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10.10.2013

Schriesheim: Schüler haben ihren "Schulwein" gelesen

Schriesheim: Schüler haben ihren "Schulwein" gelesen

Zufrieden mit Ertrag und Qualität: Die Weinbau-AG um deren Initiator, Konrektor Michael Schneider. Foto: Dorn

Von Nicoline Pilz

Schriesheim. Vom ersten Jahrgang Weißburgunder, den die Weinbau-AG der Kurpfalz Realschule (KRS) am Kuhberg erntete, hat Michael Schneider nur noch zehn Flaschen übrig. Gestern Mittag sorgten die 23 Schülerinnen und Schüler der AG fleißig für Nachschub: Astreines Lesegut kam in die Bottiche, die Matthias Schmitt vom Weingut Rosenhof zur Verfügung gestellt hatte. Wie bereits im vergangenen Jahr wird Schmitt den Weißburger auch ausbauen. "Das macht er sehr, sehr gut", befand Konrektor Schneider, der die Weinbau-AG vor drei Jahren ins Leben rief. Wiederum zwei Jahre davor, also 2008, überließ der bisherige Weinbergspächter Peter Bausback der Schule den acht bis neun Ar großen Wingert: Seitdem entrichtet der Freundeskreis der Schule die Pacht an die Besitzerfamilie Lauer.

In 2012 warf der Weinberg am Kuhberg zum ersten Mal nach der Neubestockung so viel Ertrag ab, dass daraus nicht nur Saft, sondern auch Wein hergestellt werden konnte: Aus 120 Litern entstanden 80 bis 90 Flaschen, für die die Zehntklässler ein passendes Etikett entwarfen.

Heuer rechnet Schneider mit doppelt so viel Ernteertrag, obwohl es Probleme mit den vergleichsweise niedrigeren Öchslegraden von 75 bis 95 gebe: "Wir müssen zudem stark selektieren, der Säuregehalt ist hoch, und der Regen beschert uns Fäulnis", erklärt der AG-Leiter. Schüler in der Nähe hören genau hin: "Es macht Spaß, Trauben zu lesen und es ist interessant, viel über Weinbau zu lernen", meint der 13-jährige Cedric. Weinbau sei früher in seiner Familie betrieben worden, und im Keller gebe es noch die Vorrichtungen dafür.

Mit Maurice Röger und Jonas Merkel sind zwei Jungs in der AG, die aus bekannten Winzerfamilien stammen und die Schneider auch mal alleine in den Weinberg schicken kann. "Sie schneiden dann die Blätter raus und mähen das Gras ab." Peter Haas und Matthias Schmitt werfen bei ihren Rundgängen immer wieder einen Blick auf die sechs Reihen Weißburgunder, die die Realschule hegt und pflegt.

"Wenn etwas gemacht werden muss, rufen sie an." Ihr fachlicher Rat ist ein wertvoller Beitrag zur Entwicklung des Wingerts. Und der steht gut im Saft, das Holz der Reben macht sich prächtig. Inzwischen ist auch der Boden besser geworden, nachdem die AG ihn mit Kräutern angereichert hat. Für biologischen Anbau müsste man den Boden viel mehr hacken, was wegen der Steine dazwischen schwierig sei, bemerkt Schneider weiter.

Das Thema "Biowein" hat er noch nicht aus den Augen verloren; bis es soweit sein kann, muss konventionell gespritzt werden, was der Vater von Maurice übernehme. Der "Schulwein" ist zum Aushängeschild geworden, ein schönes Präsent für Gäste und begehrt bei Kollegen und Eltern. Aus dem kleinen Verkaufserlös hat der Konrektor erst einmal Rebscheren gekauft, um die Lese zu erleichtern. Stück für Stück soll Nützliches zur Lese folgen.

Für den neuen Jahrgang gibt es bereits Vorbestellungen: Ein Bürgermeister würde vielleicht von "Alleinstellungsmerkmal" für die Kommune als Schulträger sprechen, denn, so Schneider, ihm sei nicht bekannt, dass eine andere Schule einen Weinberg unterhalte.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung