Schriesheim im Bild 2023

20.09.2013

Wieder wurde Schriesheimer Weinberg zur Müllhalde

Wieder wurde Schriesheimer Weinberg zur Müllhalde

'Ich hab' das jetzt angezeigt'

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Am Sonntag bei der Weinwanderung wird man an der Station von Wilhelm Müller nichts mehr von dem sehen, was ihn so geärgert hat. Dann wird rund um seine Weinbergshütten kein Müll mehr liegen. Das war kürzlich noch ganz anders.

Wieder hat irgendwer auf dem Grund und Boden des Winzerwirts seinen Dreck abgeladen. Grünschnitt zwar. Aber das macht die Sache nicht besser. Müller kann damit genauso wenig anfangen, wie derjenige, der meinte, dass diese illegale Art der Entsorgung schon in Ordnung sein wird. Ist sie nicht. Dieses Mal war es rund ein halbes Duzend blauer Müllsäcke voller Laub und abgeschnittener Äste. Diese waren rund um einen alten weißen Servierwagen mit orangefarbenen Einlegfliesen drapiert, der den muffigen Charme vergangener Jahrzehnte ausstrahlte. Sperrmüll.

Die Frage, was man gegen solche Unverschämtheiten tun kann, ist auch für Müller schwer zu beantworten. "Ich hab' die Sache jetzt mal angezeigt." Viel bringen wird es wohl nicht. Aber tatenlos wollte der Winzerwirt das Ganze wohl auch nicht hinnehmen.

Nur ein schwacher Trost dürfte für ihn sein, dass er nicht der Einzige ist, der so etwas immer wieder erleben muss. Und das seit Jahren. Noch gut ist in Erinnerung, wie damals ganze Computer samt Bildschirmen im Gebiet der Rebflurbereinigung gefunden wurden. Bei Müller lud jemand im vergangenen Jahr alte Autoreifen ab. Außerdem beschmierten Unbekannte eine Weinbergshütte mit Farbe, und die Bänke davor wurden zerschlagen. Vielleicht hilft ein Appell: "Spaziergänger sollten aufmerksam sein, wenn sie durch die Weinberge laufen." Vielleicht beobachtet ja jemand was.

Dreister geht es auch im folgenden Fall kaum: Müller hat im Frühjahr 15 Rosenstöcke an seinen Rebzeilen entlang der Wege gepflanzt, "und zwei Tage später waren manche schon wieder ausgegraben worden." Auch Weinbergspfirsiche hat er gesetzt und Mandelbäume. Zudem säumen herrlich gewachsene Sonnenblumen die Wege. Müllers unbürokratischer Beitrag zur "blühenden Badischen Bergstraße" quasi, die ja auch eines der maßgeblichen Ziele des "Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzepts", kurz: ILEK, ist. Dafür kooperieren alle Städte und Gemeinden zwischen Laudenbach und Dossenheim in einem vom Land geförderten Modellprojekt, das der Wahrung der Kulturlandschaft und ihrer Funktionen für Landwirtschaft, Naturschutz, Freizeit und Tourismus dient. Neben Müller helfen auch andere Winzer aus eigenem Antrieb dabei, dass es blüht an den Rebhängen. Illegal abgeladener Müll ist vor diesem Hintergrund wie ein Schlag ins Gesicht.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung