Schriesheim im Bild 2023

16.12.2015

Schriesheim: Der Winterdienst hat schon im Herbst begonnen

Stadtbaumeister Foltin und Bauhofleiter Koch stellten den Fuhrpark vor und erläuterten die Herausforderungen bei Schnee und Eis

Schriesheim. (sk) "I’m Dreaming Of A White Christmas", sang Bing Crosby 1941. Beim Bauhof dürfte wohl niemand von weißen Weihnachten träumen. Schon der Schnee an Werktagen sorgt bei den 14 Mann in Schriesheim und den drei Kollegen in der Außenstelle Altenbach für viel Arbeit. "Der Winterdienst fängt nicht erst mit dem Streuen an", sagt Stadtbaumeister Markus Foltin.

Los geht es bereits im Herbst. Dann werden die beiden Unimogs, die im Sommer Wasser, Sand oder Häckselgut auf Baustellen oder Grünanlagen fahren, auf den Wintereinsatz vorbereitet. Glänzend poliert und mit Räumschild und Aufbaustreuer ausgestattet, stehen die zwei Fahrzeuge ab dem 1. November im Fuhrpark bereit. Wenn es kälter wird, geht es los mit der Wetterbeobachtung. "Wir stellen uns auf drei, halb vier Uhr morgens den Wecker", sagt Bauhof-Leiter Lothar Koch. Schneit es, dann rücken die Männer aus. Zuvor werden die Wagen, die 1,8 Tonnen Material fassen, mit Steinsalz befüllt, das die Stadt in zwei Silos lagert: Das auf dem Bauhof fasst 40 Tonnen, in den neuen Speicher beim Schützenhaus passen 60 Tonnen. In einem harten Winter wie 2012/13, wo es 36 Einsätze gab, komme man damit etwa drei Wochen lang über die Runden, so Foltin.

Die Streu-Maschine kann zwischen fünf und 40 Gramm Salz pro Quadratmeter auf den Straßen verteilen, die Streubreite ist einstellbar von 1,5 bis maximal acht Meter. Weniger Spielraum gibt es beim Schild. Der über 600 Kilo schwere Schieber werde durch sein Gewicht auf der Straße gehalten und solle möglichst nicht oft gedreht werden, betont Koch. Er ist immer leicht nach rechts geneigt, so dass die Schneehaufen beim Hochfahren rechts und beim Herunterfahren wieder rechts an den Fahrbahnrand geschoben werden. Nicht immer könne man auf Garageneinfahrten oder Gehwege Rücksicht nehmen, versuche es aber, sagt Koch: "Irgendwo muss der Schnee halt hin." In der Kernstadt werden viel befahrene Straßen wie Passein, Bismarck- oder Heidelberger Straße geräumt, außerdem Steilstrecken wie die am Branich. "Das ist kein Zuckerschlecken", sagt Koch und denkt an die Millimeterarbeit, die auf engen Wegen wie der Hohl oder dem Eisengrubweg auf die Männer wartet; dann muss der Beifahrer aussteigen und den Fahrer einweisen, mitunter greift er auch zur Schippe und macht den Weg frei.

Manchmal ärgert sich Koch über zugeparkte Straßen und Wendehämmer. Oft kommen die Trupps etwa im Rappenbuckelweg nicht mehr weiter und müssen umkehren. "Am Vormittag rufen die Leute dann an und fragen, warum wir noch nicht da waren", sagt er. Doch für die Männer geht die Arbeit gleich weiter: Die Fahrzeuge werden gereinigt und geölt. "Nichts ist schlimmer als Salz", sagt Koch, der Wert darauf legt, die jeweils 100 000 Euro teuren Gefährte in Schuss zu halten. Trotzdem, betont Foltin, seien die Männer im Ernstfall mehrmals am Tag unterwegs, gewährleisten den Winter- und Streudienst bis 22 Uhr.

Altenbach, Ursenbach und Kohlhof werden von den Altenbacher Kollegen abgefahren. Seit der Winterdienst vor vier Jahren wieder in kommunale Obhut kam, bedeutet das für die Arbeiter eine erste Tour ab halb vier Uhr morgens. "Das dauert zwischen viereinhalb und fünf Stunden", sagt Thomas Weber. 58 Kilometer lang ist so eine Runde, bei der so gut wie alle Straßen befahren werden.

Bereits viermal waren die Altenbacher in diesem Winter unterwegs, hatten mit Schnee und überfrierender Nässe zu tun. Urlaubsplanung, Familienfeste - so etwas könne in den Monaten bis März zum Problem werden, sagt Foltin. Doch die Stadt hat beschlossen, den Männern ihren Einsatz mit mehr freier Zeit zu vergelten: Bekamen sie in früheren Jahren vier Extra-Urlaubstage, sind es ab 2015 sechs freie Tage.

Copyright (c) rnz-online

Autor: Rhein-Neckar-Zeitung