Schriesheim im Bild 2023

09.09.2013

Die frühen Geschäfte wurden verwässert

Von Stephanie Kuntermann

Schriesheim. Verkäufer packten ihre Waren hastig in Tüten oder verstauten ihr Sortiment unterm Partyzelt, wieder andere wickelten die Verkaufstische in Folie wie Butterbrot: Der Straßenfest- Samstag ließ sich mit Regen und Gewitter denkbar schlecht an, was vor allem dem Flohmarkt zu schaffen machte.

In gutem Glauben an eine Fortsetzung der Schönwetterserie bei Schriesheims Straßenfesten brachten viele erst gar keinen Regenschutz mit. Einige gaben bereits am frühen Morgen wieder auf und verließen den Flohmarkt mit Sack und Pack.

Regen auf dem Ölgemälde

Ein Bild, dessen Symbolkraft jedem Interpretationsversuch trotzte, bot sich den Passanten in der Heidelberger Straße, wo der dröge dahin pladdernde Regen einem antiken Papst-Konterfei im Gipsrahmen ebenso zusetzte wie einer Stadtansicht mit Moscheen in Öl. "Heiliger Joseph - ora pro nobis" stand in einem Jahrhundertwende-Rahmen daneben - in dem Fall wohl ein Gebet für schönes Wetter.

Das brauchten zwei Freundinnen nicht, die ihren Schmuckstand in einer überdachten Hofeinfahrt aufbauten und schon am frühen Morgen gute Geschäfte mit silbernen Broschen aus der Auflösung eines Juwelierladens machten. In der Kirchstraße richteten sich Ursula und Hagen Wegner unter einem Partyzelt und Schirmen häuslich ein. Die beiden Ladenburger, die bereits seit 30 Jahren auf Flohmärkten im In- und Ausland verkaufen, ließen sich vom schlechten Wetter nicht beeindrucken und bauten unverdrossen ihre zahllosen Schätze auf. Porzellan mit Goldrand war da zu finden, Ohrringe und Kleinigkeiten, die zum Teil von Antikmärkten in Frankreich oder Belgien stammen.

Vorsichtig bauten derweil die Mitarbeiter der evangelischen Kirche ihre Verkaufsstände auf. Pappschachteln, die sonst auf dem Boden standen, blieben vorerst im Gemeindehaus, um sie vor dem Aufweichen zu bewahren. Das Bücherzelt mit einem Angebot aus über 400 Bücherkisten wurde dagegen bereits am Vorabend aufgestellt, ebenso die Zelte rund um den Geschirrstand. Gemeinde- Mitarbeiter Heinz Siebein verbrachte eine ungemütliche Nacht als "Nachtwächter", der immer wieder die knapp 60 Meter lange Verkaufsfläche kontrollierte. "Es war alles ruhig, nur gegen zwei Uhr haben ein paar Betrunkene hier herumgegrölt", berichtete er. Ob es nun die Bitte an den Heiligen Joseph war oder nicht, jedenfalls besserte sich das Wetter am Vormittag schlagartig.

Schon wenige Minuten später füllten sich die Straßen und Gassen mit Kauflustigen, und wer jetzt noch nicht aufgegeben hatte, konnte bis zum frühen Abend noch gute Geschäfte machen. Vielleicht deshalb dauerte der Flohmarkt in diesem Jahr fast überall länger als sonst. Die letzten Verkäufer packten jedenfalls erst gegen Abend ihre Tapeziertische und Kisten ein.




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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung