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12.10.2013

Vorlesen Die Glocken der evangelischen Kirche läuten nicht mehr

Von Stephanie Kuntermann

Schriesheim-Altenbach. Ein paar Schaulustige fotografierten, doch viele waren es nicht, die gestern den Abtransport der Kirchenglocken aus dem Turm der evangelischen Kirche im Ortsteil Altenbach mitverfolgten. Dabei läutete der gestrige Tag nicht nur die Bauarbeiten am Kirchengebäude und dem Außengelände ein, sondern auch, um im Bilde zu bleiben, eine lange Zeit der Stille. Die evangelischen Christen im Ortsteil müssen jetzt nämlich für etwa ein Jahr auf ihr Geläut verzichten. Erst wenn der neue Dachreiter seinen künftigen Platz auf dem Kirchendach eingenommen hat, kommen sie wieder zum Einsatz.

Nach fast 50 Jahren verließen die Glocken gestern in recht prosaischer Weise ihren angestammten Platz. Zuerst wurde der Laster der Altenbacher Firma Bernd an der Straße in Stellung gebracht, dann fuhr der "Greif"-Zug mit Hebewerk aus, ein Spezialwerkzeug der Glockenbaufirma Schneider aus Schonach im Schwarzwald. Die Fernsteuerung lag in den Händen von Glockenmonteur Klaus Schonhardt, während sein Kollege Stefan Günter in schwindelnder Höhe schon mal die Glocken demontierte. Zuerst verließ die größte der drei grün-grauen Bronzeglocken den Turm. "Sie wiegt 300 Kilo und hat einen Durchmesser von 66 Zentimetern", berichtete Peter Schwöbel. Der Vorsitzende des Kirchenbauausschusses steuerte auch die technischen Daten der beiden anderen Glocken bei: Die mittlere stammt aus dem Jahr 1938, kommt aus Heiligkreuz und hat einen Durchmesser von 58 Zentimetern, die kleinste und wohl älteste ist 52 Zentimeter breit. "Sie stammt vom Kirchbezirk Neckargemünd", berichtete Schwöbel. Mit Schnörkeln verziert, zeigte sie einen ganz anderen Stil als die schlichte große Glocke, die im Jahr 1964 gegossen und in den damals neu gebauten Turm gehängt wurde.

Als die Glocken auf der Ladefläche des Lastwagens verstaut waren, ging es an den zweiten Teil der Demontage: Günter holte die elektrischen Glocken-Antriebe aus dem Turm, drei kleine Motoren in der Farbe der Glocken. Alles wurde nach Schonach transportiert und für die Dauer der Bauarbeiten eingelagert. "Im November soll der Abriss beginnen", erklärte Kirchenältester Eicke Eberhardt. Der Kirchturm und der aus den Sechzigerjahren stammende Vorbau fallen dann der Abrissbirne zum Opfer.Die Gottesdienste finden während der Bauzeit im benachbarten Gemeindehaus statt: kein langer Weg also für die etwa 850 Altenbacher Gemeindemitglieder.

"Zwischen zwölf und 400 Besuchern" besuchen laut Eberhardt die Gottesdienste, erfahrungsgemäß kommen die meisten zu christlichen Festen wie Weihnachten. Damit auch dann die Kirche nicht aus den Nähten platzt, ist ein Anbau vorgesehen, der sich nahtlos an das Kirchengebäude anfügt und mit seinem Eingang die traditionelle Gestaltung des Gotteshauses aufgreift.

Als Teil der Ortsmittelpunkt-Umgestaltung werden dann auch die verschiedenen Ebenen des Vorplatzes einander angeglichen, um eine große Fläche zu erhalten, die vom hinteren Parkplatz aus ohne Stufen zu erreichen ist.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung