Schriesheim im Bild 2023

09.10.2013

Schriesheim: Drei Geschäfte machen dicht

Von Stephanie Kuntermann

Schriesheim. Alt bekannte Geschäfte schließen, neue eröffnen: In der Schriesheimer Geschäfts-Landschaft gerät dieser Tage Einiges in Bewegung. Während manche den Branichtunnel und seine möglichen Folgen für einen Wechsel verantwortlich machen, sind es bei anderen ganz alltägliche Gründe.

Norbert Höfer etwa, Inhaber des Raumausstattungsgeschäfts in der Tal-straße, denkt aus Altersgründen ans Aufhören. Er machte 1972 seine Meisterprüfung als Raumausstatter und führte sein Geschäft viele Jahre lang. Zum 31. Oktober schließt er seinen Laden.

Ausverkauf bis Monatsende

Der Bau des Branichtunnels habe diese Entscheidung nicht beeinflusst, erklärt Höfers Angestellte Theresia Gleisner: "Wir haben kaum Laufkundschaft, die Leute kommen gezielt zu uns." Da ein Nachfolger nicht in Sicht war, habe Höfer nach einem Käufer für die Räume gesucht und schneller einen gefunden als gedacht: "Er dachte daran, erst im nächsten Jahr aufzuhören. Dass das jetzt so schnell ging, hat uns doch überrascht." Der neue Eigentümer wolle renovieren und dann wieder ein Geschäft eröffnen. Was das sei, wisse sie allerdings nicht, sagt die Verkäuferin. Bis Monatsende gibt es jetzt einen Ausverkauf bei Höfer mit Rabatten von 50 Prozent.

Auch beim "Energiebüro" wenige Häuser weiter spielt der Branichtunnel keine Rolle. "Wir haben zwar ab und zu Laufkundschaft, aber der Tunnel gab nicht den Ausschlag", sagt Peter Paulat. Sein Büro ist in der Dr. Hermann-Brunn-Straße 7, sein Kollege Jens Boenisch zieht um nach Hirschberg in etwas kleinere Räume. Der Mietvertrag für die Geschäftsräume neben dem "Bachschlössel" endet am 15. Dezember. Wer danach dort einzieht, weiß Boenisch nicht: "Es gibt ein paar Interessenten. Soweit ich weiß, ist aber noch nichts entschieden."

Ende des Jahres steht die nächste Schließung bevor. Claudia Mönnikes- Kuntz' Wäsche- und Modegeschäft "Under cover" soll zum 31. Dezember seine Pforten schließen. Über die Gründe, die die Geschäftsfrau zum Aufhören bewegten, kann ihre Urlaubsvertretung nicht viel sagen, nur dass für das gemeinsam mit "Elas Modeatelier" betriebene Geschäft eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger gesucht werde. Denn "Ela" alias Manuela Riebel denkt nicht ans Aufhören. Fraglich ist, ob ein eventueller Nachfolger dann auch Mönnikes- Kuntz' Engagement bei der Mathaisemarkt-Modenschau weiter führt, gehört das Geschäft doch seit Jahren zu den Organisatoren der Schauen. Dass der Tunnelbau zu einem Veröden der Innenstadt führt, glaubt Rolf W. Edelmann nicht. Der Vorsitzende des Bundes der Selbstständigen (BDS) hält es da eher mit dem Stadtplaner und Architekten Jürgen Borkowski, der im Januar bei einer Veranstaltung der Grünen vor solchen "Angst-Diskussionen" warnte und betonte, dass ein Zusammenhang zwischen dem Sterben von Geschäften und Umgehungsstraßen nicht belegt sei.

"Lieblingskind" Wochenmarkt

Wie der Ladenburger setzt auch Edelmann auf Kundenbindung, sei es durch attraktive Geschäfte, sei es durch sein "Lieblingskind", den Wochenmarkt in der Kirchstraße. Er sieht eher andere Probleme: "Was dem Einzelhandel mehr zu schaffen macht als jeder Tunnel, ist der Zehn-Minuten-Takt der OEG."

Weil er die Käufer aus Schriesheim abziehe. Dafür hat Edelmann aber ein weiteres Gegenmittel in petto: Das Reilinger Juweliergeschäft "Schmuck & Kunst" von Klaus Dechant, in Schriesheim bekannt für den Weinstein-Schmuck der Weinhoheiten, sucht Räume für eine Schriesheimer Filiale.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung