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25.09.2013

Schriesheim: Eltern listen 106 Mängel am Kurpfalz-Schulzentrum auf

Von Stephanie Kuntermann

Schriesheim. Schon mehr als zwei Stunden dauerte die Diskussion über die Zukunft des Kurpfalz-Schulzentrums, über mögliche Sanierungen, Kosten, Prioritäten und den Schulalltag mit den verschiedensten Problemen, als die entscheidende Frage gestellt wurde. "Steht ein Abriss oder Teilabriss zur Debatte", wollte eine Schülermutter wissen. Der Frage folgte betretenes Schweigen und nervöses Kichern, doch Bürgermeister Hansjörg Höfer, der die ganze Zeit über Rede und Antwort stand, lachte nicht, sondern sagte: "Ja, die Machbarkeitsstudie soll auch das klären."

Für eine Sanierung lautete Höfers Kostenschätzung zehn Millionen Euro, die über einen Zeitraum von etwa zehn Jahren investiert werden müssten in Isolierung, Heizung, Klassenzimmer, Böden, Fenster, Aula, Toiletten, Decken und Eingangstüren. "Dann sind unsere Kinder nicht mehr auf der Schule", war darauf aus dem Publikum zu hören.

Vorwiegend Schülereltern waren es, die dem Aufruf des Gesamtelternbeirats gefolgt waren, im Rahmen einer "Wein-Wanderung" eine "tränenreiche" Runde durch das Schulzentrum zu unternehmen und die verschiedenen Problemstellen zu besichtigen (siehe weiteren Bericht). Gekommen waren zudem Bundes- und Landtagsabgeordnete, alle Schulleiter des Schulzentrums, Lehrer sowie zahlreiche Stadträte und Vertreter der Verwaltung.

Verbitterung und Klagen waren der Tenor, wenn es um die täglichen Schwierigkeiten an der Schule ging: Da war die Rede von Fenstern, die sich nicht öffnen lassen und die Klassenzimmer im Hochsommer in Backöfen verwandeln, von anderen Fenstern, die nicht mehr schließen, weshalb Kinder im Winter in Jacken drinnen sitzen, von herunterfallenden Deckenplatten, verklemmten Jalousien und von einer Mängelliste der Eltern, die 106 Punkte umfasste. Im Kontakt mit der Verwaltung beklagten Elternvertreter eine mangelhafte Kommunikation, die mit verschwundenen Einladungsschreiben und fehlenden Reaktionen anfing und mit dem Wunsch von Gesamtelternbeiratsvorsitzendem Hartmut Voss endete: "Wir wollen einen Dialog aller am Schulzentrum Beschäftigten und Beteiligten, aber einen regelmäßigen Dialog."

Doch zuvor musste Höfer einige Vorwürfe einstecken. "Ich glaube nicht, dass die Schule eine hohe Priorität bei der Stadt hat", beschwerte sich eine Frau, während ein Vater an das Etikett "Schulstadt" erinnerte. Vergleiche mit Schulen in Nachbargemeinden wurden gezogen und an den Wettbewerb erinnert. Eine Mutter bezeichnete das Fehlen der Gebäudepläne als "Trauerspiel" und meinte: "Es ist peinlich, und man sieht, dass Sie sich vorher nicht mit dem Thema beschäftigt haben."

"Die Schule ist seit 44 Jahren in Betrieb, seit 30 Jahren wird saniert und erweitert", konterte Höfer. Er listete die Neubauten und Sanierungen der letzten Jahre auf, doch ein Punkt erbitterte auch ihn: "Wenn man hier mal eben 500 000 Euro investiert, sieht man das gar nicht." Nicht sanierte kommunale Gebäude, so Höfer, seien eine verdeckte Verschuldung. Weitere Investitionen sollten nur in Verbindung mit einem pädagogischen Konzept erfolgen, das die Schule vorlegen solle. Höfers Argument, dass ja auch behindertengerechte Toiletten notwendig werden könnten, wurde im Publikum mit Verweis auf die Bestimmungen des Schulgesetzes weggewischt. Trotzdem blieb Höfer dabei: "Wir können nicht einfach nur alte Fenster raus- und neue reinmachen." Er sprach flexiblere Raumaufteilungen an, eine eventuelle Ganztagesschule und neue Schulbaurichtlinien, die Zuschüsse nicht für Sanierungen, sondern bloß für Neubauten vorsehen würden. "Es gab aber ein Programm, das die Sanierungen gefördert hat", bemerkte Elternbeirätin Ulrike von Eicke. Es müsse viel gemacht werden: "Wie lange dauert es, bis die Konzepte alle erstellt sind?" Einen zeitlichen Rahmen steckte an diesem Abend jedenfalls Gesamtelternbeiratsvorsitzender Hartmut Voss ab: "2014 soll es wieder eine 'Wein-Wanderung' geben, damit wir uns dann die Fortschritte anschauen können."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung