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23.09.2014

Schriesheims Inklusions-Lotsin kann erste Erfolge verbuchen

Der Schriesheimer Gemeinderat berät am morgigen Mittwoch über einen Kooperationsvertrag für die Teilhabe Behinderter - Die ersten Kontakte sind schon geknüpft

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Es ist manchmal gar nicht so einfach, ein Praktikum zu ergattern. Oder gar einen Arbeitsplatz. Oder eine Wohnung. Auch kann es dauern, bis man den richtigen Verein gefunden hat für seine Vorstellungen und Bedürfnisse in der Freizeitgestaltung. Es soll ja passen - auf beiden Seiten. Für Menschen mit Behinderung gilt das alles erst recht. Ihnen dabei zu helfen, vor Ort in Sachen "Wohnen, Arbeit und Freizeit" besser Fuß zu fassen, ist Ansporn für Idil Reineke. Sie ist die Integrationslotsin der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Rhein-Neckar und hat seit 1. September ihr Büro im neuen Gebäude am Schillerplatz 18. Reineke will vermitteln, Barrieren abbauen und für Behinderte Möglichkeiten schaffen zu einem integrierteren Leben in der Stadt. Inklusion eben. Dafür sucht Reineke Kooperationspartner, knüpft Kontakte und will ein Netzwerk aufbauen. Und da dem Freizeit-Bereich zurzeit ihr Hauptaugenmerk gilt, hat sie zunächst auch Vereine angesprochen, zudem die Stadt. Mit Erfolg.
Zwei Kooperationsverträge müssen nur noch unterzeichnet werden, und überhaupt seien auch die Vereine "sehr aufgeschlossen", so die Inklusionsbegleiterin. Zum Beispiel der Arbeitskreis Schriesheimer Senioren (ASS), die Musikschule oder der TV Altenbach. Vielleicht hat bislang einfach jemand wie Reineke gefehlt, der beide Seiten noch schneller zusammenbringt. Jedenfalls steht der Vertragsabschluss mit dem Push-Verein bevor. Am kommenden Samstag gibt es auf dem Push-Gelände bereits ein gemeinsames Arbeitsprojekt, in das auch die geistig Behinderten integriert sind, die in den drei von der AWO betreuten Wohngruppen am Schillerplatz 18 leben. Hier gibt es drei Wohngemeinschaften: zwei für zwei Personen, eine für vier. Es gebe nebenan zudem noch zwei Ein-Zimmer-Appartments, die gerade auch an Nichtbehinderte vermietet würden, so Jennifer Hohmann, Leiterin der Behindertenhilfe Wohnen bei der AWO. So wie momentan. Die Mieter könnten im nachbarschaftlichen Miteinander mithelfen, müssten aber nicht: "Ihnen muss aber klar sein, dass sie Nachbarn mit Behinderung haben."

Reineke betont, dass sie Ansprechpartnerin für alle Menschen mit Behinderung ist der Stadt ist, um ihnen eine gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen. Dafür stehen die offenen Sprechstunden ab November in ihrem Büro. Dafür steht aber auch ein weiterer möglicher Partner: "Wir sind sehr stolz darauf, dass auch die Schriesheimer Stadtverwaltung mit uns eine Kooperation anstrebt", sagt Reineke. Am morgigen Mittwoch entscheidet der Gemeinderat in seiner öffentlichen Sitzung ab 19 Uhr darüber, ob der auf drei Jahre angelegte Kooperationsvertrag zustande kommen wird. Aufgesetzt ist er, und das Rathaus würde die Zusammenarbeit ausdrücklich begrüßen, wie aus der Vorlage für die Stadträte hervorgeht. Ob und in welcher Höhe der Stadt dadurch Kosten entstehen, steht darin zwar nicht. Wohl aber, dass sich die Stadt als "geborenen" Kooperationspartner in dieser Sache sieht. Zumal Inklusion viele Lebensbereiche tangiere, die die Verwaltung beeinflusse. Teilweise seien es sogar ihre originären Aufgaben.

Dass der Inklusion besondere Aufmerksamkeit im Rathaus zukommt, wird auch daran deutlich, dass sie im Hauptamt eine Halbtagsstelle geschaffen hat, die sich vor allem um die Themen "Senioren, Familie, Behinderte, Inklusion, Integration und Kooperationen" dreht. Ab 1. Oktober wird die Stelle, wie berichtet, von Karin Reichel besetzt. Mit ihr werde sie dann in engem Kontakt stehen, sagt Reineke.

In einer Auftaktveranstaltung für alle Interessierten wird die Integrationslotsin am Donnerstag, 2. Oktober, um 19 Uhr in den Räumen am Schillerplatz 18 ihre Aufgabe und auch das Wohnprojekt der AWO vorstellen. Hier wird zudem ein Referat von Seiten des Arbeitsamts angeboten, das finanzielle Möglichkeiten für Arbeitgeber erörtert, die Behinderte beschäftigen wollen.

Im kommenden Januar soll es dann ein sogenanntes Netzwerktreffen geben, das Behinderte, Vereine, Institutionen und andere Interessierte zusammenbringt. An der Planung ist auch Grünen-Stadträtin und Erste Bürgermeisterstellvertreterin Dr. Barbara Schenk-Zitsch als Leiterin einer neuen Arbeitsgruppe "Barrierefreiheit" beteiligt. In dem Treffen soll es auch darum gehen, Verbesserungen und Ausgestaltungen von Inklusion in Schriesheim im Rahmen von Workshops zu erörtern.

INFO:
Offene Sprechstunde von Inklusionslotsin Idil Reineke in ihrem Büro am Schillerplatz 18: ab November jeden Mittwoch von 12 bis 14.30 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung: 0 6203 / 8399051. Unter dieser Nummer sind auch Anmeldungen zur Auftaktveranstaltung am 2. Oktober möglich oder per E-Mail an reineke@awo-weinheim.de.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung