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13.06.2016

Das Schriesheimer Tal kommt nicht zur Ruhe

Schon wieder heftige Regenfälle am Mittwochabend - Kleine Bäche traten über die Ufer

Der Kanzelbach passte kaum noch unter den Brücken durch. Foto: Feuerwehr Schriesheim

Schriesheim. (cab) Es war Bürgermeister Hansjörg Höfer gestern ein großes Anliegen, allen "Frauen und Männern der Feuerwehr" seinen Dank auszusprechen. So viele Stunden hätten sich diese ehrenamtlich für die Bürger eingesetzt, um die Schäden nach den heftigen Regenfällen zu beseitigen, in Grenzen zu halten oder Gebäude zu schützen. Seit dem 30. Mai haben sie 67 Unwettereinsätze gehabt, dazu fünf im "Tagesgeschäft", wie es Kommandant Oliver Scherer nannte. 110 Kräfte taten Dienst. Dazu kam vergangene Woche noch Hilfe aus Hirschberg und am Mittwochabend aus Dossenheim.

Scherer war in Höfers Büro gekommen, um die 14 Einsätze von vorgestern zu schildern. Um 18.30 Uhr gab es die erste Alarmierung, um 23.45 Uhr waren die Floriansjünger mit dem Aufräumen fertig. Dazwischen lagen anstrengende Stunden. "Also, ich habe ja schon viel erlebt, aber so viel Wasser! Das war bestimmt unter den Top drei", so Scherer. Im Schriesheimer Tal habe es zwischen Kling Malz und dem Schützenhaus geradezu geschüttet. In 15 bis 30 Minuten habe es 30 Liter auf den Quadratmeter gegeben. Dabei waren die Wasserstände der Bäche auch so schon hoch genug und die Böden längst vollgesogen. Also schoss der Pappelbach über die Fahrbahn: "Beim Waldschwimmbad kamen uns Schlammmassen und Geröll entgegen", berichtete Scherer: "Das war viel schlimmer als vor einer Woche." Das Wasser habe knöchelhoch auf der Straße gestanden. Der Verkehr sei zum Erliegen gekommen; zur Sicherheit der Bürger sperrten Feuerwehr und Polizei die L 536 bis 22 Uhr. Dafür mussten sich die Kameraden offenbar von aufgebrachten Autofahrern einiges anhören. "Das waren Beleidigungen. Eine bodenlose Unverschämtheit": Scherer war noch immer aufgebracht. Im Bereich des Parkplatzes Weites Tal lag ein Baum quer über der Straße. Der Weittalbach, der laut Scherer zuvor noch nie Probleme gemacht hatte, schwoll massiv an und flutete ein Wohnhaus neben dem Hotel Scheid. Von hier ist es nicht weit zum Ost-Portal des Branichtunnels. Doch Stadtbaumeister Markus Foltin beruhigte: "Man muss keine Angst haben, dass einem im Tunnel eines Tages die Wassermassen entgegenschießen."

In Altenbach blieb es ruhig. Die Feuerwehrleute des Ortsteils mussten nicht ausrücken: "Sie waren die eiserne Reserve", so Scherer. Die Ursenbacher halfen im Schriesheimer Tal.

Auf die Frage, was man tun kann, um solche Unwetterfolgen künftig zu vermeiden, sagte der Kommandant: "Man kann bauen, so viel man will: Irgendwann ist die Grenze erreicht, und Kosten und Nutzen stehen in keinem Verhältnis mehr." Höfer erinnerte daran, dass die Stadt zuletzt insgesamt rund 400 000 Euro für Hangsicherungen und Baumfällungen ausgegeben habe. Bachläufe und Rückhaltebecken würden sauber gehalten, und alleine in die Unterhaltung des Kanzelbachs stecke die Stadt jährlich 20 000 Euro. Dieser sei es ja auch gar nicht, so Foltin: "Die kleinen Bäche sind es, die die Probleme machen." Dennoch wird der Kanzelbach in Modellrechnungen unter die Lupe genommen, um beispielsweise zu erkennen, wo Schwachstellen liegen. Eine sei die Verdolung. Höfer sagte, man müsse dem Bach "mehr Raum geben" und ihn am Festplatz freilegen.

Scherer ergänzte, man bemühe sich darum, künftig auf Daten der Pegelmessstelle zurückgreifen zu dürfen: "Dann müssen wir nicht immer gleich rausfahren." Es wäre eine Erleichterung - "zumal wir das Thema Hochwasser immer öfter haben".

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung