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09.02.2015

Ganztagsschule Schriesheim: Verständnis für "Ängste" der Eltern nötig

Von Stephanie Kuntermann

Schriesheim. An der Kurpfalz-Grundschule soll es künftig zwei Stundenpläne geben: einen für Ganztages-, und einen für "Halbtageskinder". Auf diesen Nenner lässt sich das Ziel von Schulleitung und Lehrern bringen, wenn man sich die komplizierten, von vielen Farbfeldern gegliederten Stundenpläne ansieht, die den Tagesablauf der Kinder regeln sollen. "Zu 99,9 Prozent", erklärt Rektorin Beate Hirth-Pferdekämper beim Elternabend, habe die Einrichtung die Zusage, ab dem Schuljahr 2015/16 ein Ganztages-Angebot zu machen.

In aller Herrgottsfrühe soll der Tag beginnen, ab 7.30 Uhr heißt es auf dem Plan "Betreuung nach Bedarf, durch städtisches Personal". Gemeint sei damit, sagt Hauptamtsleiter Edwin Schmitt, "idealerweise durch den ’Pfiffikus’". Ab 8 Uhr schließen sich frei wählbare "offene Angebote" an, fährt Lehrerin Angelika Kidi fort: Lesen, Sport, Schreiben, aber auch Förderstunden bei Dyskalkulie oder Lese-Rechtschreibschwäche. Weiter geht’s mit Unterricht, unterbrochen von Frühstücks-, Bewegungs-, Mittags- und Ruhepausen. "Rhythmisiertes Wochenplanmodell" heißt das in der Fachsprache. Arbeitsgemeinschaften wie Kochen, Lesen, Theater, Sport, Englisch oder Zirkus folgen, von 16 bis 18 Uhr heißt es wieder "Betreuung nach Bedarf".

Dem gegenüber stellt Lehrerin Daniela Amberg ein "klassisches Halbtages-Wochenplan-Modell" mit Unterricht von der ersten bis zur sechsten Stunde. Ganz- und "Halbtageskinder" sollen gemeinsam eine Klasse besuchen. Die einen gehen Mittags nach Hause, die anderen bleiben.

Während die Eltern das in der gut besuchten Schulaula erst einmal sacken lassen, fährt Amberg fort: "Es wird ein Speisesaal gebaut, ohne den kann es keine Ganztagesschule geben." Bauen? In der sanierungsbedürftigen Schule? Gegenüber dem Schulsekretariat soll ein Raum für das Mittagessen entstehen, das Mensa-Personal soll dort Mahlzeiten servieren, Eltern können ihren Kindern aber auch Brote einpacken, erklärt Hirth-Pferdekämper, und Elternbeiratsvorsitzende Christiane Haase ergänzt: "Geplant sind außerdem ein Bewegungs- und ein Ruheraum." Ja, antwortet sie auf Nachfrage, all das soll zum Beginn des neuen Schuljahrs fertig sein. Und, nein, begonnen wurde damit noch nicht. Die Schulleiterin geht noch einmal auf die beiden Stundenpläne ein, betont, dass die Schule den Eltern die freie Wahl lassen wolle: "Wir verstehen, dass manche Eltern Ängste haben."

Das haben sie tatsächlich: Eine Mutter befürchtet, "dass wir in der Freizeit nichts mehr mit den Kindern machen können, nicht mehr ins Schwimmbad oder zum Turnen." Dreh- und Angelpunkt vieler Fragen ist der Schulschluss um 16 Uhr: Sind dann alle Hausaufgaben gemacht? Wie bekommt man das mit dem Training im Fußballverein unter einen Hut, wie mit dem Treffen von Freunden?

Der Schulschluss sei nicht verhandelbar, so die Rektorin: "Das sind verbindliche Zeiten, das ist Unterricht und keine Betreuung." Allerdings lassen sich auch Musikschul-Stunden auf diese Nachmittage legen, außerdem werden mit den Kindern Referate und anderes vorbereitet.

Und dann gibt es noch ein Thema, bei dem die Grenzen hart gezogen werden, wie Schmitt erklärt: "Einen Hort wird es an einer Ganztagesschule nicht geben." Heißt: Wer sein Kind in den Hort geben will, muss es an der Strahlenberger Grundschule anmelden. Dort werde die Betreuung "auch über 2018 hinaus" angeboten.

Der Abend endet mit vielen Fragen und praktischen Hinweisen: Die Ganztagsschulkapazitäten sollen zunächst auf 25 Kinder begrenzt werden, anmelden kann man sie ab Mitte März - abhängig davon, welche Schule das Kind besucht oder ob es noch in den Kindergarten geht.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung