins Schulamt nach Mannheim und arbeitet dort als Schulrätin. Konrektorin Stefanie Zschätzsch befindet sich in Elternzeit. Aus diesem Grund haben die Lehrerinnen Antje Multerer und Nicole Jonescheit momentan kommissarisch die Schulleitung inne, bis die Stelle neu besetzt wird oder Zschätzsch aus der Elternzeit zurückkehrt.

Die Diskussionen um einen Schulsozialarbeiter in Schriesheim sind derweil noch nicht beendet. Im September will die Verwaltung laut Schmitt das weitere Verfahren mit dem Gemeinderat abstimmen. "Ein Arbeitskreis muss eingerichtet werden, um zu entscheiden, was in Schriesheim denn nun eigentlich sinnvoll ist. Brauchen wir zwei Schulsozialarbeiter oder einen Jugendsozialarbeiter und einen Schulsozialarbeiter", so Schmitt zur Kernfrage. Spätestens bis März sollen die Stellen dann besetzt werden.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung