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27.09.2013

Weinlese 2013: "Dieses Jahr ist schon schwierig"

Von Carsten Blaue

Schriesheim/Wiesloch. An der Bergstraße und im Kraichgau hat die Weinlese begonnen - wie immer mit der frühen Sorte Müller-Thurgau. Und schon jetzt zeichnet sich ab, dass es für die hiesigen Winzer kein leichter Herbst wird.

Gestern Mittag sitzt der Geschäftsführer der Schriesheimer Winzergenossenschaft (WG), Harald Weiss, in seinem Büro im Kelterhaus und wartet. "Noch keiner da", sagt er. Eigentlich hat er damit gerechnet, dass die ersten Winzer früher mit ihren Schleppern vorfahren, um die Trauben abzuliefern. Doch die lassen sich bis zum Nachmittag Zeit. Es ist ja auch erst der Anfang, und die WG hat bewusst darauf hingewiesen, dass erst die Weinbauern ernten sollen, deren Anlagen von Fäulnis betroffen sind. Und das sind nicht gerade wenige. Also ist hier retten angesagt, was zu retten ist. "Ich will den Herbst nicht schlecht reden, bevor er geerntet ist, aber dieses Jahr ist schon schwierig", sagt Weiss.

"Achterbahn" der Öchslegrade

Verrieselungen im Frühjahr, lange Bodenkälte, große Hitze, dann der Regen und zuletzt recht warme Nächte: Das alles hat den Trauben zugesetzt. "Da müssen die Winzer total aufmerksam sein", so Weiss. Faules und Krankes soll eben nicht in die Bottiche. Außerdem müssen sie gestaffelt lesen, also nach und nach, weil die Trauben noch so unterschiedlich reif sind. Täglich geht Weiss in die Weinberge und prüft Zuckergehalte, die Öchslegrade: "Die Messungen fahren Achterbahn", sagt er. Beim Müller-Thurgau gibt es zwischen 60 und 77 Grad Öchsle zurzeit alles. Außerdem ist schon jetzt absehbar, dass der Ertrag um einiges geringer ausfallen wird, als vergangenes Jahr. "Aber wir werden schon tolle Trauben ernten", ist Weiss sicher.

"Angenehm überrascht" von den ersten Anlieferungen war Jürgen Bender, der Geschäftsführer des Winzerkellers Wiesloch. Wie bei der Bergsträßer Winzer eG in Heppenheim begann auch hier die Lese schon am Mittwoch. Bender hat im Müller-Thurgau im Schnitt 75 Grad Öchsle gemessen: "Da waren wir pessimistischer". Gemütlich werde man den Herbst angehen. Wenn es das Wetter zulässt. Dazu Bender: "Die Ernte richtet sich jetzt nach den Nachttemperaturen. Bleibt es warm, muss es schneller gehen. Ansonsten können wir den Trauben durchaus noch etwas Zeit geben."

Dabei muss aber auch Bender auf die Menge achten, zumal Anfang August Sturm und Hagel in den Wingerten der Weinbauern des Winzerkellers wüteten. Dazu Bender: "Von den 750 Hektar Rebfläche waren rund 300 Hektar mehr oder weniger betroffen." Manche Gemeinde habe gar nichts abbekommen. Es gebe aber auch Winzer, denen durch das Unwetter zwei Drittel bis drei Viertel ihres Ertrags fehlen: "Klar, dass bei ihnen die Stimmung nicht gut sein kann", so Bender. Und da müsse gerettet werden, was zu retten sei: "Aber unsere Messlatte bleibt die Qualität. Wir wollen unseren Wein schließlich verkaufen und nicht lagern", sagt Bender.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung