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Schriesheim: Anwesen im Burgweg 4 hat unter der Baustelle im Burgweg 6 bis 8 gelitten
Die Schäden am Haus sind immer noch da - Vorwürfe gegen Investor und Bürgermeister
Von Stephanie Kuntermann
Schriesheim. Der Hof im Burgweg 4 ist eine Idylle mit seinem urigen Schuppen und den kleinen Häusern. Ruth Hartmann schätzt sie auf ein Alter von 100 Jahren. Die Schriesheimerin ist hier aufgewachsen, hat "über die Straße" geheiratet, mit ihrem Mann das Wohnhaus ausgebaut und drei Kinder großgezogen. Es gibt aber ein paar Dinge, die die Idylle stören: Eine verkratzte und verdrehte Regenrinne etwa, ein herausgerissenes Anschluss-Stück und eine beschädigte Fassade. Die hatte ihr Mann, ein gelernter Gipser, verputzt und gedämmt. Jetzt ist sie ein Flickenteppich aus Löchern und Dellen. Ein großer Riss offenbart die darunter liegende Dämmwolle, am Fenster sind Putz und Metallstreben herausgebrochen. "Die sind haarscharf vorbei gefahren, ich habe gedacht, sie drücken mir das Fenster ein", erzählt Hartmann. Sie meint die Fahrer der 20-Tonner-LKW, die die Baustelle oberhalb ihres Hauses anfuhren. Jetzt ist der Wohnblock fertig. Die Schäden am Haus sind immer noch da; wann und auf wessen Kosten sie beseitigt werden, ist ungewiss.
Der Reihe nach: 2013 wurde mit den Bauarbeiten auf dem Anwesen oberhalb des Hartmann-Grundstücks begonnen; an der Stelle einer Bauruine sollte ein Sieben-Parteien-Haus entstehen. Bauherr war die Taronova-Burgweg-GmbH, eine im Februar 2012 eigens für die Errichtung des Objekts gegründete Firma. Sie gehört zur Taronova, 1998 in Werl gegründet und 2011 nach Schriesheim verlegt.
Für die Nachbarn gab es vor dem Baubeginn eine Informationsveranstaltung im Rathaus. Geschäftsführer Matthias Weigel kündigte Straßensperrungen an, zeitweise abgestellte Strom- und Wasserleitungen, Baustellenverkehr, Lärm, Dreck. Beim Ersten Spatenstich im November 2013 schippte sogar Bürgermeister Hansjörg Höfer mit (die RNZ berichtete). Was Lärm und Dreck anging, hielt Weigel Wort, berichtet Hartmann: "Zeitweise war ein Dixie-Klo unter meinem Schlafzimmerfenster aufgestellt."
Die unappetitliche Angelegenheit war schnell bereinigt, doch die eigentlichen Probleme verursachten die LKW. Weil die Fahrer lieber rückwärts den Burgweg herunter fuhren statt sich durch den schmalen Huberweg zu quälen, wurde beim Manövrieren in der schmalen Gasse immer wieder das Nachbarhaus gerammt. Einmal, berichtet Hartmann, habe es gebebt, und die Gläser in der Wohnzimmervitrine klirrten. Damals sei das Fenstergewände gerammt worden. Der Unfallfahrer habe sich ohne Hinterlassen seiner Personalien entfernt, sein Chef habe ihr später 200 Euro angeboten. "Das haben mein Sohn und ich natürlich abgelehnt", sagt Hartmann.
Der Sohn mahnte mehrmals Reparaturen an, forderte Weigel zu einem Gespräch auf. Der erklärte im August 2013 in einem Brief, den Hartmann der RNZ vorlegt, "dass wir vereinbarungsgemäß die Beschädigungen, die durch uns oder von uns beauftragte Unternehmen entstanden sind, am Ende der Baumaßnahmen im Frühjahr 2014 auf unsere Kosten beseitigen werden."
Die Unfälle überschatteten die letzten Lebensjahre von Hartmanns Gatten Ludwig; die Schäden sind noch immer da. Im Februar verwies Weigel schließlich auf die Versicherungen der Fuhrunternehmen. Auch diesen Brief zeigt Hartmann der RNZ. Statt Schadenersatz versprach Weigel darin nun nur noch, die Geschädigte "im Rahmen meiner Möglichkeiten zu unterstützen".
Nicht nur die Baufahrzeuge, sondern auch die Müllabfuhr hätten die Wand beschädigt, im Übrigen hätte Hartmann Kontakt mit den Fahrern aufgenommen und Geld erhalten. "Das war mein Mann", empört sich Hartmann. Er hätte seinerzeit von den Fahrern eines Müllautos lediglich 50 Euro angenommen.
Gegenüber der RNZ gab Weigel auf schriftliche Nachfrage keine Stellungnahme ab.
Auch mit der Verwaltung gab es 2013 ein Gespräch. Später wandte sich Hartmann mehrmals an den Bürgermeister; zuletzt Anfang März, doch da brachte sie auch Kritik an, äußerte Höfer gegenüber schriftlich, "dass Sie total pro Weigel eingestellt sind." Möglicherweise liegt Hartmann hier nicht so falsch. Der Bürgermeister ist in einem Werbefilm zum Burgweg 6 bis 8 zu sehen. Auf Hartmanns Vorwurf angesprochen, verweist Höfer auf die Ankündigung, dass alle Schäden am Haus beseitigt würden. Was seine persönliche Einstellung angeht, bemerkt er, dass sei aus Hartmanns Sicht " subjektiv ja richtig." In dem Film unter "Videos zu den Wohnungen" sagt Höfer: "Das Haus am Burgweg liegt direkt unterhalb der Strahlenburg. Sie haben einen Blick über die gesamte Stadt, Sie haben einen Blick über die gesamte Rheinebene, Sie sind in wenigen Minuten direkt im Herzen der Altstadt, am Marktplatz…".
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