Schriesheim im Bild 2023

23.09.2013

Schriesheim: Auch die Sonne kam zur Weinwanderung

Von Stephanie Kuntermann

Schriesheim. "Leute! Aufwachen, wandern!" Spätestens Rudi Klings Soundcheck am Stand der Winzergenossenschaft (WG) rief die Schriesheimer gestern gegen elf in die Weinberge. Das zog. Vielleicht lockte auch der schöne Altweibersommer, jedenfalls war die gestrige Weinwanderung mit mehr als 3000 Besuchern eine der erfolgreichsten.

Schon früh war der Platz vor dem Rathaus voller Menschen, Wanderer holten sich Prosecco und Gewinnspielkarten am Ausgangspunkt, dem Stand des Verkehrsvereins, und Vorsitzender Karl- Heinz Schulz war überwältigt vom Andrang. "Es ist noch mehr los als letztes Jahr, wir sind rundum zufrieden", bemerkte er, während er im Akkord Gläser abtrocknete. Mit oder ohne Führung konnte man sich seinen Weg suchen, mit einer ersten Rast bei Eva und Georg Bielig. Hier wurde "Perché no" ausgeschenkt, außerdem Neuer Wein. "Der reißt ganz schön", bemerkte Bielig über den Müller-Thurgau, der am Montag mit 77 Grad Öchsle gelesen wurde. Erstmals dabei war Karl Forschner, der Wellfleisch und Bratwürste servierte.

Wenig später kehrten die ersten Wanderer beim "Wirtshaus" am Fuß des Madonnenbergs ein. Kürbissuppe oder Lauch-Kartoffel-Quiche gab es hier, Koch Manuel Böhler hatte einen Vorrat von über 400 Portionen: "Und ich kann noch Nachschub holen." Der Madonnenberg selbst lag heuer nicht auf der Route. Dessen Vereinsaktive waren größtenteils im Bundestagswahlstress. Also sprang das "Wirtshaus" ein.

"Wir sind zum ersten Mal hier, auch wegen des Wetters", erzählte ein Wanderer aus Edingen, dessen Begleiter beim Weingut Jäck eine kühle Weinschorle holten, als zweites Frühstück vielleicht noch einen Cabernet Dorio. Franz vom Duo "Herbert und Franz" sorgte am Stand der Weinscheuer Majer mit Weinliedern für Stimmung. Brote mit Frischkäse und Radieschen leisteten dem Weißherbst oder St. Laurent Gesellschaft und stärkten für die nächste Etappe zur Strahlenburg. Im Burghof empfingen die Gäste eine romantische Mittelalter-Stimmung, Kartoffelsuppe und Zwiebelkuchen. Verführerisch lachten einen die in einer vieläugigen Brühe schwimmenden Hausmacher Maultaschen an, die Kaan Kilinc servierte. Von allem gab es insgesamt 750 Portionen. Um die Mittagszeit war hier kein Tisch mehr frei, so dass sich einige gleich die letzte Steilstrecke vornahmen, die in der Wingertshütte des Restaurants "Neues Ludwigstal" bei cremigem Wildragout mit Semmelknödeln und Preiselbeeren endete oder bei Champigons in Rahm. Weit trug Klings Stimme den Schlager vom "blonden Matrosen" in die Weinberge und lotste so fast zwangsläufig zum Stand der WG. Sechs Helferinnen servierten in Windeseile "Schriesheimer Tellerchen" mit Champignons, Tomaten und Schafskäse oder Spundekäs mit Brot, während Geschäftsführer Harald Weiss den Überblick behielt: "Wir haben so kalkuliert, als wenn es wieder ein Spitzenjahr würde", fasste er zusammen, was wohl auch viele seiner Mitstreiter motiviert hatte.

Pfälzer Fleischkäse mit Meerrettichsoße oder Streuselkuchen gab es bei Wilhelm Müller. Zwischen den Rebzeilen ließ es sich auf dem Boden oder an runden Tischen gut in der Sonne aushalten. Mit einer Hauswein-Cuvée im Glas war es schöner als in "Kufstein", das Charly Pfeifer besang. Die Kinder konnten sich italienisches Eis vom Eiswagen holen, dann führte der Weg ins Grüne zum Stand der Weinstube Hauser. Fisch- und Hacksteakbrötchen und Käsewürfel mit Trauben gab es hier, dazu Grauburgunder und einen Endspurt zum Weingut Wehweck.

In gemütlicher Runde ließ man hier bei WeSecco Orange, belegten Brötchen oder Zwiebelkuchen den Tag ausklingen. Jetzt konnte man durch die Stadt zurück laufen, stilvoller war aber die Alternative, die Peter Grüber anbot: In seiner mit Girlanden ausstaffierten Kutsche ging es zurück zum Rathaus, gezogen von zwei bunt geschmückten Pferden (weiterer Bericht).

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung