Schriesheim im Bild 2023

05.10.2013

Schriesheim: Schulleiter legt vor, Bürgermeister kontert

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Die Eltern des Kurpfalz-Gymnasiums (KGS) haben Ende September zwei Briefe bekommen. Den ersten von Schulleiter Matthias Nortmeyer, in dem er seine Meinungen zu den Themen der "Wein-Wanderung" im Schulzentrum formuliert, und tags darauf die Antwort von Bürgermeister Hansjörg Höfer. Beide Schreiben liegen der RNZ jetzt vor.

Der Direktor dankt in seinem "Elternbrief Nr. 136" vom 26. September den Initiatoren der "Wein-Wanderung". In dieser Veranstaltung hatten Eltern die Zustände im Bildungszentrum teilweise scharf kritisiert. Höfer hatte entgegnet, dass es eines "pädagogischen Konzeptes" vor einer Sanierung bedürfe. Nortmeyer weist das zurück. Das Konzept gebe es im KGS seit Langem, ein "struktureller Umbau" funktionierender Schularten in Schriesheim sei als Voraussetzung für eine Sanierung nicht vorstellbar. Dagegen würden funktionsfähige, geruchsneutrale Toiletten, Fenster zum sicheren Öffnen und Schließen sowie Jalousien gebraucht. Zudem Stühle, auf die man sich setzen, und Räume, in denen man ohne Wintermantel sitzen kann und in denen man nicht "durch Öffnen der Fenster die Temperatur regeln muss". Damit dürfe nicht bis 2023 gewartet werden, so Nortmeyer.

Er erinnert daran, dass "die Stadt" bereits 2006/07 nach einer Kostenprüfung entschieden habe, das Schulzentrum nicht abzureißen, sondern in Teilen zu sanieren. Es sei also schon "viel Zeit ins Land gestrichen". Nortmeyer schreibt weiter, dass Gesamtelternbeiratsvorsitzender Hartmut Voss durch "intensive Recherche" herausgefunden habe, dass der "Schulträger Schriesheim vergleichsweise wenig für die Schulen investiert". Höfer hat bereits am 30. September versucht, diese Aussage zu entkräften (wir berichteten).

Nortmeyer fordert dagegen die Einführung einer Budgetierung ähnlich des "Mannheimer Wirtschaftsmodells Schule (MWS), das den Schulen auch finanzielle Freiheiten in der Gebäudeunterhaltung lässt. Trotz Investitionen sei die Mängelliste am Schulzentrum lang, so der Direktor, der kritisch fragt: "Ob dafür 150 000 Euro reichen, die das Stadtjubiläum kosten soll?" Er räumt jedoch ein, dass Schäden und Schmutz auch auf Schüler zurückzuführen seien. Selbst ihr "'großes und kleines' Geschäft" würden Schüler gelegentlich nicht auf den Klos verrichten, so Nortmeyer, der mit der Bemerkung schließt, dass keine Schule so viel Graffiti aufweise wie das Bildungszentrum.

"Dies kann und will ich nicht unkommentiert lassen", beginnt Höfer seine Erwiderung und weist darauf hin, dass die "gesamte Schulleitung" des KGS "bedauerlicherweise" nicht bei der Gemeinderatssitzung am 25. September anwesend war. Hier ging es um die Machbarkeitsstudie für das Schulzentrum. Zudem lud Höfer zur ersten Sitzung des Schularbeitskreises am 15. Oktober ein: "Damit sollte für mich der Weg zu einem neuen vertraulichen Miteinander mit der Schule geebnet werden." Nortmeyers Elternbrief lasse ihn daran jedoch zweifeln, so Höfer. Für den Direktor spiele der "wesentliche Unterschied" zwischen Reparatur und Sanierung keine Rolle. Die aufgezeigten Missstände müssten sofort beseitigt werden. Beim Sanierungsstau, den er nie bestritten habe, sehe es anders aus, so Höfer.

Er verweist auf die Schulbauförderrichtlinien, die das Land derzeit überarbeite. Zudem habe der schulische Wandel tief greifende Konsequenzen für die Schulgebäude. Die Ganztagesschule werde zum Regelfall, die Inklusion werde den Schulalltag prägen. Das müssten auch pädagogische Konzepte abbilden. Aber, so Höfer: "Ich sehe keine Aussagen der Schulleitung in ihrem Konzept zum zusätzlichen Raumbedarf. Eine grundlegende Sanierung ist ohne Antworten hierauf für mich nicht vorstellbar." Bezüglich der Finanzierung übt er deutliche Kritik an der Schule: Hätte sich das Gymnasium zur offenen Ganztagesschule weiterentwickelt, hätten bereits ab 2004 Bundeszuschüsse in Höhe von 90 Prozent der notwendigen Investitionen abgerufen werden können. Der Gemeinderat hatte den Weg zur Ganztagesschule im Jahr 2006 freigemacht, die schulischen Gremien lehnten jedoch ab: "Auch ein später aufgelegtes Landesprogramm führte trotz intensiver Hinweise von mir nicht zur Entwicklung des Gymnasiums zur Ganztagesschule."

Höfer kontert auch Nortmeyers Vorschlag, ein Modell wie das MWS einzuführen. Wie er das interpretieren solle, erschließe sich ihm nicht. Zumal die Schule aufgrund der Streichung von Anrechnungsstunden darauf hinwies, der Stadt bei Neu- und Ersatzanschaffungen weder beratend, noch bei der Einholung von Angeboten zur Seite stehen zu können. Schließlich verweist Höfer darauf, dass Schriesheim viele Aufgaben habe, nicht nur die Schule. Diesen widme sich der Gemeinderat und versuche, einen "Ausgleich herbeizuführen". Selbstkritisch merkt Höfer an: "Richtig ist auch, dass es in der Vergangenheit Versäumnisse und Irritationen gab. Sofern diese Probleme der Verwaltung zuzurechnen sind, übernehme ich als Chef der Verwaltung ganz persönlich die Verantwortung." > Kommentar

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung