Schriesheim im Bild 2023

23.12.2014

Bei Schriesheims Ringern war die Luft schon vorher heraus

Von Carsten Blaue

Mömbris. Die Sensation blieb aus. Die Erstliga-Ringer des KSV Schriesheim verloren auch den Rückkampf um den Einzug ins Viertelfinale der deutschen Mannschaftsmeisterschaft bei der RWG Mömbris-Königshofen. Nach dem 15:10-Erfolg an der Bergstraße setzten sich die Kahlgrundringer auch in eigener Halle mit 19:10 durch. Trotz des Fünf-Punkte-Polsters aus dem Hinkampf warnte die RWG in ihrer Hallenbroschüre vor dem KSV: Ein heißer Tanz stehe bevor. So heiß wurde es in der "RWG-Arena", einer Schulturnhalle im Ortsteil Schimborn, aber doch nicht.

Schon vor der Begegnung durften sich die RWG-Fans beim Blick auf die Kampfpaarungen zurücklehnen. Denn der KSV ließ die 57-Kilo-Grecoklasse unbesetzt. Emil Sundberg war erkrankt und gar nicht erst aus Schweden eingeflogen worden. Warum Christoph Ewald nicht einsprang, obwohl er in der Halle war, wollte KSV-Chef Klaus Grüber nicht näher begründen: "Das ist eine längere Geschichte." So jedenfalls schenkte der KSV dem Gegner, in diesem Fall Ex-KSV-Ringer Ibrahim Fallacara, gleich zu Beginn vier Zähler. Der Rückstand der Schriesheimer wuchs auf neun Punkte, und die Luft war heraus, bevor es richtig losging. Trainer Stefan Kehrer wirkte nach seinem letzten Einsatz für den KSV entsprechend bedient: "Es geht gar nicht, hier eine Gewichtsklasse nicht zu besetzen."

Auf der Matte gelang Kehrers Abschied mit einem starken 3:0-Punktsieg gegen den EM-Dritten Daniel Ligeti. Auch nach Artem Gebekovs 3:0 gegen Tim Schleicher war zumindest noch ein Fünkchen Hoffnung - das schnell erlosch. Vor der Pause wurden René Jünger vom schwedischen Meister Frederik Schön und Benjamin Hofmann von Christian Fetzer geschultert. 6:12 lag der KSV zur Pause hinten. Jetzt ging es nur noch um einen würdigen Abschluss, doch lediglich Andrej Perpelita konnte gegen die stark besetzte RWG punkten, mit dem erwarteten, technisch überlegenen Viernull gegen Fabian Schmitt. Marcus Plodek verlor zuvor 0:3 gegen den russischen Meister von 2013, Khakhaber Khubetzy. Attila Tamas gab gegen den WM-Dritten Jim Pettersson einen Zähler ab, ebenso erging es Ionel Puscasu gegen den schwedischen Meister Robert Rosengren, der Revanche nahm für seine Niederlage in Schriesheim. Sascha Büchners 0:2-Niederlage gegen den DM-Dritten Kubilay Cakici war der Schlusspunkt des KSV hinter diese Saison, die Klaus Grüber erst einmal sacken lässt: "Wir alle müssen durchatmen."

Dabei sah die Bilanz des zweiten Jahres in der stärksten Ringerliga der Welt für den KSV-Chef gar nicht mal so schlecht aus: "Es geht Schritt für Schritt nach vorne. Wir wissen, dass wir uns verbessern müssen." Und dass sich der KSV einen neuen Trainer suchen muss nach Kehrers Abschied in den sportlichen Neustart. Für Grüber war das alles am Wochenende aber noch kein Thema: "Erst mal muss jetzt etwas Ruhe einkehren."

Am Mattenrand war Co-Trainer Kai Dittrich derweil noch ganz bei diesem Kampfabend: "Wir hatten Hoffnung, dass hier was möglich ist für uns. Mit einer kompletten Staffel hätten wir super starten können. Dann kann alles passieren. Aber das 0:9 schon am Anfang, das gab uns einen moralischen Knacks. Das hat die Emotionen herausgenommen. Und die zwei unglücklichen Schulterniederlagen nahmen uns zusätzlich Schwung. Da war die Hypothek zu groß."

Doch Dittrich ist bekannt für seine Qualitäten als Motivator: "Von allen Teams, die in der Zwischenrunde verloren haben, konnten wir uns am besten schlagen. Wir haben der RWG die Stirn geboten. Die haben ganz schön geschwitzt."

Der KSV kann ab jetzt für die Saison 2015 planen, die RWG schwitzt weiter - im Viertelfinale gegen ihren Angstgegner, den SV Germania Weingarten.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung