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13.10.2015

Windkraftdiskussion in Schriesheim: Ein Drittel war dafür, ein Drittel dagegen

Bürger-Info zum Thema Windkraft in der Schriesheimer Mehrzweckhalle – Spontanumfrage bei den rund 200 Bürgern brachte kein klares Bild

Von Stefan Zeeh

Bergstraße/Schriesheim. Die Bürgerbeteiligung rund um die Ausweisung von Vorrangflächen für die Windkraft ist für alle Beteiligten keine einfache Angelegenheit. Das zeigte sich auch bei der zweiten Informationsveranstaltung zum Thema Windenergie des dafür zuständigen Nachbarschaftsverbands Heidelberg-Mannheim in der Schriesheimer Mehrzweckhalle.

"Die Presse hat von der ersten Informationsveranstaltung in Leimen nur die kritischen Stimmen zu Wort kommen lassen", bemängelte Moderator Oliver Märker von "Zebralog", der "Agentur für crossmediale Bürgerbeteiligung", bei einem Pressegespräch im Vorfeld der Veranstaltung. Daran wird sich bei der Berichterstattung über die Veranstaltung in der Schriesheimer Mehrzweckhalle für die Gemeinden Dossenheim, Hirschberg und Schriesheim wenig ändern.

Zwar befürwortete rund ein Drittel der knapp 200 erschienenen Bürger den Ausbau der Windkraft, wie eine ad hoc Befragung unter den Anwesenden durch Märker ergab, doch niemand sprach sich öffentlich für die Errichtung von drei Windrädern in der eigenen Gemeinde aus.

Die Umfrage unter den anwesenden Bürgern belegte zudem, dass ein weiteres Drittel sich noch keine Meinung zur Windkraft gebildet hatte und nach Informationen suchte. Das verbleibende Drittel stand der Windkraft abgeneigt gegenüber.

Eine Wortmeldung direkt im Anschluss an diese Umfrage zeigte dann das Dilemma auf, das dieser Veranstaltung anhaftete: Ein Bürger merkte an, dass die drei vorgegebenen Antwortmöglichkeiten nicht ausreichten. So könne man den Ausbau der Windkraft durchaus befürworten, aber gleichzeitig dagegen sein, dass Windräder, wie vorgesehen, in Landschaftsschutzgebieten aufgestellt werden.

Jedenfalls gab es zunächst einmal jede Menge Informationen zur möglichen Errichtung von Windkraftanlagen in der Region. Der Geschäftsführer des Nachbarschaftsverbands Heidelberg-Mannheim, Martin Müller, erläuterte die politischen Vorgaben aus Stuttgart und stellte die sogenannten harten und weichen Tabukriterien vor, die dazu herangezogen wurden, Gebiete für die Windkraftnutzung auszuschließen. Übrig blieben die sogenannten Konzentrationszonen, in denen Windräder errichtet werden dürfen. Entlang der südlichen Bergstraße liegen diese beispielsweise an der Hohen Waid bei Hirschberg, auf dem Gebiet "Zins" auf Schriesheimer Gemarkung oder am Hohen Nistler zwischen Dossenheim und Heidelberg.

"Wir wollen keine Windkraftanlagen bauen, sondern festlegen, wo diese errichtet werden dürfen und wo nicht", beschrieb Müller die Aufgabe des Nachbarschaftsverbands. Dazu diene auch die Bürgerbeteiligung, zu der diese Informationsveranstaltung aufrief. Von dieser erwarte man sich Hinweise darauf, wo vorgesehene Gebiete verkleinert werden oder ganz wegfallen können.

Derartige Hinweise bekam Müller im Laufe der Veranstaltung kaum. Vielmehr zeigten die Fragen und Diskussionsbeiträge, dass diese Bürgerbeteiligung für manche zu spät kommt. "Man diskutiert nicht, ob Windräder errichtet werden sollen oder nicht", stellte Dieter Hannig vom Verein "Gegenwind" aus Weinheim fest.

Es bestand auch vielfach Unverständnis darüber, dass in Rheinland-Pfalz und Hessen Ausschlussgebiete für die Windkraft festgelegt werden dürfen, nicht aber in Baden-Württemberg. "Das sind Vorgaben aus Stuttgart. Die Metropolregion und der Regionalverband haben keinen Einfluss darauf", konnte Martin Müller nur auf andere Zuständigkeiten hinweisen. Themen wie Windgeschwindigkeit, Infraschall oder Höhe der Windräder kamen ebenso zur Sprache, wobei Müller meist darauf verweisen musste, dass dies Dinge seien, die erst ein zukünftiger Investor zu berücksichtigen habe.

Beim Thema Vogelschutz, das Benjamin Hill von der Frankfurter Planungsgruppe Natur und Umwelt vorstellte, meldeten sich Bürger aus Heddesheim zu Wort. Denn auf der Gemarkung dieser Gemeinde ist bisher ebenfalls eine Konzentrationszone für Windkraftanlagen ausgewiesen. "In Heddesheim brüten Roter und Schwarzer Milan", wusste Kurt Klemm vom Verein für Vogelfreunde aus eigenen Beobachtungen. "Teilen Sie uns ihre Beobachtungen mit", rief Hill zur Mitwirkung auf, denn zur Erstellung der Artenschutzgutachten seien die Fachleute durchaus auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen.

Überhaupt mag es noch weitere Anregungen und Hinweise gegeben haben, denn die Anwesenden waren dazu aufgerufen, diese auf gelben Kärtchen schriftlich zu hinterlassen.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung