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06.07.2016

Schriesheim: Flüchtlinge sollen ab Oktober im Altenbacher Abtsweg unterkommen

Schriesheim-Altenbach. Beste Lage, unverbaubarer Blick, sanierte Altbausubstanz aus den dreißiger Jahren - so oder ähnlich würde vermutlich ein Makler das Haus Abtsweg 1 anpreisen. Eigentümerin ist die Stadt, die es vor etwa zwei Jahren kaufte und eine der fünf Wohnungen vermietete. Die übrigen - etwa 280 Quadratmeter Wohnfläche - sollen nun nicht auf den Wohnungsmarkt kommen, sondern dienen im Rahmen der Anschlussunterbringung der Aufnahme von Flüchtlingen. Sie sollen im Oktober hier einziehen, und dem dürfte auch nicht viel entgegenstehen; hier eine neue Lampe, da eine Fußleiste, gründlich putzen, und fertig wären die Wohnungen.

Stolz führen Rathaus-Mitarbeiterin Karina Mayer, die die Regie führt bei der Sanierung, Bürgermeister Hansjörg Höfer, Ortsvorsteher Herbert Kraus und Integrationsbeauftragte Isabel Herschel durch die Räume.

Im Dachgeschoss gibt es zwei Wohnungen um die 70 Quadratmeter; hier wie auch in den unteren Wohnungen wurden Wände eingezogen, auch mal Durchbrüche geschaffen, Bäder saniert, zum Teil neu gefliest und PVC-Böden verlegt. Fachfirmen kümmerten sich um die elektrischen Leitungen, die Heizung und die Bad-Installationen. Den Rest machte der Bauhof. Einfach war es nicht, erklärt Mayer: "Wenn man eine Tapete entfernen wollte, konnte es passieren, dass die halbe Wand mit runterkam."

Ein alter Kamin wurde entfernt, neue Küchenzeilen eingebaut, und nun wirkt hier und im ersten Stock alles hell und freundlich. Das Erdgeschoss hat einen separaten Eingang, hier gibt es eine geräumige Wohnküche mit ebenfalls neuer Zeile. "Man könnte die Zimmer so belegen, dass das hier WG-Charakter hat", bemerkt Herschel. Mehr als 20 Personen sollen hier nicht wohnen, darin sind sich alle einig. "Es wäre schön, wenn Familien mit Kindern im Schul- und Kindergartenalter einziehen", wünscht sich Kraus, der sich über Zuwachs für die Altenbacher Einrichtungen freut.

Immer wieder sieht man Zeugnisse aus der (Um-)Baugeschichte des Hauses, mal eine originale Stuckdecke, mal aber auch Holz-Imitate aus DC-Fix-Folie. Nun sei das Haus "auf dem neuesten Stand" und entspreche den gängigen Vorschriften, sagt Mayer. Ob da manchmal der Amtsschimmel etwas zu laut wieherte, will keiner in der Runde kommentieren: Jedenfalls müssen die Herde über Zeitschaltuhren verfügen, die sie nach zehn Minuten abstellen.

Schön ist dagegen der Blick aus den Fenstern und von den Balkonen: Er geht auf die evangelische Kirche, ein kleines, mit Hortensien bestandenes Gärtchen und den Ortsmittelpunkt. Alles in allem habe die Renovierung des Abtsweg-Hauses rund 85 000 Euro gekostet, sagt Mayer: "Ohne den Bauhof wäre das viel teurer geworden."

Die Arbeiten sind Teil einer Gesamt-Maßnahme, bei der die Verwaltung Wohnungen in der Kernstadt und im Ortsteil sanieren lässt, um sie für die Anschlussunterbringung nutzbar zu machen. "Über den Daumen gepeilt" schätzt Mayer die Sanierungskosten für alles auf 150 000 Euro.

2016 werden Schriesheim 79 Personen zur Anschlussunterbringung zugeteilt. 30 von ihnen könnten frühestens im November in die angemieteten Räume im Dossenheimer Weg 68 ziehen, wo derzeit Sanitäranlagen und anderes saniert werden. Sieben Menschen könnten im Burgweg 7 wohnen, sechs in der Oberen Kippstraße, doch muss hier noch renoviert werden.

Stadtverwaltung stellte ihre neue Unterkunft zur Anschlussunterbringung von Flüchtlingen vor - 2016 werden Schriesheim 79 Personen zur Anschlussunterbringung zugeteilt
Weitere Flüchtlinge leben bereits in privat angemieteten Wohnungen. "Die Zuteilungsquote", stellt Mayer damit fest, "wäre nach Idealberechnung hiermit erfüllt." Über das kommende Jahr ist damit aber noch nichts gesagt. Da liegt die Quote bei derzeit etwa 150 Personen.

Neubauten und weitere Anmietungen sind nach der Vorstellung der Verwaltung für sie die Lösung. Mayer betont: "Eine Unterbringung in Containern ist nicht vorgesehen und kommt nur zum Tragen, wenn die benötigte Anzahl an Wohnungen nicht zur Verfügung steht."
Ortsvorsteher Herbert Kraus, Integrationsbeauftragte Isabel Herschel, Karina Mayer aus dem Bauamt und Bürgermeister Hansjörg Höfer (v. l.) in einer der Wohnungen im Abtsweg 1. Foto: Dorn

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung