Schriesheim im Bild 2023

06.02.2014

Ende des illegalen Laubelt-Schleichwegs in Schriesheim

Ende des illegalen Laubelt-Schleichwegs in Schriesheim

Bürgermeister Hansjörg Höfer verteidigt die Schließung des Laubelt ab heute Nachmittag.

'Leitboys' für den Laubelt: Höfer an der Stelle auf dem Branich, an der die kippbaren Sperrpfosten im Boden verankert werden. Foto: Dorn

Von Carsten Blaue
WEITERE ARTIKEL ZUM THEMA

Schriesheimer IG Branich warnt vor Laubelt-Schließung
"Der Branich braucht eine zweite Abfahrt"

Schriesheim. An der Sachlage hat sich nichts geändert: Wie die RNZ bereits gestern berichtete, wird der Laubelt heute auf Anordnung der Verkehrsbehörde des Rhein-Neckar-Kreises vom Branich her mit sogenannten "Leitboys" für den Verkehr dicht gemacht. Größere Fahrzeuge können diese 60 Zentimeter hohen Sperrpfosten überfahren. Damit soll gewährleistet werden, dass der Laubelt im Notfall auch weiterhin als Rettungsweg genutzt werden kann. Installiert werden die "Leitboys" kurz hinter dem Abzweig in den Laubelt am Ende des Blütenwegs.

Damit werde geltendes Recht durchgesetzt, sagte Bürgermeister Hansjörg Höfer gestern im Gespräch mit der RNZ und betonte, dass es dem Durchgangsverkehr noch nie erlaubt gewesen sei, den Laubelt zu benutzen - abgesehen von den wenigen Ausnahmen, als der nur für den landwirtschaftlichen Verkehr freie Weg als Umleitung genutzt wurde.

Höfer erinnerte an die Vorgeschichte der heutigen Sperrung. Schon im Oktober 2011 habe das Landratsamt den ersten Antrag auf Schließung erteilt. Das habe die Stadt noch aufschieben können, indem sie dafür warb, das emotional diskutierte Problem des Schleichwegs auf eine fundierte statistische Grundlage zu stellen. Es habe Polizeikontrollen gegeben, und gemeinsam mit der IG Branich habe die Stadt dazu aufgerufen, den Laubelt weniger zu benutzen: "Das lief ins Leere", erinnerte sich Höfer: "Wir haben sogar einen Zählautomaten gekauft. Es blieb aber bei 280 bis 300 Fahrzeugen pro Tag." Das seien mehr als in Teilen der Friedrichstraße, so Ordnungsamtsleiter Willy Philipp.

Auch habe er vorgeschlagen, fuhr Höfer fort, die Odenwaldstraße zu sperren und den Laubelt-Verkehr über den Weg am Friedhof abzuwickeln: "Aber das Landratsamt lehnte die Sperrung der Odenwaldstraße ab." Außerdem hätten einzelne Anwohner in "Nord" protestiert, denen die Autos bei Dunkelheit in die Häuser leuchteten: "Diese Bürger forderten von uns, das Recht durchzusetzen." Höfer unterstrich, dass der Laubelt nicht verkehrssicher genug sei für eine Fahrstraße.

Außerdem sei das Ganze auch eine Haftungsfrage: "Die Argumentation einiger, dass sie den Laubelt ja auf eigene Gefahr nutzen, ist nicht richtig." Höfer ist als Bürgermeister mit in der Haftung, wenn er die illegale Fahrerei tatenlos mit ansieht. Philipp bekräftigte das: Würde etwas passieren, dann könne der Verwaltungschef gegebenenfalls privatrechtlich sogar der vorsätzlichen Körperverletzung bezichtigt werden. Denn es sei nun mal so, dass der Laubelt für den Durchgangsverkehr tabu ist.

Daher sei auch sein Versuch zum Scheitern verurteilt gewesen, beim Landratsamt wenigstens den Aufschub der Sperrung zu erwirken, bis der Branichtunnel geöffnet wird, so Höfer. Und deshalb habe auch der Eilantrag der IG Branich keinerlei Grundlage gehabt. Am Sonntag forderte der Vorstand der Interessengemeinschaft vom Berg in einem Schreiben an die Stadt, die Schließung auszusetzen. Richtiger Adressat sei ohnehin nicht das Rathaus gewesen, sondern ebenfalls die Verkehrsbehörde des Rhein-Neckar-Kreises, erklärte der Bürgermeister.

Dieser sah ebenso keine Chance, den Laubelt verkehrstüchtig zu machen: "Dafür wären zu große Investitionen nötig", sagte Höfer und sprach von mindestens einer Million Euro: "Wir müssten zudem an einigen Stellen Begegnungsverkehr ermöglichen und auch an die vielen Fußgänger denken." Außerdem liege der Laubelt im Landschaftsschutzgebiet.

Die Vorsitzende der IG Branich, Isolde Nelles, habe er angerufen und sich mit ihr ausgesprochen, so Höfer. Nelles hatte den Bürgermeister scharf kritisiert und ihm sinngemäß mangelndes Interesse am Branich und dessen Bewohnern unterstellt. "Das habe ich zurückgewiesen", sagte Höfer. Für Nelles' Empörung hatte er jedoch ein gewisses Verständnis: "Sie ist die Sprecherin der IG, aber auch ihre Appelle bezüglich des Laubelt blieben auf dem Branich ungehört." Doch Höfer hatte zum Schluss auch noch eine gute, versöhnliche Nachricht für Isolde Nelles: In den Haushaltentwurf 2014 werde die erste Rate für die neue Branichstaffel vom Blütenweg zur Talstraße eingestellt: "Noch in diesem Jahr wollen wir den unteren Teil der Treppe und die Beleuchtung machen."

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung