Schriesheim im Bild 2023

17.03.2015

Der Mathaisemarkt in der RNZ-Analyse: Ein gelungenes Volksfest - mit Gesprächsbedarf

Das Fest hat nichts von seiner Anziehungskraft verloren, aber trotzdem bleiben offene Fragen

Von Carsten Blaue

Das Feuerwerk am Sonntagabend zum Abschluss des Mathaisemarkts war wieder wunderschön. Beim Zuschauen kehrt langsam innere Ruhe ein nach acht ereignisreichen Fest- und Feiertagen. Man lässt den Mathaisemarkt Revue passieren. Auch wenn es Manches gab, über das man reden muss, überwiegt das Positive doch bei weitem. Es war ein gelungenes Volksfest, das von seiner Stimmung und Anziehungskraft nichts verloren hat.

Dafür sprechen schon die Besucherzahlen. Schriesheims Feuerwehrkommandant Oliver Scherer ist keiner, der die Zahlen schönt. Und nach seiner Statistik kamen sogar über 130.000 Gäste - wenn man nicht nur die Wochenenden berücksichtigt. Angesichts der Besuchermassen war die Bilanz der Rettungs- und Sicherheitskräfte sehr erfreulich. Weniger Gewaltdelikte, kaum aggressive Spannungen an den neuralgischen Punkten rund um den Festplatz. Und gerade in Sachen Jugendschutz hat sich wieder bewiesen: Kontrolle in Verbindung mit der Androhung von Konsequenzen greift. Einzelne Ausrutscher gab es auch dieses Jahr. Aber der Trend geht in die richtige Richtung.

Schaut man auf das Programm des Mathaisemarkts, so haben die Vereine wieder maßgeblich zum Gelingen beigetragen. Der Volkslauf des TVS mobilisierte Läufermassen, und die Boxmatinee des KSV füllte das Festzelt. An gleicher Stelle bewiesen die "Raubritter" am Montagabend ihr Talent fürs Feiern in großem Rahmen. Allerdings muss man sich jetzt schon Gedanken darüber machen, was nächstes Jahr aus dem "Vereinsabend" wird. Die "Raubritter" feiern nicht immer 25-jähriges Jubiläum. Und wenn man gerade dabei ist, kann man auch gleich Überlegungen zum Dienstagabend im Festzelt anstellen. Muss es denn immer die "BigFM"-Party sein? Man hört sie noch, die Kritiker, die einst die Sausen von "Radio Regenbogen" monierten. Das Pendant von "BigFM" hat kein höheres Niveau.

Mit viel Kreativität und Liebe zum Detail haben die Schriesheimer Vereine wieder den Festzug ausgestaltet. Allerdings kam der Zug oft ins Stocken und war schon nach dem Start in der Bismarckstraße arg gedehnt und entsprechend langatmig. Auch darüber wird zu reden sein.

Eine Bereicherung war erneut die Kunstausstellung des Kulturkreises. Die künstlerische Porträtschau "Inside Out" hielt die Betrachter lange fest. Für viele ist der Kunst-Besuch wie eine Oase der Ruhe mitten im Festtrubel. Doch hier muss ebenfalls schon der Blick in die Zukunft gerichtet werden, hat Kuratorin Gisela Delis-Ngom doch ihren Abschied verkündet.

Auch das Politische tat dem Mathaisemarkt wieder gut. Wolf bei der BDS-Mittelstandskundgebung, Bonde bei den Grünen, Duin bei der FDP: Es gab Gelegenheiten für Diskussionsstoff - wenn man sich auch diesen Teil des Volksfestes gönnte, das im Programm drei Schwachstellen hatte: ganz am Anfang, in der Mitte und am Ende. Das Teilnehmerfeld des Fanfarenzugtreffens war stark ausgedünnt. Das spontan organisierte Treffen historischer Traktoren - eine Idee übrigens von Verkehrsvereinschef Karl-Heinz Schulz und Traktorist Martin Sander - konnte das nur bedingt abfangen. Für das kommende Jahr wird die Stadt hier aber früher agieren können. Handeln muss auch die Winzergenossenschaft (WG) bei der Organisation des "Schriesheimer Abends" mit Weinprämierung am Mittwoch. Wohl gemerkt: dem einzigen Programmpunkt an diesem Tag. Umso weniger Kompromisse sollte man machen. Auch nicht bei der Musik. Der dieses Jahr engagierte Alleinunterhalter hatte, vorsichtig ausgedrückt, keinen guten Tag erwischt. Man fragte sich, ob es von Seiten der WG im Vorfeld überhaupt ein "Probehören" gegeben hatte.

Regulieren sind ebenfalls in Bezug auf den Krönungsabend nötig. Hier ist auch der Marktausschuss gefordert, gegenüber dem Festzeltwirt klare Aussagen zu treffen. Die Atmosphäre am Eröffnungsabend war schlicht unmöglich. Das kurzweilige, minutiös vorbereitete Programm rund um die scheidenden und neuen Hoheiten ging in der Geräuschkulisse des Festzelts unter - zumal auch die Tontechnik nicht gerade brillant war. Dazu das kalte, grelle Licht unter dem Zeltdach, das nicht mal abgedimmt wurde, um die Aufmerksamkeit auf das Bühnengeschehen zu lenken. Das kann so nicht bleiben.

Zudem sollte es gelingen, die neuen Weinhoheiten noch schneller ins Rampenlicht zu führen - dieses Jahr dauerte es etwa 90 Minuten. Denn schließlich heißt es "Krönungsabend" und nicht Abkrönungsabend. Die scheidenden Weinhoheiten haben stets im Vorfeld des Mathaisemarkts ihre große Abschiedsstunde im Zehntkeller. So wäre es für sie sicher zu verschmerzen, am Krönungsabend etwas kürzer zu treten. Dazu gab es dieses Jahr erste Ansätze im Programm, auf denen man für den nächsten Mathaisemarkt sicher gut aufbauen kann. Es gibt also einiges zu tun, und man sollte möglichst früh damit anfangen. Denn Bürgermeister Höfer sagt es stets selbst: "Nach dem Mathaisemarkt ist vor dem Mathaisemarkt."
Farbenprächtiger Abschluss: Das Feuerwerk am Sonntag. Foto: Dorn

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung