Schriesheim im Bild 2023

18.12.2013

Skurrile Charaktere und heimischer Dialekt bei der MGV Eintracht

Von Stephanie Kuntermann

Schriesheim. Karl Dörrzapf betreibt einen mustergültigen Hof: Er baut subventionierten Weizen an und hält 900 "multikulturelle" Milchkühe, von denen immerhin zwei auf die Namen Fatima und Aische hören. So steht es jedenfalls auf dem Papier, und das ist ja geduldig. Vor allem, weil der findige Bauer die Wahrheit dank einiger gefundener Stempel und Blanko-Formulare etwas, nun ja, modifiziert.

Er sitzt inmitten von Aktendeckeln am Schreibtisch und bestimmt den ersten Akt der Komödie "Ein Butler auf dem Bauernhof". Der Dreiakter von Hans Schimmel sei, erklärt Regisseur Peter Brenner, eine Rückkehr der "Kurpfälzer Heimatbühne" zum klassischen Bauernschwank. "Seit dem Frühjahr habe ich nach einem solchen Stück gesucht, erst im August bin ich fündig geworden", sagt er. Im September begann die Theatergruppe des MGV Eintracht mit den Leseproben, jetzt "steht" das Stück, und die RNZ darf Brenner und den beiden Souffleusen Annette Edelmann-Scheid und Nelly Edelmann über die Schulter gucken.

Der Vereinsraum ist für die Probe in ein chaotisches Büro verwandelt worden, überall ist Werkzeug gestapelt, über das die Darsteller zuverlässig stolpern als Anspielung auf den Sketch-Klassiker "Dinner for one". Während der Bauer - laut und polternd gespielt von Jürgen Gustke - alle Hände voll zu tun hat, die EU zu betrügen, erledigen seine Schwester Klara (Erika Hölzel) und die strohdumme Magd Lore (Sandra Hölzel) die Arbeit auf dem Hof. Der befindet sich, wie auch alle anderen Schauplätze, in Schriesheim, weshalb die Darsteller mit Freuden den heimischen Dialekt sprechen.

Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens ist der "Deitsche Hof", in den es sowohl Lore als auch den verschrobenen Fred Schweiß (Jürgen Mohr) zieht, der dort gerne Kontakt zum anderen Geschlecht knüpft, wenn er nicht gerade von Außerirdischen zur "Befruchtung" des Weltraums verwendet wird.

Wie es sich gehört für einen Bauernschwank, gibt es skurrile Charaktere und geht es zweideutig zu. Für Verwicklungen sorgen Michaela (Marietta Gustke), die dem Bauern nachstellt, der esoterisch angehauchte Feriengast Monika Kling (Shaleen Flade) und nicht zuletzt einige Bettgeschichten in durchzechten Nächten. Dass irgendwann auch ein flaumiges, rosafarbenes Paar Handschellen zum Einsatz kommt, deuten die Darsteller vorerst nur an. "Es soll ja spannend bleiben", grinst Sandra Hölzel. Ein salbungsvoll predigender Pfarrer will den Sündenpfuhl austrocknen, hört im Grunde die Beichten seiner Schäfchen aber mit heimlichem Vergnügen.

Dass der Geistliche alias Michael Krämer nebenbei viel Geld für seine Kirche verbaut und damit auf den Limburger Bischof Tebartz-van Elst anspielt, ist für die Schauspielertruppe quasi komödiantische Pflichtübung. Mit der Erbsen zählenden EU-Beamtin (Irmgard Mohr) kommt die Bürokratie auf den Hof, doch zuvor hat noch der Titelheld seinen Auftritt. Den Butler (Timo Klein) verschlägt es nämlich als Hauptgewinn eines Preisausschreibens auf den Bauernhof, wo er der Bäuerin eine Woche lang jeden Wunsch von den Augen ablesen soll. "Die Klara hot sisch en Callboy gemiet '", missversteht Michaela denn auch gleich dessen Dienstleistungs-Angebot.

Noch proben die Darsteller in "Zivil", doch auf dem Plakat posieren sie schon in schrillen Kostümen, für die Monika Habarth und Erika Bock zuständig sind. Aufgeführt wird der "Butler" wegen der Zehntkeller-Baustelle übrigens in der KSV-Halle. Und nicht, wie auf dem Plakat angekündigt, in der Strahlenberger Turnhalle.

Info: "Ein Butler auf dem Bauernhof" wird in der KSV-Halle öffentlich aufgeführt am Freitag, 3. und Samstag, 4. Januar, um 19 Uhr sowie am Sonntag, 5. Januar, um 17 Uhr. Am Sonntag, 12. Januar, um 15.30 Uhr kann man das Stück in der Keltensteinhalle in Rippenweier sehen. Karten für das Stück gibt es für neun Euro im Vorverkauf bei der RNZ-Geschäftsstelle Schriesheim oder auch an der Abendkasse.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung