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22.07.2016

Friedwald in Schriesheim: Gemeinderat sieht keine Konkurrenz zum Friedhof

Der Rat hat ein Bodengutachten und eine Wirtschaftlichkeitsprüfung für den Bestattungswald im Gewann "Wäldchen" in Auftrag gegeben.

Schriesheim. (cab) Gegen die Stimmen der Freien Wähler (FW) und von CDU-Stadtrat Karl Reidinger hat der Gemeinderat gestern das forstliche Beratungsunternehmen "Unique" aus Freiburg mit einem Bodengutachten und der Wirtschaftlichkeitsberechnung für einen Bestattungswald im Gewann "Wäldchen" bei Altenbach beauftragt. Mit der Einschränkung, dass vor der Vergabe der finanziellen Prüfung zunächst die Ergebnisse der Bodenbegutachtung vorgelegt werden sollen. Insgesamt würde "Unique" für seine Expertise knapp 16 000 Euro bekommen.

Auch wenn es nicht um die Entscheidung über einen Bestattungswald selbst ging, sondern nur um die richtige Basis für einen solchen Beschluss, geriet die Aussprache in Teilen grundsätzlich.

Bei einer Begehung habe "Unique" eigentlich schon bestätigt, dass das "Wäldchen" geeignet sei: "Aber wir wollen neben einem defizitären Friedhof nicht noch einen defizitären Bestattungswald", so Christian Wolf, dessen Grüne Liste das Thema im vergangenen November angestoßen hatte. "Wir schaffen Fakten und Rahmenbedingungen für unsere Entscheidung", nickte Daniel Schneegaß (CDU). Es sei dabei nicht zielführend, Friedhof und Bestattungswald gegen einander auszuspielen, mahnte er die Freien Wähler. Zudem brauche man die Wirtschaftlichkeitsberechnung nur dann, wenn das Bodengutachten positiv ausgefallen sei.

Das Nein seiner FW-Fraktion in diesem Punkt begründete Heinz Kimmel mit deren grundsätzlicher Ablehnung eines Bestattungswalds. Dieser belaste den Haushalt und fordere hohe Investitions- und Verwaltungskosten. Das Land Bremen habe zudem den Bestattungszwang gelockert. Falle dieser auch in Baden-Württemberg weg, so sinke die Zahl der Beerdigungen. Im Umkreis von 50 Kilometern gebe es überdies schon vier Bestattungswälder und die Möglichkeit naturnaher Begräbnisse auf Friedhöfen. Dieses Angebot könne man auch in Schriesheim machen: "Das wäre zudem barrierefrei." Der Fraktionssprecher verwahrte sich gegen eine Aussage von Heinz Waegner in einem Leserbrief in der RNZ, Kimmel argumentiere aus eigenen Interessen als Friedhofsgärtner: "Auch auf naturnahen Friedhöfen gibt es keinen Blumenschmuck."

Sebastian Cuny (SPD) warnte vor Grundsatzdiskussionen: "Sterben und Trauern sind so individuell wie der Mensch selbst." Ein Bestattungswald sei daher keine Konkurrenz für den Friedhof. Entsprechend sollte die Stadt auch Möglichkeiten schaffen. In der Kostenanalyse, so Cuny, müssten aber wirklich alle Fakten auf den Tisch - vom Personal bis zur Verkehrssicherung. Auch Wolfgang Renkenberger (FDP) stimmte für das Gutachten: "Ich wüsste nicht, wie wir sonst an die Erkenntnisse kommen sollten."

Das wäre es eigentlich gewesen. Doch Wolf richtete sich nochmals an Kimmel. In Stuttgart gebe es keine Bestrebungen, den Bestattungszwang zu lockern. Zudem sei der Schriesheimer Friedhof den Schriesheimern vorbehalten, der Bestattungswald aber für die ganze Region gedacht. Und: Dass sich darin keine Spaziergänger mehr aufhalten dürften, wie die FW in der RNZ behaupteten, sei "Unsinn" - ein Ausdruck, für den sich der Grüne eine Rüge von Bürgermeister Hansjörg Höfer einhandelte. Außerdem seien das nicht seine Worte gewesen, wehrte sich Kimmel.

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Autor: Rhein-Neckar-Zeitung