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01.05.2016

Der Mauersegler kehrt zurück - und sucht Nistplätze

Anfang Mai kehrt der Mauersegler aus dem Winterquartier nach Schriesheim zurück - Seine Nistplätze sind in Gefahr

Mauersegler nisten in Spalten und Nischen, unter Dächern oder in Hausfassaden. Doch gerade diese Schlupfwinkel werden ihnen immer öfter genommen. Foto: dpa

Von Carsten Blaue

Schriesheim/Bergstraße. Er verbringt die meiste Zeit seines Lebens in der Luft. Er frisst, schläft und paart sich in der Luft. Im Jahr legt er rund 200 000 Kilometer zurück. Natürlich in der Luft. Bei bis zu 21 Lebensjahren macht das rund vier Millionen Zugkilometer. Er kann im Sturzflug bis zu 200 km/h schnell werden. Er ist extrem ortstreu, kehrt also nach seinem Winterquartier in den afrikanischen Ländern südlich des Äquators an seine angestammten Brutplätze hierzulande zurück. "Der Mauersegler ist ein Wunder der Natur", sagt Prof. Dr. Volker Voigtländer, ehrenamtlicher Naturschutzwart der Stadt Heidelberg: "Aber seine Bestandseinbrüche sind einfach katastrophal." Weil seine Nistmöglichkeiten immer öfter vernichtet werden. Manchmal ahnt der Mensch das gar nicht. Daher ist es Voigtländer und der Schriesheimerin Anette Reimelt ein besonderes Anliegen, auf diese Problematik hinzuweisen. Mehr noch: "Der Mauersegler braucht unsere Hilfe", so Voigtländer.

Mauersegler machen keinen Dreck

Dass die beiden Naturschützer gerade jetzt auf das Schicksal des Langstreckenziehers aufmerksam machen, kommt nicht von ungefähr. Gilt der Mauersegler doch als "Kalendervogel": "Er kommt ziemlich genau am 1. Mai, bleibt dann bis Ende Juli und ist dann plötzlich wieder weg", erläutert Voigtländer, der auch in der Heidelberger Gruppe des Naturschutzbundes (Nabu) aktiv ist und hier als Spezialist für Mauersegler gilt. Reimelt teilt mit ihm die Faszination für diese Vögel, die eigentlich zu jedem Stadtbild gehören müssten. Sie sind Höhlenbrüter und bauen ihre Nester vornehmlich in Spalten, Nischen und Hohlräumen an Traufen, unter Dächern oder an Hausfassaden. Wenn es diese Schlupfwinkel noch gibt. Reimelt beobachtet das oft an der Bergstraße: Alte Häuser und Scheunen werden abgerissen und weichen hermetisch abgedichteten Neubauten. Lücken in Mauern werden durch Wärmedämmungen verschlossen, Dachstühle saniert. So gehen dem Mauersegler die Nistplätze allmählich verloren, und er verschwindet langsam, aber sicher aus Städten und Dörfern.

Zwar steht "Apus apus", so sein lateinischer Name, zurzeit auf keiner "Roten Liste". Doch gefährdet ist er allemal. Daher war er schon 2003 der "Vogel des Jahres". Heute schützen ihn die Vogelschutzrichtlinie der EU und das Bundesnaturschutzgesetz. Gegen dieses verstoße man, gibt Voigtländer deutlich zu verstehen, wenn man einen Nistplatz vernichtet, ohne dafür adäquaten Ersatz zu schaffen. Dabei ist das gar nicht so schwer.

Es gibt Nistkästen in verschiedenen Ausführungen, sogar spezielle "Niststeine", die in ein neues Mauerwerk integriert werden können. Man muss es eigentlich nur wollen. Der Aufwand ist gering, und Bedingungen gibt es nur wenige. So sollte der Mauersegler seinen Brutplatz ohne Hindernisse anfliegen können. Die Nistmöglichkeit sollte schattig, in Dachnähe und etwa fünf Meter über der Erde sein. Also kommen vor allem Gebäude ab zwei Stockwerken Höhe in Frage: "In Schriesheim wäre die Strahlenburg natürlich sehr gut geeignet", lächelt Voigtländer. Überhaupt sind Türme optimal für den Mauersegler. Zwar könne es lange dauern, bis dieser einen neuen Brutplatz finde und annehme, sagt der Experte. Komme es jedoch dazu, dann sei eine Besiedlung auf Jahrzehnte gesichert. Und das ist Voigtländer dabei ganz wichtig: "Mauersegler machen keinen Dreck! Da werden sie leider zu oft mit den Schwalben verwechselt. Die bauen ihr Nest aus Lehm und Speichel. Das kann der Mauersegler gar nicht." Warum auch, wenn man die meiste Zeit seines Lebens in der Luft verbringt?

Info: Wer Kenntnis von bestehenden Nistplätzen des Mauerseglers hat oder bereit wäre, einen neuen Brutplatz einzurichten, wird gebeten, sich per E-Mail an die Adresse mauersegler-heidelberg@gmx.de zu wenden. Informationen und Beratungen zu Nisthilfen gibt auch der Nabu Heidelberg, Telefon 0 62 21 / 600 705, E-Mail: mauersegler@nabu-heidelberg.de. Findet man verletzte Exemplare, dann hilft die Mauerseglerklinik Frankfurt, Telefon 0 69 / 35 35 15 04, E-Mail: info@mauersegler.com.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung