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29.09.2014

Schulbeirat als "größte Errungenschaft"

Schulbeirat als "größte Errungenschaft"

Gesamtelternbeirat zog nach einem Jahr Bilanz. Und dann kam es noch zu einer Konfrontation bei dem Infoabend zwischen Höfer und Nortmeyer

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Er hatte versprochen, in einem Jahr wieder nachzuhaken. Und dieses Mal wollte der Gesamtelternbeirat bewusst nicht so provozieren, wie damals. Zumal seit der "Weinwanderung" durch das Schulzentrum Einiges passiert ist. Doch für die Eltern wohl noch nicht genug, wie sich im Laufe des Infoabends am Freitag in der Schulaula herausstellte. Er trug den Titel "Zukunftsperspektive Schulzentrum?!" und wurde von einer Konfrontation zwischen Bürgermeister Hansjörg Höfer und dem Direktor des Kurpfalz-Gymnasiums (KGS), Matthias Nortmeyer, überschattet.

Dabei begann alles so konstruktiv. Der Gesamtelternbeirat hatte eingeladen, um mit dem Rathauschef, Bauamtsleiterin Astrid Fath und Architekt Uwe Bellm vom Heidelberger Büro "ap 88" auf dem Podium darüber zu sprechen, was sich in Sachen Schulzentrumssanierung, Schulentwicklung und Elterneinbindung getan hat. Wo es Handlungsbedarf gibt, und wie es bei der Schulsanierung weitergeht. Vor allem die großen Zukunftsfragen des Schulstandorts also samt Rückblick, der gar nicht so schlecht ausfiel.

Doch nach den jeweils etwa 20-minütigen, ruhig und sachlich vorgetragenen Referaten auf dem Podium kamen die Fragerunden. Und dabei stellte sich heraus, dass sich die Eltern zwar schon dafür interessieren, ob und warum die Schule irgendwann in den nächsten Jahren nun in Teilen saniert und neu gebaut werden sollte, wie viele Millionen das kosten würde und wie der derzeitige Stand der Planung für eine zukunftsfähige Schularchitektur ist. Aber ihre Kinder gehen eben jetzt zur Schule. Vielmehr beschäftigte die Eltern also, warum defekte Fenster nicht erneuert, dafür aber Treppentürme saniert werden. Wie weit die Sanierung von Teppichboden und Heizung im Foyer des KGS geht, wann man wieder vor Kälte Jacken im Schulhaus anziehen muss, warum Mängel überhaupt nicht schneller beseitigt werden und wann der Chemieunterricht mit Versuchen im KGS wieder aufgenommen wird. Dass dieser wegen eines defekten Luftabzugs ausfallen muss, der noch dazu eigentlich funktioniere, wollte Höfer nicht einleuchten.

Nortmeyer hatte den Unterricht aus diesem Grund jedoch unterbunden und das den Eltern in einem Elternbrief vom 18. September mitgeteilt. Es ging wohl auch um Haftungsfragen. Der Brief wurde jedenfalls öffentlich. Er lässt die Stadtverwaltung nicht gut aussehen. Der Eindruck entsteht, sie habe die seit Mai bekannten Sicherheitsmängel bis dato nicht behoben. Außerdem habe Fath einen Begehungstermin nicht wahrgenommen und auch keine Vertretung geschickt. Das alles kam am Freitag wieder hoch.

Fath verwahrte sich gegen die Vorwürfe und sagte, sie sei gar nicht eingeladen gewesen. Außerdem habe es nie eine Gefährdung der Schüler gegeben. Nortmeyer versuchte, das Versäumnis der Stadtbaumeisterin mit dem Verweis auf eine Terminvereinbarung per Mail vom 5. August nachzuweisen, und Höfer zitierte aus eben dieser Mail, um wiederum Fath zu stützen. Der Unmut der Zuhörer in der nicht ganz voll besetzten Aula war deutlich. Höfer ließ sich das Wort aber nicht verbieten. Lautstark rief er ins Mikro: "Es geht um die Glaubwürdigkeit einer führenden Mitarbeiterin. Ich kann das hier so nicht stehen lassen." Später konterte wiederum Nortmeyer unter Raunen in den Reihen. Es waren unschöne Momente, die keiner wollte.

Einen Hinweis, woran es in dieser Sache mangelte, gab Fath auch mit dem Griff an die eigene Nase: "Ein Anruf hätte genügt." Kommunikationsprobleme offenbar also immer noch zwischen KGS-Schulleitung und Stadt. Oder eine "Findungsphase", wie es hieß. Aber bei der Optimierung solcher "Strukturfragen" müssten eben alle mitmachen, so Fath. Auch das ist wahrscheinlich eine Frage der "Chemie" zwischen den Beteiligten. Die Eltern sehen für sich in Sachen Mitsprache wenigstens eine deutliche Verbesserung durch den neuen Schulbeirat: "Er ist die größte Errungenschaft des Jahres", so der Elternsprecher der Grund- und Werkrealschule, Patrick Schmidt-Kühnle. Auch seine Kolleginnen aus der Elternschaft, Barbara Bartelmus, Christiane Haase und Ulrike von Eicke und Polwitz, zogen Bilanz und begrüßten zudem unter Applaus die neuen Schulsozialarbeiter Denise Gehrig und Udo Heidrich. Dass beide von der Stadt eingestellt wurden, bekam von den Eltern ein Plus. Sie lobten zudem die Machbarkeitsstudie zur baulichen Zukunft des Schulhauses. Allerdings sei der Zeitplan unklar, und es gebe keine Prioritätenliste für Reparaturen in der Übergangsphase. Hier zeigte Fath Verständnis, wurde aber auch deutlich: "Wir machen hier eine Mängelverwaltung, und da müssen wir gemeinsam durch. Wir bekommen für nichts Ersatzteile, wir können nicht mal Türgriffe austauschen." Und wenn man ein Fenster wechseln solle, sei man schnell an der Fassade, warnte Höfer, der die Sanierung der Treppentürme verteidigte: "Hier sind die Toiletten, und letztes Jahr ging es doch vor allem um deren schlechten Zustand."

Der Bürgermeister nannte die Schulsanierung eine "Herkulesaufgabe", die zwischen 40 und 70 Millionen Euro kosten werde. Mit Blick auf die Lebenszykluskosten kommt man nach 50 Jahren schnell auf 250 Millionen Euro für das Schulzentrum.

Noch vor diesen großen Aufgaben will die Stadt das Heizen in der Schule vereinheitlichen, eine Heizzentrale bauen und eventuell ein Nahwärmekonzept, in das die Nachbarschaft des Schulzentrums integriert ist, auf den Weg bringen. Doch die Eltern richten nach wie vor ihren Blick vor allem auf vergleichsweise kleinere Reparaturen und akute Mängellisten. Schmidt-Kühnle und seine Mitstreiterinnen müssen aber auch die fernere Zukunft des Schulzentrums mit im Blick haben. Dass die Elternvertreter in ihren Zielen jedenfalls beharrlich bleiben wollen, wurde am Ende schnell klar: "Denn nächstes Jahr sind wir wieder hier", so Schmidt-Kühle.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung