Schriesheim im Bild 2023

01.07.2016

"Volles Haus" im Schriesheimer Waldschwimmbad: Ein Jubiläumsabend de luxe

Beim Konzert von "Soulfinger" ließen sich Schriesheimer nicht vom Unwetter abhalten - Jochen Wähling schwärmte: "Einfach fantastisch"

Von Stephanie Kuntermann

Schriesheim. Wer "Proud Mary" covert, kann daraus Partymusik machen und den Rocksong nahtlos einfügen in den Stimmungs-Teil eines Sets. Man kann das Stück um einen Schaufelraddampfer in New Orleans aber auch in gemächlichem Soul-Tempo anklingen lassen wie eine Südstaaten-Liebeserklärung; dazu braucht es noch eine kratzige Tina-Turner-Stimme wie die von Tess Smith, im Hintergrund eine blendend gelaunte Band wie "Soulfinger", und fertig ist ein Intro, bei dem sich das Publikum zu später Stunde mit dem langsamen Refrain "Rollin’ On The River" selbst in Trance singt. Dann zieht das Tempo an, die Fans vor der Bühne tanzen, und nun kommt der große Auftritt von Schlagzeuger Patrick Metzger und dem neuen "Soulfinger"-Bassisten, der unglaubliche Dinge mit seinen Händen, Fingern und dem Instrument tut. Auf diese Weise wird aus einem Dreieinhalb-Minuten-Song fast eine Viertelstunde Musik, und wenn es nach dem Publikum geht, gerne noch mehr. Der "Creedence-Clearwater-Revival"-Hit ist allerdings das offizielle Ende des Konzerts, doch so einfach kommen "Soulfinger" nicht von der Bühne.

Über Stunden haben sie ihr Publikum im Waldschwimmbad warmgespielt, und das hat nur zu bereitwillig mitgemacht, Organisatoren, Musikern und nicht zuletzt den Gastgebern vom Schwimmbad-Trägerverein IEWS einen Jubiläumsabend de luxe beschert.

80 Jahre Schwimmbad und 25 Jahre Verein sollten - das hatten sich die Macher vorgenommen - lautstark und ganz groß gefeiert werden, und das ist auch gelungen. Obwohl es am Nachmittag nicht danach aussah. Da hinterließ der Regenguss einen schlammigen See, auf dem auch die "Proud Mary" hätte schippern können. Doch weil man in diesem Jahr an dergleichen gewöhnt ist, pausierte die Band nur kurz bei ihrem Soundcheck, um dann unverdrossen weiterzumachen.

Auch die Schriesheimer lassen sich nicht vom Unwetter abhalten: Straßenränder und Parkplätze zwischen Sozialer Heimstätte Talhof und Schützenhaus sind restlos zugeparkt, und schon kurz nach sechs wollen die ersten Besucher das "Glücksrad" am Eingang drehen, mit dem sie die Höhe ihres Eintritts selbst bestimmen können. Zur Belohnung gibt es ein Glas Schriesecco, doch der geht irgendwann zur Neige, trotzdem wird munter weiter gespendet. Auf der Wiese wird es voll, und IEWS-Vizevorsitzender Jochen Wähling freut sich bei diesem Anblick: "Einfach fantastisch".

Die Band legt los mit ihrem Intro, und schon stürmen die Fans vor die Bühne, wo anstelle des Sees nun ein paar Holzplanken liegen. Etta James’ Geniestreich "Something’s Got A Hold On Me" wird mit Laeh James’ schauspielerischen Talent und einem von tief unten hervorgeholten Vibrato zum großen Drama mit fetzigem Gitarrensolo - ein Heimspiel für den Schriesheimer Christian Gasch -, bevor sich Band-Senior Jimmy James mit "Grooving" einen Hippie-Ohrwurm vornimmt und daraus mit Hilfe der Blechbläser eine Soul-Hymne strickt. Kurz darauf spielen sich die beiden Meister-Saxofonisten in ihren Soli die Bälle zu, während bei Wilson Picketts "Funky Broadway" langsam die Sonne untergeht.

Nun kann man die psychedelischen Licht-Installationen, ein Werk der Firma "epicto", so richtig genießen, die aus den Bäumen einen bunten Märchenwald machen; vor dem schwarz werdenden Himmel zeichnen sich nun auch die Blumen, Kreise, Spiralen und Wellen vor dem Hintergrund der Baumkronen ab, auf die sie projiziert werden. Kaum findet man Zeit, sich zwischendurch mal eine Bratwurst oder ein Brot mit süß-pikant gewürztem Sommerbraten - einer Spende der Metzgerei Urban - zu holen. Im bunten Scheinwerferlicht von der Bühne steigt Trockeneisnebel in die Luft, und die erste Zugabe ist zum Heulen schön: "Stand By Me", gesungen von allen Sängerinnen und Sängern dieses Abends. Nach einem großartigen "Sex Machine" klingt der Abend um halb zwölf Uhr aus mit "Simply The Best". Dem nichts mehr hinzuzufügen ist.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung