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09.05.2015

Schriesheimer Schulzentrum: Bis November sollen Ergebnisse vorliegen

Arbeitsgruppe zur Zukunft des Schulzentrums stellte Zwischenstand vor - Flexible Architektur ist das Ziel.

Von Carsten Blaue

Schriesheim. Bis Oktober will der Arbeitskreis "Zukunftsfähige Schularchitektur Schriesheim", kurz: ZSA, fertig sein. Dann sollen die Ergebnisse des sogenannten "Schulbauprozesses" vorliegen, der Grundsätzliches festlegt und formuliert, um den Schulstandort langfristig zu sichern. Wer erwartet, dass dann ein fertiges Konzept zu Pädagogik, Finanzierung und Architektur des Kurpfalz-Schulzentrums von morgen vorliegt, liegt aber falsch. Denn das Ganze ist wesentlich komplexer, eben ein "Prozess". Das unterstrichen Uwe Bellm von der Heidelberger Architektenpartnerschaft "ap88", Gesamtelternbeiratsvorsitzende Christiane Haase und Stadtbaumeisterin Astrid Fath gestern im Büro von Bürgermeister Hansjörg Höfer gegenüber der RNZ.

Sie alle sitzen in der ZSA-Arbeitsgruppe, zu der auch Vertreter der Gemeinderatsfraktionen, der Schulleitungen, des Jugendgemeinderates sowie die Schulsozialarbeiter, Elternvertreter und Vertreter von Musikschule, Volkshochschule und der Stadtbibliothek gehören. Darüber hinaus wurde von Anfang an eine möglichst breite Beteiligung angestrebt, was die Auftaktveranstaltung im November in der Mehrzweckhalle bewies. Erst danach konstituierte sich die Arbeitsgruppe. Auf Basis der im November 2013 von der Arbeitsgemeinschaft "ap88", Thiele, Balck & Partner vorgelegten Machbarkeitsstudie prüfte sie alle Varianten für die Zukunft des Bildungszentrums - vom kompletten Neubau bis zur Sanierung.

Inzwischen ist klar, dass es eine Kombination von beidem wird: "Wir erhielten eine immer differenziertere Sichtweise auf die Gebäudeteile und auf das, was sie ’können’", so Bellm. Das Gymnasium wird wohl in seiner Bausubstanz bleiben, beim Real-, Grund- und Werkrealschulkomplex laufen die Untersuchungen noch. Auch die neuesten Bauteile wie Mensa oder Fachräume der Realschule stehen zur Disposition: "Der Lebenszyklus ist eine Frage. Opfert oder integriert man Fachräume? Wir müssen erst systematisch denken, dann baulich", so Bellm.

Die Frage war also zunächst, welche Anforderungen der Schulalltag von morgen an das Gebäude stellt. Daran mussten sich Überlegungen zur Raumstruktur orientieren. Und die müsse möglichst flexibel sein, so Bellm, denn: "Schule wird immer im Wandel bleiben." So müsse die Architektur selbst gegenüber Debatten zu anderen Schulformen autark bleiben. "Aber eine neue Diskussion über die Gemeinschaftsschule gibt es nicht", betonte Höfer.

In Sachen Flexibilität ging Bellm sogar noch weiter, strebt er doch eine Funktionalität des Schulbaus an, die über rein schulische Zwecke hinaus geht und auch der "städtischen Gesellschaft" dient: "Das steigert die Identifikation." Neben der Pädagogik und der Raumstruktur ist die Finanzierung der baulichen Zukunft des Schulzentrums das dritte zentrale Thema der Arbeitsgruppe.

Und dabei geht es nicht nur um die Investitionen für Sanierung und Neubau. Es geht auch um Lebenszyklen der Baustruktur, um Nachhaltigkeit, Generationengerechtigkeit in Bezug auf die Ausgaben und um die Kosten für das Gebäude, die im Schulalltag entstehen. Spätestens an dieser Stelle wird klar, dass die drei Säulen Pädagogik, Architektur und Finanzierung nicht getrennt voneinander betrachtet werden können. Ein Abwägungsprozess, der letztlich auch auf den Gemeinderat zukommt.

Es ist das Ziel der Arbeitsgruppe, für die Stadträte eine Entscheidungsgrundlage für die nächsten Schritte zu erarbeiten. Dazu Höfer gestern: "Der Gemeinderat wird eine Richtung hören, und wir werden über Finanzierungsabschnitte reden. Dann müssen wir sehen, wie wir genehmigungsfähige Haushalte aufstellen und wie wir Zuschüsse erhalten können. Das hört sich einfacher an als es ist. Bis Ende 2016 wollen wir ein Büro haben und in die Planung gehen." Aufgrund der Vergaberichtlinien werde es keinen Architektenwettbewerb zum Schulzentrum geben, sondern eine EU-weite Ausschreibung der Planung, wie Fath erläuterte.

Bellm unterstrich, dass eine "finanzielle Punktlandung" in der Kalkulation anfangs nicht möglich sei: "Wir werden Circa-Werte vorlegen können." Erst im weiteren Prozessverlauf sei eine Präzisierung möglich. Nachvollziehbar wurde das alleine am Beispiel der Organisation des Schulalltags während der Bauphasen. Diese kostet nämlich auch Geld - zum Beispiel, wenn die Schüler in Container ausweichen müssen. Aber auch das sei noch völlig offen: "Denn es ist eine logistische Frage, ob auf dem Schulgelände genug Platz sein wird, wie viele Bauabschnitte es gibt und wie groß das Bauvolumen ist", sagte Bellm. Auch er sprach gestern Abend in der Mehrzweckhalle. Die ZSA-Arbeitsgruppe stellte ihre Zwischenergebnisse vor und erläuterte, was seit November vergangenen Jahres geschehen ist. Es kamen viel weniger Interessierte als noch zur Auftaktveranstaltung im Herbst. Das bestätigte auch, was Haase sagte. Die meisten Eltern würden sich für die heute nötigen Renovierungen und den reibungslosen Unterrichtsablauf interessieren, aber nicht für den Schulbauprozess: "Weil sie und ihre Kinder davon nicht mehr profitieren." (weiterer Bericht folgt)

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung