Schriesheim im Bild 2023

02.10.2013

Bürgermeisterwahl in Schriesheim: Kommt da noch einer?

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Am 8. April 2005 sah die Welt noch ganz anders aus. Ein Abend wie ein einziges Statement. Die damaligen Ortsvorsitzenden Marc Gnädinger (FDP), Anselm Löweneck (CDU) und Heinz Kimmel (FW) posieren mit ihrem Kandidaten für die Schriesheimer Bürgermeisterwahl, Peter Rosenberger. Siegesgewissheit strahlen sie aus. Der Wahltag, damals der 27. November, soll ihr Tag werden. Man weiß heute: Es kam anders. Letztlich wurde der Grüne Hansjörg Höfer Bürgermeister. Dieses Jahr kandidiert er wieder. Am 1. Dezember will er den Chefsessel im Rathaus verteidigen. Wenn es überhaupt etwas zu verteidigen gibt. Denn noch ist niemand in Sicht, der Höfer den Posten ernsthaft streitig macht.

Nein-Partei'ler und Amtsablehner Michael König sammelt Proteststimmen. Die SPD ist nachhaltig geschockt von den sieben Prozent, die ihr Kandidat Erwin Leuthe vor acht Jahren hinnehmen musste, und beschränkt sich aufs Zuschauen. Die FDP hat zurzeit andere Probleme. Bleiben Freie Wähler und CDU. Auch dieses Jahr sind Partei und Wählervereinigung auf gemeinsamer Kandidatensuche. Und die scheint sich schwierig zu gestalten.

Fest stand zwar, dass es nicht wieder so einen Endloswahlkampf geben soll wie vor acht Jahren. Doch bis zum Urnengang sind es nur noch gut acht Wochen. Die Zeit wird immer knapper, um die Kandidatin oder den Kandidaten zu positionieren. Die Ungeduld wächst. Auch in der Bevölkerung: "Ich trau' mich kaum noch raus. Wohin ich komme: Überall werde ich gefragt", sagt ein Stadtrat des bürgerlichen Lagers, der seinen Namen dieses Mal nicht in der Zeitung sehen will. Schon daran erkennt man, wie sensibel das Thema ist.

Überhaupt gibt man sich wortkarg, einsilbig und nebulös. Gerade in der CDU. Seit über einem Jahr spricht Stadtverbandschef Daniel Schneegaß von Meinungsbildungs- und Abstimmungsprozessen. Oder - wie gestern - von "Prozessen, die sich nicht so steuern lassen". Und das als Begründung dafür, warum es noch immer keinen Kandidaten gibt.

Erst sollte dieser nach der Sommerpause präsentiert werden, dann wurde die Vorstellung nach hinten auf die Zeit nach der Bundestagswahl korrigiert. Die Freien Wähler sehen die CDU am Zug und beobachten die Entwicklung mit Sorge: "Die Stimmung in der Stadt ist ja schon so, dass da keiner mehr kommt. Aber wenn wir ohne Kandidaten antreten, wäre das schon ein Armutszeugnis", sagt ein anderer Freier Wähler am Telefon: "Das Thema müsste man jetzt auch mal offensiver in der Öffentlichkeit angehen." Woran liegt es, dass sich die Suche so schwer gestaltet? "Da bin ich ratlos. Ein Fachmann bräuchte jedenfalls keine Angst zu haben. Wir alle würden lieber heute als morgen einen Namen nennen."

Schneegaß glaubt daran noch immer, und es sollen ja auch noch ein paar Bewerber im Rennen sein. Also sagt der CDU-Ortschef: "Wir halten noch immer an dem Ziel fest, einen Kandidaten zu stellen. Unsere Linien sind geschlossen. Aber die Ungeduld in der Bevölkerung kann ich nachvollziehen."

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung